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Wie man trotz Polyneuropathie Kraft aufbaut

Mit den Nerven schwindet die Kraft

Die Kraft zu erhalten ist bei Polyneuropathie eines der wichtigsten Ziele. Sehr viele Patienten haben große Probleme im Alltag, weil sie so wenig Kraft haben, dass das Gehen schwer fällt, es gibt sogar nicht wenige Menschen, die aufgrund der mangelnden Muskelkraft im Rollstuhl landen.

Gegen Kraftverlust wendet man normalerweise klassisches Krafttraining an. Allerdings besteht ein riesiges Problem: Normales Krafttraining funktioniert bei Polyneuropathie nicht sonderlich gut.

Insbesondere die Unterschenkel lassen sich nur sehr schlecht trainieren, wenn die Nervenschäden einmal begonnen haben. Das hat zwei Gründe:

1. Wenn Muskelfasern von den Nerven nicht erreicht werden, lassen sie sich auch nicht mehr trainieren.

2. Um eine Kraftsteigerung zu erzielen benötigt man sehr intensive Muskelarbeit, die man mit Polyneuropathie einfach nicht mehr leisten kann.

Deshalb lässt sich mit klassischem Krafttraining bei Polyneuropathie vergleichsweise wenig ausrichten. Von meinen eigenen Patienten kenne ich dieses Problem zur genüge: Man strengt sich an, versucht alle möglichen Übungen, aber die Kraft entwickelt sich wenig und manchmal gar nicht. Man kämpft also nur gegen die langsame Verschlechterung an.

Deshalb bin ich dauernd auf der Suche nach einer neuen Methode, um für meine Patienten eine Möglichkeit zur Steigerung ihrer Muskelkraft zu finden.

Normales Krafttraining funktioniert bei Polyneuropathie schlecht

Um einen Muskel zu stärken, muss man ihn zunächst anstrengen. Bei der Anstrengung verbraucht der Muskel mehr Energie als das Blut ihm liefert. Dadurch wird der Muskel belastet und zu einer Reaktion angeregt - das ist der Trainingsreiz.  Kraftsteigerungen und Muskelwachstum kommen nur als Reaktion auf Anstrengung und Belastung zustande. Wenn der Muskel "merkt", dass er seinen Aufgaben nicht gewachsen ist, reagiert er darauf, indem er größer und stärker wird. Das heißt: ohne Anstrengung keine Kraftsteigerung.

Bei Polyneuropathie schafft man das allerdings mit den üblichen Trainingsmethoden nicht mehr, weil das Training aufgrund der Nervenschäden erschwert ist. Man schafft es einfach nicht mehr, die entsprechenden Übungen mit genügend Widerstand zu absolvieren um einen Trainingseffekt zu erzeugen. Das Training wird nicht intensiv und anstrengend genug um die Kraft zu steigern.

Es gibt allerdings einen Trick, mit dem man der Muskulatur ein extrem intensives Training simulieren kann.

Anstrengendes Training simulieren

Wenn ein Muskel sehr intensiv arbeitet, dann verbraucht er mehr Nährstoffe als das Blut ihm bringt. Gleichzeitig sammeln sich Abfallprodukte wie zum Beispiel Laktat an, weil das Blut sie langsamer abtransportiert als sie produziert werden. Das stresst den Muskel und zwingt ihn zu reagieren - ein Trainingseffekt entsteht. Der Muskel wird größer und stärker, die Durchblutung wird besser.

Wie gesagt kann aber nicht jeder so intensiv trainieren.

Um dies für Menschen mit Einschränkungen zu ermöglichen gibt es ein Verfahren, das in Japan bereits seit den 1960er Jahren mit großem Erfolg eingesetzt wird:

Man legt aufblasbare Manschetten an Arme oder Beine, ähnlich wie wenn man den Blutdruck misst. Der Druck dieser Manschetten bewirkt, dass die Durchblutung kurzzeitig und kontrolliert vermindert wird. Dadurch kommt in der Muskulatur weniger Blut an. Wenn man nun ganz leichte Übungen macht, verbraucht man dann schon alles, was das Blut an Nährstoffen in die Muskeln bringt. Das bedeutet: es werden mehr Nährstoffe verbrannt als geliefert werden, und es werden weniger Abfallstoffe abtransportiert als anfallen, genau wie beim hochintensiven Training. Es entsteht also exakt die gleiche Situation wie wenn man äußerst intensiv trainiert, auch wenn man nur ganz leichte Übungen absolviert. Und auch der Trainingseffekt entspricht dem Trainingseffekt bei hochintensivem Training!

Es genügen deshalb ganz lockere, mechanisch kaum belastende Bewegungen um einen Trainingseffekt auszulösen, als ob man Hanteln geschwungen hätte wie Schwarzenegger.

Eine japanische Arbeitsgruppe ließ ihre Probanden mit den Manschetten an den Beinen auf einem Laufband gehen. Mit gerade einmal 3km/h, also sehr langsam, 10 Minuten zweimal täglich. Nach 3 Wochen hatten die Probanden bereits 10% mehr Kraft aufgebaut (Takashi et al. 2005).

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Wenn Sie selbst BRF-Training ausprobieren möchten empfehle ich das BFR-Set von Bitzer Sporttherapie mit hochwerten BFR-Manschetten und der ausführlichen Trainingsanleitung "BFR-Training".

Sehr effiziente und sehr sichere Trainingsmethode

Mit dieser Trainingsmethode wird seit etwa 15 Jahren auch außerhalb Japans experimentiert. Insbesondere Menschen mit Einschränkungen, die kein klassisches Hanteltraining machen können, profitieren davon.

In zahlreichen Versuchen zeigte sich, dass bereits einfaches Gehen mit solchen Manschetten bedeutende Kraftsteigerungen bewirken. Einfaches Spazierengehen wird so quasi zu einem effizienten Krafttraining.

Wenn man aber, statt nur zu gehen, Kraftübungen mit ganz leichten Gewichten durchführt, erreicht man noch größere Effekte. Wer die Manschetten trägt kann also mit ganz leichten Übungen, die normalerweise wenig bringen würden bereits die Kraft steigern. Typischerweise werden dabei 20% der Maximalkraft eingesetzt und man erreicht damit beinahe dieselben Effekte wie wenn man schwerste Gewichte stemmen würde.

Außerdem ist diese Art des Trainings sehr sicher. Die Gefahr von Verletzungen und Überlastungen ist aufgrund der geringen mechanischen Belastung geringer als bei normalem Training. Für das Herz-Kreislaufsystem besteht kein Unterschied zu normalem Training, was die Sicherheit angeht.

Man sollte allerdings nur Manschetten verwenden, mit denen man den Druck messen kann. Denn der Druck darf weder zu niedrig noch zu hoch sein. Wenn der Druck zu niedrig ist, entsteht nicht der gewünschte Effekt, wenn er zu groß ist kann er den Blutfluss ganz abschnüren, was unbedingt vermieden werden sollte. Deshalb ist von der unter Bodybuildern üblichen Praxis, sich die Arme mit einfach Bändern abzubinden dringend abzuraten.

Die Nerven schützen und trainieren

Ein besonderer Vorteil dieser Trainingsmethode ist, dass sie nicht nur Effekte auf die Muskulatur hat, sondern auch auf die Nerven.

Wenn der Körper auf diese Weise "gestresst" wird, dann merkt er natürlich, dass zu wenig Blut fließt. Als Reaktion darauf produziert er Wachstumsfaktoren, die die Neubildung von Blutgefäßen anregen. Deshalb verbessert sich durch dieses Training auch die Durchblutung.

Aber was revolutionär ist: Wenn Blutgefäße wachsen, wachsen auch Nerven!

Das Training der Blutgefäße bewirkt also zusätzlich das Wachstum von Nerven. Es gibt eine ganze Kaskade von Wachstumsfaktoren, die eine positive Wirkung auf die Nerven haben - das berühmte EPO, das Wachstumshormon GH, das VEGF (Vascular endothelial growth factor) und HIF (Hypoxieinduzierbarer Faktor). Alle diese Stoffe lassen Nerven wachsen! Ihre Produktion wird durch ein Training mit Blutfluss-Manschetten angeregt (Larkin et al. 2012).

Seit langem ist bekannt, dass es möglich ist, die Nerven vor Schäden durch Sauerstoffmangel und Durchblutungsstörungen zu schützen, indem man den Körper darauf trainiert. Das heißt, wenn man eine aufblasbare Manschette anlegt und damit den Blutfluss kurzzeitig begrenzt, bereitet sich der Körper darauf vor, solche Ereignisse auszuhalten. Und zwar der ganze Körper inklusive Nerven und Gehirn, auch wenn nur zum Beispiel am Bein eine Manschette angebracht wurde.

Besonders bei Nervenschäden nach Schlaganfällen wurde dies beobachtet. Wenn Sie heute mit einer Blutflussmanschette trainieren und morgen einen Schlaganfall erleiden, bei dem die Durchblutung des Gehirns gestört wird, sind Ihre Chancen auf einen glimpflichen Ausgang besser. Das Gehirn wird nicht so stark geschädigt, die Nerven überleben eher, die Folgen werden also weniger schlimm. Den Zusammenhang können Sie hier im Detail nachlesen: Zhao et al. (2020). Mit dieser Methode lassen sich also Nerven schützen. Noch besser ist allerdings, dass dieses Training auch Nerven WACHSEN lässt!

So wurde festgestellt, dass dasselbe Vorgehen auch NACH einem Schlaganfall noch hilft. Denn es kurbelt das Wachstum und die Regeneration von  Nervenzellen an.  Wenn man also nach einem Schlaganfall täglich für einige Minuten die Manschetten anlegt und den Blutfluss in Arme oder Beine bremst, dann erholt sich das Gehirn schneller. Die Effekte sind so stark, dass in einem Artikel in "Nature" von einem neuen Paradigma zum Schutz der Nerven gesprochen wird. (Hess et al. 2015)

Aber funktioniert das auch bei Polyneuropathie?

Funktioniert das auch bei Polyneuropathie?

Bisher gab es keine Studien zu dieser Art des Trainings bei Polyneuropathie. Allerdings gab es zahlreiche Berichte von anderen neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose (Camara-Lemaroy et al. 2018), Parkinson (Douris et al. 2020) und wie gesagt beim Schlaganfall.

Ich testete also selbst, ob Patienten mit Polyneuropathie ebenfalls durch dieses Training profitieren. Ich trainierte mit fünf Patienten, die alle an Polyneuropathie litten. Eine Patientin litt zusätzlich an Parkinson, ein Patient unter einer Fußheberschwäche. Alle Patienten klagten über wesentlichen Kraftverlust. Drei der Probanden waren über 70, zwei sogar über 80.

 

Kraftmessung

Um zuerst einmal zu wissen, wie stark die Patienten waren, führte ich mit ihnen eine Kraftmessung durch. Dabei mussten die Probanden so stark sie konnten mit dem Fuß auf einen Kraftsensor drücken. Entweder indem sie die Fußspitze nach unten drückten (Plantarflexion) oder indem sie sie nach oben zogen (Dorsalextension).

Die größte Kraft, mit der die Probanden auf den Sensor drückten wurde aufgezeichnet. Es wurde also die sogenannte Maximalkraft gemessen.

 

Das Training

Nach der Messung wurde mit dem Training begonnen. Dabei wurden vier sehr einfache Kraftübungen durchgeführt. Die Probanden machten Kniebeugen, sogenanntes Wadenheben (Heben und Absenken des Körpers auf die Zehenspitzen) und je eine Übung für die Beugung des Knies und das Anheben der Fußspitze.

Wenn klassische Kraftübungen zu schwierig waren, ließ ich die Probanden einfach die entsprechende Bewegung gegen den Widerstand meiner Hand machen. Wenn man die Manschetten trägt ist das bereits eine vollwertige Form des Krafttrainings. Es wurden jeweils 30 Wiederholungen angestrebt, wenn die Übung gefühlt zu anstrengend wurde, konnten die Patienten bereits früher unterbrechen. Jede Übung wurde zwei mal pro Trainingseinheit durchgeführt. Dabei trugen die Probanden die Manschetten, die den Blutfluss bremsen. Diese wurden mit 180mmHg aufgepumpt. Das ganze Training wurde vier mal wiederholt.

Wichtig zu wissen ist, dass die Übungen zwar einfach waren, anstrengend waren sie aber trotzdem. Denn der eingeschränkte Blutfluss bewirkt zwar, dass man ohne große Last die Kraft steigern kann. Ohne Anstrengung geht es aber trotzdem nicht. Wenn der Muskel in dieselbe Stresssituation gerät wie bei hochintensivem Training, dann empfindet man auch dasselbe Anstrengungsgefühl.

Ergebnisse

Die Kraft aller Probanden hatte sich am Ende des Trainings wesentlich verbessern.

Beim Ausstrecken des Fußes, der sogenannten Plantarflexion stieg die Maximal-Kraft von durchschnittlich 133 Newton (also etwa 13,5kg) auf 222 Newton (22,5 kg) im rechten Bein. Links stieg sie von 142 Newton (14,5 kg) auf 195 Newton (19,9 kg).

Beim Anheben der Fußspitze, der sogenannten Dorsalextension stieg die Maximalkraft von durchschnittlich 81,8 Newton (8,3 kg) auf 117 Newton (11,9 kg) rechts und von 88 Newton (9 kg) auf 110 Newton (11,2kg) links.

Diese Kraftsteigerungen sind sehr groß, denn wie gesagt wurde lediglich viermal trainiert. Alle Probanden hatten sich bei allen Bewegungen in einem Maß verbessert, dass man normalerweise nur jungen gesunden Menschen zutrauen würde, die sehr intensiv trainieren. Das ist umso beeindruckender, da alle Probanden bereits zuvor mit mir klassisches Krafttraining durchgeführt hatten, aber aufgrund der Polyneuropathie keine wesentlichen Kraftsteigerungen in den Muskeln der Unterschenkel erreichten.

 

Möglicherweise regenerieren sich die Nerven

Das Ausmaß der Kraftsteigerungen hat mich selbst sehr überrascht. Ich hatte natürlich vermutet, dass ein Trainingseffekt eintritt, aber so starke Kraftzuwächse sind wie gesagt normalerweise kaum erreichbar.

Ich glaube deshalb, dass sich etwas im Nervensystem verbessert haben könnte. Denn so große Kraftsteigerungen sind durch reine Muskelanpassungen einfach nicht so schnell machbar. Bei der einzigen Patientin, die Schmerzen hatte und an dieser Studie teilnahm, reduzierten sich übrigens auch die Schmerzen wesentlich. Das ist ebenfalls ein Hinweis darauf, dass sich die Nerven durch das Training mit Blultflussrestriktion regenerieren. Einen ausführlichen Artikel zum Effekt auf die Schmerzen finden Sie hier: Kann man die Nerven bei Polyneuropathie endlich heilen?

Die neue Methode ist also ein wesentlicher Fortschritt in der Art, wie ich mit Patienten mit Polyneuropathie trainiere. Zum ersten Mal steht eine Methode zur Verfügung, die spürbare Kraftverbesserungen in kurzer Zeit bewirkt. Und es scheint so als ob sich auch die Nerven erholen.  Man bremst also nicht mehr nur den Abbau, sondern sieht messbare Fortschritte. Dies zeigt sich übrigens auch im Alltag der Menschen. Eine Probandin konnte nach den viermal Training wieder wesentlich besser gehen und normale Schritte machen, nachdem sie zuvor nur mit großen Schwierigkeiten kleine Trippelschritte am Rollator machen konnte. Solche Fortschritte benötigen mit den üblichen Methoden Monate harter Arbeit und werden manchmal nie erreicht.

Natürlich ist dies kein Beweis im wissenschaftlichen Sinne dafür dass die Nerven sich erholt haben, natürlich stellen sich noch viele Fragen, allerdings ist allein die Steigerung der Kraft durch dieses Training wirklich bemerkenswert.

Anwendung zu Hause

Das Schöne an der neuen Methode ist, dass sie jeder zu Hause anwenden kann. Man benötigt lediglich die entsprechenden Manschetten dazu. Die Übungen sind so einfach, dass man sie problemlos selbst durchführen kann.

Die Belastung des Körpers durch die Manschetten ist übrigens gering. Die Gefahr von Verletzungen oder Überlastungserscheinungen ist eher geringer als bei ganz normalem Sport. Die Methode ist seit etwa 20 Jahren ausgiebig erforscht worden. Dabei hat sich gezeigt, dass das Training sehr sicher ist, wenn man die Manschetten nicht zu lang (weniger als 60 Minuten) anlegt und der Druck darin nicht übertrieben groß ist.

Man muss sich aber bewusst sein, dass das Training trotzdem anstrengend ist und die Manschetten auch unangenehm sein können. Ein leichter bis mittlerer Druckschmerz ist dabei normal und vergeht sofort, nachdem man die Manschetten entfernt.

Das passende Equipment

Das passende Equipment für das Blutflussrestriktionstraining zu bekommen war übrigens nicht ganz einfach. Wie gesagt sollten aufblasbare Manschetten verwendet werden. Sehr häufig werden einfache Gummibänder angeboten. Davon rate ich allerdings dringend ab, denn man kann mit ihnen nicht kontrollieren, wie hoch der Druck ist.

Mit falschem Equipment ist der angewandte Druck quasi immer zu hoch oder zu niedrig, da man ja nicht nachmessen kann. Das führt dazu dass das Training entweder nichts nutzt, oder sogar gefährlich sein kann.

Bevor ich mit diesem Training selbst begann, suchte ich natürlich nach passendem Material. Leider konnte ich zu diesem Zeitpunkt nur einen einzigen Anbieter finden. Die Manschetten kosteten sage und schreibe 500 Euro und es war nicht einmal eine Pumpe dabei.

Um das Training einfacher zugänglich zu machen, biete ich deshalb inzwischen auf meiner Webseite ein Manschetten-Set an (Die Occlusion Cuff Pro). Dieses können Sie im Online Shop bestellen. Ich empfehle, vorher unverbindlich mit mir zu telefonieren um zu sehen, ob diese Art des Training für Sie sinnvoll ist.

Das BFR-Training selbst ausprobieren

Wenn Sie selbst BRF-Training ausprobieren möchten empfehle ich das BFR-Set von Bitzer Sporttherapie mit hochwerten BFR-Manschetten und der ausführlichen Trainingsanleitung "BFR-Training".

Christian Bitzer Profil

Christian Bitzer

M.A. Sportwissenschaft
Sporttherapie (DVGS)
Inhaber von Bitzer Sporttherapie

Tel. 0176 66 86 91 51
Bitzer.Sporttherapie@gmail.com

Sprechen Sie mit mir!

Diese neue Art des Trainings ist etwas ganz neues. Deshalb ist es sinnvoll, sich zuerst beraten zu lassen und zu sehen, ob Sie persönlich so trainieren sollten. Schließlich möchte man sicher gehen, dass das Training hilfreich ist.

Sprechen Sie deshalb mit mir! Gerne berate ich Sie zu Ihrem individuellen Training und erstelle für Sei einen individuellen Trainingsplan.

Sie können mich dazu unverbindlich telefonisch oder per Email kontaktieren.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Was darüber hinaus hilfreich ist

Abgesehen vom Training mit den Manschetten habe ich bei Polyneuropathie sehr gute Erfahrungen mit Gleichgewichtstraining gemacht.
Eine ausführliche Anleitung und Übungen dazu finden Sie hier: Übungen bei Polyneuropathie

Sportliche Menschen mit Polyneuropathie finden hier alle nötigen Informationen: Sport und Polyneuropathie

Gegen die Schmerzen bei Polyneuropathie können Sie sich mit einer speziellen Massage helfen. Eine Anleitung dazu finden Sie hier: Massage bei Polyneuropathie
Was sonst noch gegen Schmerzen helfen kann: Schmerzen bei Polyneuropathie und was Sie dagegen tun können

Übrigens kann größere Muskelkraft auch gegen Müdigkeit und Erschöpfung als Folge von Polyneuropathie helfen. Mehr dazu finden Sie hier: Erschöpfung bei Polyneuropathie

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Krafttraining trotz Verletzungen

Jeder Sportler, der eine Verletzung erleidet, möchte möglichst wenig Leistungsfähigkeit verlieren und möglichst schnell wieder aktiv werden. Leider kann man natürlich nicht mehr wie bisher trainieren. Denn zu große Belastung direkt nach einer Verletzung kann noch mehr Schäden anrichten und die Heilung verzögern. Eine neue Trainingsmethode erlaubt allerdings, schon unmittelbar nach Verletzungen und Operationen die Muskeln hochintensiv zu trainieren, ohne Gefahr zu laufen sich zu überlasten.

Hochintensives Krafttraining - ohne große mechanische Belastung

Für einen Sportler ist die schlimmste Folge von Verletzungen oft der Verlust der Muskulatur und der Leistungsfähigkeit. Muskeln, die nicht bewegt werden verlieren rasend schnell an Kraft und Größe. Bereits eine Woche Ruhigstellung kann 30% Kraftverlust bedeuten. Langwierige Verletzungen können deshalb einen Rückschlag bedeuten, von dem sich die Leistungsfähigkeit nie wieder erholt.

Deshalb wird immer früher, fast unmittelbar nach der Verletzung, mit Übungen und Physiotherapie begonnen. Allerdings kann auch in der Physiotherapie nur bis an die Belastungsgrenze des Gewebes gearbeitet werden. Eine Methode, die seit langem in Japan angewandt wird kann nun aber helfen, die Effekte von leichten Übungen wesentlich zu verstärken. Diese Methode simuliert für den Muskel bereits bei mechanisch ganz leichten Übungen ein hochintensives Training.

Den Blutfluss bremsen

Die Methode nennt sich Blutfluss-Restriktions-Training (BFR). Dabei wird eine aufblasbare Manschette an das verletzte Bein oder Arm gelegt, die den Blutfluss etwas bremst. Das bedeutet nicht, dass das Körperteil abgeschnürt werden soll, sondern lediglich, dass die Durchblutung für kurze Zeit reduziert wird. Dadurch kommt weniger Blut und damit weniger Sauerstoff und Nährstoffe in die Muskulatur. Gleichzeitig sammeln sich Abbauprodukte wie Laktat an – genau wie bei hochintensivem Training.

Ganz leichte Übungen - Riesiger Trainingseffekt

Wenn die Manschetten angelegt wurden, reichen deshalb ganz leichte Bewegungen aus, um die Muskulatur so stark zu reizen, wie wenn man extrem trainieren würde. Takashi et al. (2005) ließen junge Männer zweimal täglich 10 Minuten (5x2min) langsam auf einem Laufband gehen. Die Geschwindigkeit betrug gerade einmal 3 km/h, war also sehr langsam. Gelenke, Bänder und Knochen wurden also kaum belastet. Der Trainingseffekt war allerdings beeindruckend!

Nach drei Wochen hatten die Probanden zwischen 8 und 10 Prozent mehr Kraft als zuvor. Auch die Muskeln waren um 4-7% gewachsen (die Probanden wurden vorher und nachher mit einem MRT vermessen). In der Kontrollgruppe, die gleich lange auf dem Laufband ging, aber keine Blutfluss-Restriktion bekam, kam es hingegen zu keiner Kraftsteigerung.

Nochmal: 10 Prozent Kraftsteigerung durch 2x10 Minuten langsames Gehen am Tag! Ein solcher Effekt wäre eigentlich nicht einmal mit Doping vorstellbar. Diese Studie zeigt also, dass Training mit Manschetten zur Blutflussrestriktion die beste Alternative zu hartem Training ist, wenn dieses gesundheitlich nicht möglich ist. Wer also aus medizinischen Gründen keine Hanteln schwingen kann, sollte auf diese neue Art des Trainings zurückgreifen.

Natürlich muss man nicht unbedingt auf einem Laufband trainieren. Der gleiche Effekt ist auch durch Radfahren möglich.
Conceicao et al. (2019) ließen ihre Probanden auf Ergometern Rad fahren. Eine Gruppe fuhr ganz normal Rad und setzte dabei 70% der maximalen Sauerstoffaufnahme ein, strengte sich also recht stark an. Eine zweite Gruppe fuhr lediglich mit 40% der maximalen Sauerstoffaufnahme, also ganz locker, legte aber die aufblasbaren Manschetten an.
Nach 8 Wochen Training hatte die Gruppe mit den Manschetten und geringer Last sowohl ihre Sauerstoffaufnahme als auch die Muskelmasse mehr gesteigert als die Gruppe, die ohne Manschetten und mehr Last Rad fuhr. Obwohl das Training weniger intensiv war, hatte man also bessere Trainingsergebnisse - weil die Blutfluss-Restriktion angewandt wurde.

Wer an einer frischen Verletzung leidet, bekommt durch diese neue Form des Trainings also die Möglichkeit, seine Leistungsfähigkeit zu erhalten - ohne Gefahr zu laufen, sich durch zu frühes Training zu überlasten.

 

Trainingsanleitung aus der Wissenschaft

Eine Arbeitsgruppe der Universität Magdeburg hat bereits eine Anleitung zum Einsatz des Blutfluss-Restriktions-Trainings publiziert (Behrent et al. 2020).

Sie empfehlen, aufblasbare Manschetten zu verwenden, da man mit ihnen den Druck genau steuern kann. Zu großer Druck könnte den Blutfluss nämlich ganz abschnüren, was kontraproduktiv und potenziell gefährlich ist.

Sind die richtigen Manschetten vorhanden empfehlen sie folgendes Vorgehen:

Phase 1: Ab dem ersten Tag nach der Verletzung

Passive Blutfluss-Restriktion ohne sich zu bewegen.

Die Manschetten werden angelegt und aufgeblasen. Es werden keine Übungen gemacht. Die Manschette wird für 5 Minuten aufgeblasen, danach wird die Luft aus der Manschette gelassen und 3 Minuten Pause gemacht. Diesen Vorgang wiederholt man 3-5 mal, einmal täglich. Dies scheint bereits zu genügen, um mehr Muskeln zu erhalten als wenn man gar nichts machen würde.

Ja, Sie lesen richtig, wenn man die Manschetten einfach nur anlegt ohne sich zu bewegen, bremst das den Kraftverlust! Eine Übersichtsarbeit zum Thema finden Sie hier: Cerqueira et al. (2020)

Phase 2: ab 3-7 Tage nach der Verletzung

Mit den Manschetten am Bein wird ganz locker gegangen oder Rad gefahren.

Für den Oberkörper kann man Handbikes benutzen oder ganz leichte Übungen mit einem Gummiband machen.

Sehr niedrige Intensitäten genügen für den Erhalt der Muskulatur. Das Training sollte nicht länger als 20 Minuten dauern.

Phase 3: Krafttraining mit leichten Gewichten und Blutfluss-Restriktion

Sobald Sie sich wieder so gut bewegen können, dass Kraftübungen mit sehr leichtem Gewicht technisch korrekt ausgeführt werden können, sollten Sie mit Krafttraining mit Blutfluss-Restriktion beginnen. Es reichen 20-30% der Maximalkraft aus. Es werden 2-4 Sätze mit 15-30 Wiederholungen durchgeführt. Idealerweise beginnt man mit einem Satz mit vielen Wiederholungen, später genügen weniger Wiederholungen. Klassischerweise wird 30-15-15 angewandt.

Wenn die Blutfluss-Restriktionsmanschetten angelegt wurden, können Sie bereits mit 20-30% der Maximalkraft trainieren und Kraftzuwächse erzielen, die fast so groß sind wie wenn Sie schwerste Gewichte stemmen.

Am Ende dieser Phase können Sie nahtlos wieder "normales" Krafttraining ohne Blutfluss-Restriktion einbauen.

 

Reha auf der Überholspur

Wer nach diesem Muster arbeitet, kann also quasi sofort nach der Verletzung mit dem Reha-Training beginnen und nach sehr kurzer Zeit wieder ins normale Training einsteigen. Dadurch verkürzt sich die Zeit bis zur vollständigen Rehabilitation wesentlich. Denn während man mit Blutfluss-Restriktions-Training schon wochenlang trainieren kann, ist man bei herkömmlichen Reha-Protokollen noch immer bei leichten physiotherapeutischen Übungen. Dementsprechend verkürzt das Blutfluss-Restriktions-Training die Zeit bis man wieder voll einsatzfähig ist wesentlich.

Wichtig ist aber, dass dieses Training zwar mechanisch kaum belastet, anstrengend ist es aber trotzdem. Wie gesagt wird den Muskeln quasi simuliert, dass sie sehr schwer arbeiten. Das bedeutet, dass auch das Anstrengungsgefühl sehr stark wird. Wer gerne Sport macht wird sich aber eher darüber freuen, dieses Gefühl nach einer Verletzung wieder erleben zu dürfen!

Kaum Muskelkater

Ein großer Vorteil ist aber, dass trotz des großen Anstrengungsgefühls der Muskelkater deutlich schwächer ausfällt als bei normalem Training. Das liegt daran, dass die mechanische Belastung so gering ist. Muskelkater entsteht nämlich durch viele kleine Risse in der Muskulatur. Diese entstehen, wenn große Kräfte in der Muskulatur wirken. Da beim Blutfluss-Restriktionstraining allerdings nur so geringe Widerstände verwendet werden, bekommt man auch viel weniger Muskelkater als beim klassischen Training.

Auch Knochen und Sehnen profitieren

Diese Form des Trainings scheint außerdem nicht nur positive Effekte auf die Muskulatur zu haben, sondern darüber hinaus auch Knochen und Sehnen fit zu halten. In einer Studie an der Universität Freiburg wurde festgestellt, dass das Training mit Blutfluss-Restriktion ähnliche Trainingseffekte in den Sehnen auslöst wie ein Training mit sehr hohen Lasten – es macht sie widerstandsfähiger, sodass man später schneller wieder in seine Sportart einsteigen kann. Auch der Abbau von Knochen durch Bewegungsmangel wird durch dieses Training reduziert.
Diese Effekte können Sie hier nachlesen: 
Centner et al. (2019); Karabulut et al. (2011).

Kein zusätzliches Risiko - bei richtiger Anwendung

Natürlich sollte dieses spezielle Training richtig angewandt werden, um sicher zu sein. Bei richtiger Anwendung ist die Gefahr von Verletzungen oder körperlichen Schäden in etwa gleich wie bei normalem Training oder sogar etwas geringer. Obwohl das Training mit Blutfluss-Restriktion auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich wirkt, ist es also keineswegs gefährlich. Eine Übersichtsarbeit zu möglichen Risiken finden Sie hier: Loenneke et al. (2011).

Selbstverständlich müssen beim Training mit Blutfluss-Restriktion allerdings einige Dinge beachtet werden, um sicher zu trainieren.

Das Wichtigste ist, dass die Manschetten nicht mit zu großem Druck angebracht werden. Denn auf keinen Fall darf der Blutfluss ganz abgeschnürt werden. Deshalb sollten hochwertige Manschetten verwendet werden, die mit einem Manometer zur Druckanzeige geliefert werden. Der Druck sollte dann allerhöchstens 80% des Drucks betragen, der den Blutfluss ganz stoppen würde. 50% genügen allerdings. Wie hoch der Druck genau sein muss, kann man bei hochwertigen Produkten in den Bedienungsanleitungen der Manschetten nachlesen.

Außerdem dürfen die Manschetten nicht zu lange angebracht werden. Beim Gehen oder Radfahren höchstens 30 Minuten, bei Kraftübungen höchstens 20 Minuten.

Natürlich dürfen die Manschetten nicht direkt auf eventuellen Wunden oder Narben angebracht werden.

Bevor man nach einer Verletzung mit dem Training beginnt, sollte man mit den behandelnden Ärzten sprechen. Wer an einer Erkrankung leidet, sollte selbstverständlich ebenfalls vor dem Training mit einem Arzt Rücksprache halten.

Das Training selbst ausprobieren

Wenn Sie selbst nach diesem System trainieren wollen, benötigen Sie natürlich das entsprechende Equipment. Passende, aufblasbare Manschetten bei denen man den Druck einstellen kann, waren bis vor kurzem nur zu sehr hohen Preisen, ab 500 Euro erhältlich und sehr schwer zu finden.
Deshalb biete ich in meinem Online Shop die Occlusion Cuff Pro an. Sie ist ein sehr hochwertiges und trotzdem bezahlbares BFR-System für € 139,99.

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Nie mehr umknicken

Ein wiederkehrendes Problem

Sehr viele haben es schon erlebt, sehr viele auch mehrmals: das Umknicken des Sprunggelenks. Das sogenannte Supinationstrauma ist eine der häufigsten Sportverletzung überhaupt. Wer es einmal erlitten hat, dessen Gefahr es immer wieder zu erleiden ist extrem hoch. Meine eigene sportliche Laufbahn war von der Grundschulzeit an ebenfalls durch Umknicken alle paar Monate gezeichnet. Allerdings gibt es inzwischen ein Training, das sehr gut hilft, solche Verletzungen zu verhindern. Das Schöne daran ist, dass man dafür keine Trainer und auch kein Fitnesstudio braucht, man kann es einfach zu Hause machen.

Never Ending Story

Bei sehr vielen Sportlern folgt auf eine einmalige Verletzung des Sprunggelenks eine endlose Reihe identischer Verletzungen. So auch bei mir selbst. Als Drittklässler verdrehte ich mir innerhalb eines Jahres das rechte Sprunggelenk beim Fußball, das andere beim Leichtathletiktraining, wobei ich mir ein Außenband anriss, das andere überdehnte.

Damals war der medizinische Rat noch: Ruhigstellen. Man ging davon aus, dass die Bänder einfach vollständig heilen müssten, dann sei das Band und damit das ganze Gelenk wieder gesund. Heute geht man hingegen davon aus,  dass die mechanische Festigkeit der Bänder eine nur untergeordnete Rolle für die Verletzungsgefahr spielt. Damals wartete man eben ab und hoffte, der Körper würde alles von selbst regeln.

Meine eigene Geschichte verlief so, dass ich bis ich Anfang zwanzig war in etwa 15 Supinationstraumata mit Verletzungen erlitt. Hinzu kam sehr häufig kleineres Umknicken, das nicht behandlungsbedürftig war, aber trotzdem schmerzhaft und störend. Dass ich damit nicht allein bin, weiß ich von gleichaltrigen Freunden, denen es ähnlich ging und aus der Literatur, die besagt, dass wiederkehrende Verletzungen durch Umknicken extrem häufig sind.

Wenn Sie wissen möchten, wie man einen akuten Bänderriss behandelt empfehle ich folgenden Artikel: Wie man Bänderrisse an Knie und Sprunggelenk heilt

Dehnübungen helfen nicht

Natürlich hofft man, durch eine Anpassung des Trainings Abhilfe zu schaffen. Noch immer gehen viele Sportler davon aus, sich vor dem Sport ausreichend zu dehnen, würde Verletzungen verhindern. Speziell im Fall des Sprunggelenks ist das allerdings nicht der Fall. Pope et al. (2000) untersuchten mehr als 1500 US-Soldaten während der Grundausbildung. Mit einem Teil der Soldaten wurden vor körperlichem Training Dehnübungen gemacht, mit dem anderen Teil nicht. Am Ende der 12 Wochen Grundausbildung wurde die Anzahl der Verletzungen an den Beinen der beiden Gruppen verglichen. Es zeigte sich dabei kein Unterschied. Das Dehnen verhinderte die Verletzungen also nicht.

Bezogen auf das Sprunggelenk ist das ja auch logisch. Man möchte reißfeste Bänder und stabile Gelenke. Wieso sollte es das Band reißfester machen, sich zu dehnen? Dehnübungen sprechen in aller Regel Muskeln und deren Sehnen an. Die BÄNDER des Sprunggelenks werden durch solche Dehnungen nicht erreicht. Außerdem entsteht das Problem des Umknickens ja nicht durch zu wenig Beweglichkeit, die man mit Dehnübungen verbessern könnte. Wenn die Beweglichkeit überhaupt eine Rolle für das häufige Umknicken spielt, dann eher durch eine zu große Beweglichkeit, weil das Gelenk zu "wackelig" wird.

Auch starke Muskeln helfen nicht

Das gleiche gilt auch für die Muskelkraft - allerdings aus ganz anderen Gründen. Zwar sind die Muskeln theoretisch in der Lage, das Gelenk zu stabilisieren, allerdings geschieht das Umknicken so schnell, dass schon alles vorbei ist, bevor der Muskel dagegenhalten kann.

Das weiß man aus Versuchen, bei denen das Umknicken simuliert wurde. Dabei stellt man Probanden auf eine Platte, die auf Knopfdruck zur Seite wegknickt, sodass der Fuß die gleiche Bewegung macht wie beim Umknicken.

Ich habe diese Methode an meinem eigenen Bein im Sportinstitut der Universität Stuttgart ausprobieren dürfen. Dabei wurde meine Muskelaktivität gemessen. Das Ergebnis war, dass die Muskeln tatsächlich reflexartig dagegenhalten und das Umknicken verhindern wollen. Allerdings kommen sie damit zu spät. Es dauert einfach ein paar Millisekunden bis der Körper merkt, dass der Fuß sich verdreht und er reagiert. Bis die Reaktion erfolgt, ist deshalb schon alles vorbei, das Gelenk umgeknickt, das Band gerissen. In den Simulationen kann man feststellen, dass das sogar dann der Fall ist, wenn man vorgewarnt ist. Die Muskulatur kann einfach nicht schnell genug reagieren um das Gelenk zu schützen. Deshalb nutzt Krafttraining nichts gegen das Umknicken.

Gefährliche Gelenkstellung von vornherein verhindern

Wenn das Umknicken also einmal im Gange ist, dann führt kein Weg zurück. Um eine Verletzung zu verhindern ist es deshalb notwendig zu verhindern, dass das Umknicken überhaupt beginnen kann. Man muss also den Körper so schulen, dass die Bewegungen zu jeder Zeit sicher ablaufen. Der Fuß muss immer richtig aufgesetzt werden, auch wenn man über Stock und Stein läuft, müde ist, oder sich gerade auf etwas anderes konzentriert. Denn wenn der Fuß richtig aufgesetzt wird, knickt er auch nicht um.

Training des Körpergefühls schützt vor dem Umknicken

Um dieses Ziel zu erreichen ist es wichtig, ein gutes Körpergefühl zu haben. Also, immer genau wahrzunehmen und zu kontrollieren in welcher Position der Fuß ist. Das klingt einfach, ist aber alles andere als das.

Machen Sie dazu einmal einen kleinen Test. Stellen Sie sich auf ein Bein und versuchen Sie, mit dem freien Fuß langsam einen Kreis zu machen. Nur mit dem Fuß, nicht dem ganzen Bein!

Die meisten Leute haben Probleme damit, einen schönen, sauberen Kreis zu beschreiben. Vielen ist es gar nicht möglich, nur den Fuß zu bewegen, sie bewegen immer das ganze Bein mit. Ich erinnere mich daran, wie ich selbst große Probleme damit hatte, als ich es zum ersten Mal versuchte. Ich schaffte es einfach nicht, den Fuß gleichmäßig zu bewegen, sondern beschrieb eher ein Viereck als einen Kreis.

Daran zeigt sich, dass eine genaue Bewegungskontrolle der Sprunggelenke alles andere als banal ist. Die Leistung, die Ihr Körper dazu erbringen muss, ist hochkomplex, denn die Informationen aus unzähligen Nerven in Ihren Muskeln, Bändern, Sehnen und Gelenken müssen aufgenommen und kombiniert werden. Danach muss eine passende Reaktion erfolgen, die wiederum wahrgenommen und gesteuert werden muss. Alle Muskeln müssen mit genau der richtigen Spannung angesteuert werden, um die Bewegung so durchzuführen wie Sie es sich wünschen. Allerdings ist diese Fertigkeit sehr gut trainierbar. Ich selbst kann inzwischen schöne, runde Kreise mit meinem Fuß machen.

Für das Umknicken bedeutet das: Je besser Sie es wahrnehmen und steuern können, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Sie umknicken. Denn die Gefahr, den Fuß falsch aufzusetzen ist wesentlich geringer, wenn Sie die Bewegung immer genau im Griff haben. Aber diese Fertigkeit ist nicht angeboren, man muss sie üben.

Gutes Gleichgewicht = weniger Verletzungen

Selbst für Leistungssportler ist das gute Körpergefühl keine Selbstverständlichkeit und spielt eine gewaltige Rolle für die Gefahr, sich zu verletzen. Die Fähigkeit, seine Bewegungen genau wahrzunehmen und zu kontrollieren lässt sich messen, indem man die Gleichgewichtsfähigkeit misst. Also, wie stabil man stehen kann bzw. wie stark man schwankt.

Schwedische Forscher untersuchten bereits 1984 die Gleichgewichtsleistung von 127 Fußballspielern. Dabei stellten sie die Sportler einbeinig auf eine Kraftmessplatte und maßen, wie stark sie schwankten. In der folgenden Saison zählten sie die Zahl der Verletzungen der Sprunggelenke und verglichen die wackeligste Gruppe mit den Spielern mit normalem Gleichgewicht.
Die Wackeligsten verletzten sich viermal häufiger (42% vs. 11%). Die Spieler, die bereits früher Verletzungen der Sprunggelenke erlitten hatten, verletzten sich übrigens nicht häufiger, sofern sie ihr Gleichgewicht gut halten konnten. Der stärkste Prädiktor für Verletzungen des Sprunggelenks war also, wie gut man das Gleichgewicht halten konnte!
(Die Studie können Sie hier nachlesen: Tropp et al. 1984)

Gleichgewicht und Verletzungsgefahr

Gleichgewichtstraining verbessert die Bewegungskontrolle

Die beste Methode zur Verbesserung der Bewegungskontrolle ist dementsprechend, das Gleichgewicht zu trainieren. Um das Gleichgewicht zu halten, muss man dauernd darauf reagieren, wie sich der Körper bewegt. Denn wenn man nicht die kleinsten Wackler sofort wahrnimmt, kann man nicht mehr rechtzeitig reagieren und verliert das Gleichgewicht.

Wenn man also auf einem wackeligen Untergrund steht, der nie ganz stillsteht, dann übt man ständig auf die Signale aus dem Körper zu hören. Zum genauen Wahrnehmen kommt dann aber noch das angemessene Reagieren hinzu. Diese Fähigkeit ist entscheidend, um auch im echten Leben Verletzungen verhindern zu können. Wer also die Balance trainiert, der schützt sich. Das wurde inzwischen in zahlreichen Studien demonstriert. Bahr et al. (1997) zum Beispiel ließen 270 Volleyballer über zwei Saisonen zu ihrem normalen Training ein Gleichgewichtstraining hinzufügen. Die Anzahl der Verletzungen des Sprunggelenks sank um 47%.

Gleichgewicht und Verletzungsgefahr

Nach Verletzungen besonders wichtig

Besonders stark ist dieser Effekt allerdings unmittelbar nach einer Verletzung. Wer kein Balance Training durchführt, sondern nur die Standard-Reha, der hat ein wesentlich höheres Risiko, sich erneut zu verletzen. Holme et al. (1999) beobachteten eine um 73% niedrigere Anzahl an erneuten Verletzungen bei Patienten, die nach einer Verletzung des Sprunggelenks ihr Gleichgewicht trainierten.

Jeder gute Physiotherapeut wendet deshalb seit Jahren Gleichgewichtsübungen an. Allerdings ist es entscheidend, solche Übungen auch selbst zu machen und sie in den Trainingsalltag einzubauen. Denn wenn man einmal aufhört zu trainieren, verliert sich das Erlernte schnell wieder. Außerdem reichen die 6-10 Termine zur Physiotherapie, die man derzeit bekommt, einfach nicht aus. Man muss selbst etwas für sich tun, um die Verletzungsgefahr zu verringern! Deshalb finden Sie im zweiten Teil dieses Artikels Übungen und einen Trainingsplan für zu Hause.

Automatische Bewegungskontrolle trainieren

Wenn man mit einem solchen Training beginnt, dann muss man sich anfangs natürlich voll darauf konzentrieren. Mit der Zeit verbessert sich die Gleichgewichtsfähigkeit allerdings so sehr, dass es einem immer leichter fällt das Gleichgewicht zu halten und die Bewegungen angemessen zu steuern. Mit etwas Übung gelingen Dinge, die anfangs volle Konzentration benötigen deshalb ganz automatisch und wie von selbst. Und genau das ist das Ziel des Trainings: Die genaue Bewegungskontrolle ohne bewusste Aufmerksamkeit. Denn nur das schützt im echten Leben vor dem Umknicken. Niemand kann sich bei jedem Schritt auf die Gelenkstellung im Sprunggelenk konzentrieren, wenn er gleichzeitig einem Ball nachjagt oder versucht einen Konkurrenten zu überholen.

Deshalb ist es wichtig, das Gleichgewicht auch unter Ablenkung zu trainieren. Wenn man trainiert, das Gleichgewicht zu halten, während man etwas ganz anderes tut, dann hilft einem diese Fähigkeit auch beim Sport.

Gleichgewicht und Verletzungsgefahr

Trainingseffekte zeigen sich auch im Nervensystem

Wenn man lernt, die Bewegungen ganz automatisch zu steuern, verändert sich dadurch auch die Aktivität im Nervensystem. Das kann man mit Messungen der Reflexe und der Aktivität des Gehirns zeigen.

Wenn man gut trainiert ist, dann werden bestimmte Reflexe herunterreguliert. Denn Reflexe lassen keine gezielte Bewegungssteuerung zu, sondern bewirken lediglich ungesteuerte Zuckungen.

Gleichzeitig wird auch das Großhirn weniger aktiv. Das Großhirn ist dafür zuständig, sich bewusst zu überlegen, was man tut. Wenn es beim Bewegen sehr aktiv ist, dann überlegt man sich genau, wie man eine Bewegung machen soll. Das hat den Nachteil, dass es langsam und unsicher ist und außerdem viel Aufmerksamkeit erfordert, die man lieber dem Geschehen auf dem Spielfeld zollen möchte.

Um eine Bewegung automatisch, sicher und zielgerichtet zu beherrschen, muss sie vom Kleinhirn gesteuert werden. Was häufig trainiert wurde, das wird eben über das Kleinhirn gesteuert, statt über die bewusste Aufmerksamkeit. Deshalb sollte es ein Ziel des Gleichgewichtstrainings sein, die Kontrolle über das Sprunggelenk im Kleinhirn abzuspeichern.

Um das zu erreichen sollte man insbesondere trainieren, das Gleichgewicht zu halten, während man gleichzeitig etwas anderes tut. Das ist quasi Training des sportlichen Multitaskings.

Eine wissenschaftliche Quelle dazu finden Sie hier: Taube et al. (2008).

H-Reflexmessung

Elektroden zur Messung der Reflexaktivität aus meiner Masterarbeit.

Das Gleichgewicht üben - mit Hilfsmitteln

Um dieses Training selbst anzuwenden empfehle ich, sich ein Hilfmittel zuzulegen. Man verwendet dazu wackelige Unterlagen. Sehr sinnvoll sind Schaumstoffkissen wie das BitzerPad, das ich selbst speziell für den Hausgebrauch entwickelt habe oder luftgefüllte Ballkissen.

Das BitzerPad ist vor allem dann sinnvoll, wenn man noch ein weniger gut trainiertes Gleichgewicht hat oder frisch verletzt ist. Ballkissen sind sinnvoll, wenn man das Gleichgewicht schon etwas trainiert hat. Ich kann das Ballkissen von TOGU sehr empfehlen, ich benutze es seit mehr als zehn Jahren und es ist immer noch so funktionsfähig wie am ersten Tag.

Praktische Übungen

Jetzt aber zu den Übungen!

Im folgenden Textabschnitt finden Sie ein Trainingsprogramm, das in verschiedene Teile aufgeteilt ist. Alle Übungen sind sowohl mit dem BitzerPad als auch mit dem Ballkissen machbar.

1. Einbeiniges Stehen

Die erste Übung ist, einfach nur einbeinig auf dem BitzerPad zu stehen.

Wenn das gut gelingt kann man versuchen, gleichzeitig die Augen zu schließen.

Außerdem kann man versuchen, statt auf dem ganzen Fuß nur auf den Zehenspitzen zu stehen.

2. Ballwerfen im Einbeinstand

Während man auf dem BitzerPad oder dem Ballkissen steht, wirft man gleichzeitig einen Ball in die Luft und fängt ihn wieder. Man kann ihn selbstverständlich auch gegen die Wand werfen.

Auch jonglieren ist eine gute Steigerung.

Es ist sehr sinnvoll, Bewegungen aus der eigenen Sportart zu machen. Fußballer können mit dem freien Bein einen Ball gegen die Wand kicken. Volleyballer können sich einen Ball zuwerfen lassen und diesen zurückspielen.  Je vielfältiger die Bewegungen sind und je näher an der eigenen Sportart, desto besser!

3. Ball balancieren

Während man auf dem BitzerPad oder Ballkissen steht, balanciert man gleichzeitig einen Ball auf dem Fuß.

Auch eine Flasche oder einen Stab auf der Hand zu balancieren, ist eine gut Option.

Auch hier gilt: Je vielfältiger die Dinge sind, die man trainiert, desto mehr profitiert man.

4. Hüpfer auf das Pad/Ballkissen

Stellen Sie sich 30-50 cm vor das BitzerPad. Machen Sie dann einen kleinen Hüpfer, landen Sie auf dem BitzerPad. Stabilisieren Sie sich kurz, gehen Sie dann zurück und wiederholen Sie die Bewegung mit dem anderen Bein.

Wenn Sie diese Übung mit einem Ballkissen machen, müssen Sie sehr vorsichtig sein, denn das Kissen kann sich stark verbiegen und man kann stürzen. Es ist dann wichtig, wirklich nur aus nächsten Nähe auf das Ballkissen zu hüpfen.

Übungen ins Training und den Alltag einbauen

Einer der schönsten Vorteile dieser Art des Trainings ist, wie schnell man besser wird. Bereits nach einer halben Stunde Training stellt man häufig fest, dass man das Gleichgewicht besser halten kann.

Außerdem lässt sich dieses Training hervorragend ins Aufwärmtraining oder sogar in den Alltag einbauen. Man kann zum Beispiel ein BitzerPad oder Ballkissen in die Wohnung legen und jedes Mal, wenn man vorbeigeht kurz darauf stehen und etwas für das Gleichgewicht tun.

Auch die Schnelligkeit verbessert sich durch Gleichgewichtsttraining

Übrigens verändert sich durch die verbesserte Bewegungskontrolle durch dieses Training nicht nur die Verletzungsgefahr. Auch die Schnelligkeit wird größer.

Eine Anekdote am Sportinstitut in Freiburg lautete, ein bekannter Skispringer habe aufgrund einer Verletzung in der Vorbereitung zur Wettkampfsaison lediglich Gleichgewichtstraining absolviert. Auf das übliche Krafttraining habe er verzichtet. Dennoch sei er in der darauffolgenden Saison weiter gesprungen als je zuvor. Diese Geschichte scheint zumindest einen wahren Kern zu haben, denn es gab Studien in denen festgestellt wurde, dass die Schnellkraftfähigkeit durch Gleichgewichtstraining besser wird. Es scheint, dass das Training dazu führt, dass man die Muskeln schneller aktivieren kann. Übrigens ohne dass gleichzeitig Krafttraining durchgeführt wurde. Hier eine Beispielstudie: Granacher 2007.

Christian Bitzer Profil

Christian Bitzer

M.A. Sportwissenschaft
B.A. Sporttherapie
Sporttherapeut für Orthopädie und Innere Medizin (DVGS)
Inhaber von Bitzer Sporttherapie

Schmerzen nach Verletzungen lassen sich durch Massage verbessern

Nach einer Verletzung des Sprunggelenks hat man Schmerzen. Diese vergehen meist von selbst nach einigen Tagen. Allerdings lässt sich dies beschleunigen.

Bei der Verletzung werden nämlich auch die Muskeln die das Sprunggelenk stabil halten in Mitleidenschaft gezogen. Sie versuchen, wie oben beschrieben, das Sprunggelenk beim Umknicken stabil zu halten, schaffen das aber nicht. Sie verkrampfen und verhärten deshalb oft nach einer Verletzung. Diese Muskelprobleme tragen dann zu den Schmerzen bei. Denn ob ein Muskel oder ein verletztes Band schmerzt lässt sich subjektiv nicht unterscheiden.

Deshalb ist es sinnvoll, nach einer Sprunggelenkverletzung der Muskeln, die das Sprunggelenk bewegen und stabilisieren zu massieren. Diese Muskeln sitzen hauptsächlich am Unterschenkel ein gutes Stück oberhalb der verletzten Bänder. Mann kann sie also problemlos massieren ohne dabei die verletzten Bänder zu gefährden. Man muss dazu nur wissen, wo genau man "hindrücken" muss.

Glücklicherweise wiederholen sich bestimmte Muskelverkrampfungen und die Schmerzmuster die sie auslösen immer wieder. Es lässt sich also vorhersagen, wo genau man massieren sollte, wenn eine bestimmte Stelle schmerzt. Nach dem Umknicken des Sprunggelenks schmerzt sehr häufig die Außenseite des Sprunggelenks. Dann kann es helfen, den Musculus Tibialis außen am Unterschenkel zu massieren.

Sie sehen auf der Abbildung unten in rot die schmerzende Stelle markiert. Die schwarzen Kreuz markiere, wo häufig Muskelverhärtungen liegen, die solche Schmerzen auslösen. Wo die Kreuz sind, sollte man sich also massieren um die Schmerzen zu verbessern. Wie Sie sehen liegt die Muskelverkrampfung weit entfernt von den verletzten Strukturen am Sprunggelenk. Man muss also keine Angst haben, durch die Massage etwas zu schädigen.

Wenn Sie mehr zu Massage bei Schmerzen des Sprunggelenks und der Füße wissen wollen, empfehle ich Ihnen mein Buch "Fußschmerzen selbst behandeln"

Direkt nach Verletzungen hilft auch die richtige Ernährung

Wenn Sie zusätzlich zum richtigen Training auch die richtige Ernährung anwenden, verbessern Sie Ihre Chancen auf dauerhafte Genesung übrigens zusätzlich.

Ausführliche Informationen zur Ernährung bei Sportverletzungen finden Sie auf der Website "Medical-Dude.de" unter folgendem Link: Ernährung bei Sportverletzungen

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Blutfluß-Training gegen das Raynaud-Syndrom

Das Raynaud-Syndrom ist eine sehr frustrierende Erkrankung, da sie zu den Dingen gehört, bei denen die Medizin eigentlich nicht helfen kann. Ich selbst leide seit einigen Jahren an dem Problem. Der Rat der Ärzte nach aufwendigen, aber ergebnislosen Untersuchungen war: Kälte meiden. So weit war ich auch vorher schon. Was also tun?

Kurz Zusammengefaßt

Durch spezielles Training lässt sich die Durchblutung verbessern. Dabei werden Manschetten an Arme oder Beine gelegt, die den Blutfluss etwas bremsen. Dadurch werden die Blutgefäße trainiert und transportieren mehr Blut. Bei mir selbst verbesserte sich dadurch das Raynaud-Syndrom wesentlich.

Kann Training helfen, wenn es keine Medikamente gibt?

Als Sportwissenschaftler bin ich natürlich stets auf der Suche nach einer Trainingsmethode um gesundheitliche Probleme zu lösen. Denn wenn es keine Medikamente gibt, die helfen, muss man den Körper eben zur Selbsthilfe anregen. Tatsächlich fand ich, nachdem ich schon fast aufgegeben hatte, zufällig eine Methode, die meine Beschwerden wesentlich reduziert hat.

Beim Raynaud-Syndrom ist die Durchblutung in der Kälte gestört

Zunächst sei kurz erklärt, was beim Raynaud-Syndrom passiert. Es handelt sich um eine Überreaktion der Blutgefäße auf Kälte. Der natürliche Reflex des Körpers, wenn es kalt wird ist, das Blut und damit die Wärme im Körperinneren zu sammeln und die Extremitäten weniger zu durchbluten. Dadurch verliert man weniger Wärme über die Hände und Füße und erträgt mehr Kälte. Beim Raynaud-Syndrom ist diese gesunde Reaktion allerdings so ausgeprägt, dass sie Probleme macht. Es kommt dann quasi kein Blut mehr in den Fingern oder Zehen an.

Meine eigene Erfahrung mit dem Raynaud-Syndrom

Bei mir selbst war das an den Zehen so ausgeprägt, dass schon bei 10 Grad Außentemperatur trotz Socken und Schuhen die Zehen und der Fußballen so kalt wurden, als ob ich bei -20 Grad barfuß im Schnee ginge. Der Fuß tat bei jedem Schritt weh und ich konnte die Zehen nicht mehr bewegen. Auch an den Händen war das Problem so stark, dass ich im Winter kaum noch zur Arbeit im Freien fähig war, weil meine Finger kraftlos und schmerzhaft waren.

 

Gewöhnung an die Kälte brachte nichts

Mein erster, aber erfolgloser Ansatz war, den Körper darin zu trainieren, mehr Kälte zu ertragen. Kalte Duschen, Eisbaden und barfuß gehen im Schnee waren erste Versuche. Es schien allerdings, als ob sich alles an meinem Körper an die Kälte gewöhnte, außer meinen Händen und Füßen. Mein Körper konnte es problemlos ertragen in einem Teich zu baden, in dessen Eisdecke ich ein Loch geschlagen hatte, die Zehen und Finger fühlten sich aber an als ob sie absterben würden und ich musste das Eisbad deshalb abbrechen. Eine Veränderung der Durchblutungsstörungen kam dadurch nicht zustande. Auch Sauna-Besuche und Wechselduschen, die ja ebenfalls die Durchblutung verbessern sollen, halfen mir nicht.

Abhärtung half mir nicht gegen das Raynaud-Syndrom

Zufällig fand ich eine Methode, die half

Als ich schon glaubte, mich mit dem Raynaud-Syndrom eben abfinden zu müssen, begann ich mit einer neuen Trainingsmethode zu experimentieren, die auf den ersten Blick gar nichts mit Kälte zu tun hat: Dem Blutfluss-Restriktions-Training. Dabei werden Manschetten an Arme oder Beine gelegt, die den Blutfluss etwas bremsen. Dann werden sportliche Übungen gemacht. Die Manschetten sind aufblasbar und werden genau so stark aufgepumpt, wie nötig. Man möchte damit nicht eine Gliedmaße abschnüren, sondern lediglich moderaten Druck ausüben, den man problemlos tolerieren kann und der den Körper nur minimal belastet. Dadurch wird der Blutfluss nicht gestoppt, sondern lediglich etwas gebremst.

Training mit Occlusion-Bands Pro

Sichere Trainingsmethode für die Rehabilitation

Dadurch, dass weniger Blut in die Muskeln kommt, wird ein besonders intensiver Trainingseffekt ausgelöst, auch wenn man nur moderat trainiert.

Für die Muskulatur simuliert dieses Training quasi ein extrem anstrengendes Training, auch wenn man nur ganz lockere Bewegungen macht. Denn Sauerstoff und Nährstoffe werden schnell verbraucht und kommen langsamer nach als sie verbraucht werden. So wie bei einem hochintensiven Training eben - obwohl man nur ganz leichte Übungen macht. Dadurch ist es zum Beispiel möglich, ein Muskelwachstum zu erzielen, selbst wenn man nur mit einem Fünftel der üblichen Gewichte trainiert.

Deshalb ist dieses Training auch besonders für Menschen geeignet, die nicht sehr belastbar sind. Denn auch mit sehr geringen mechanischen Belastungen lässt sich bereits ein Trainingseffekt erzeugen, der so groß ist, als ob man schwerste Gewichte gestemmt hätte. Deshalb ist das Training mit Blutfluß-Restriktion insbesondere auch für Senioren und nach Verletzungen geeignet.

Dieses Training ist wissenschaftlich erprobt und so sicher, dass es insbesondere in der Rehabilitation empfohlen wird (Behrent et al. 2020). Da ich die neue Methode meinen Patienten anbieten wollte, probierte ich dieses Training selbst aus. Ich trainierte also für etwa 8 Wochen meine Beine, während ich zum Training jeweils die Manschetten anlegte, um den Blutfluß zu reduzieren.

Plötzlich besserte sich das Raynaud-Syndrom

Ich bemerkte einen sehr guten Trainingseffekt, was meine Ausdauerkraft anging. Bei Wanderungen bis zu 10 Stunden und beim Joggen bekam ich erst deutlich später schwere Beine und der Muskelkater hielt sich in Grenzen.

Viel beeindruckender für mich war aber, dass das Raynaud-Syndrom sich verbesserte.

Im Dezember 2020 sprang ich kurz in einen Teich im Schwarzwald. Nach etwa 30 Sekunden musste ich das Wasser verlassen, weil mein linker Fuß so kalt wurde, dass ich Angst um meine Zehen bekam. Sechs Wochen später, im Januar 2021, nach ein paar Wochen Training mit Blutfluss-Restriktion, trat ich mit dem nackten Fuß ein Loch ins Eis der zugefrorenen Alster und stieg hinein. Überrascht stellte ich fest, dass meine Füße überhaupt keine Probleme machten. Die Finger wurden allerdings, wie immer empfindlich kalt und schmerzhaft. Klar – denn ich hatte ja nur meine Beine nach dem neuen System trainiert. In den Händen hatte sich deshalb nichts getan.

Natürlich setzte ich das Training fort und beobachtete weiterhin, ob die typischen Durchblutungsstörungen des Raynaud-Syndroms auftraten. Die Probleme verschwanden seither zwar nicht ganz, wurden aber doch wesentlich besser. Im Herbst und Winter des Vorjahres musste ich beispielsweise selbst zum Spazierengehen bei Plusgraden immer zwei paar Socken und Stiefel anziehen, um keine Probleme mit meinen Füßen zu bekommen. Im Januar 2021 hatte ich im Alltag überhaupt keine Probleme mehr und konnte bereits wieder ohne Einschränkung mit meinem Neffen Schlitten fahren.

Blutfluß-Restriktionstraining lässt die Blutgefäße wachsen

Für den Effekt, den ich hier beobachtete gibt es eine gute wissenschaftliche Erklärung:

Wenn man Sport treibt, verbrauchen die Muskeln mehr Sauerstoff und Nährstoffe, die über das Blut dorthin transportiert werden, wo sie gebraucht werden. Nach einem Ausdauertraining wachsen deshalb mehr der kleinsten Blutgefäße (Kapillaren) und die Funktion der Gefäßwände verbessert sich, sodass mehr Sauerstoff hindurch kann und das Blut besser fließt. Wenn der Blultfluß während des Trainings eingeschränkt ist, wird dieser Effekt noch verstärkt. Dann merkt der Körper, dass zu wenig Blut ankommt. Darauf reagiert er, indem er neue Blutgefäße wachsen lässt und die alten größer macht.

Das Training mit den Manschetten führt deshalb dazu, dass Wachstumsfaktoren ausgeschüttet werden, die dafür sorgen, dass mehr Kapillaren, also kleinste Blutgefäße sprießen. Insbesondere ein besonderes Eiweiß spielt dabei eine Rolle: VEGF (Vascular endothelial growth factor). Dieser Wachstumsfaktor führt zu mehr Wachstum von Blutgefäßen und einer besseren Durchblutung und wird beim Training mit Blutfluss-Restirktion in großen Mengen ausgeschüttet (Larkin et al. (2020)). Der Körper reagiert außerdem, indem er die Arterien größer macht. Christiansen et al. (2020) beobachteten nach sechs Wochen Training mit Blutfluss-Restriktion einen um 4% größeren Durchmesser der Oberschenkelarterie (sie bringt das Blut vom Körperzentrum ins Bein). Dickere Arterien können natürlich auch mehr Blut transportieren.

Training mit Occlusion-Bands Pro

Training mit eingeschränktem Blutfluß verbessert die Durchblutung

Das heißt, durch die Einschränkung des Blutflusses während des Trainings, erreicht man eine Verbesserung der Durchblutung. Das heißt, im Normalzustand kann mehr Blut in die Hände oder Füße fließen.
Wenn die Durchblutung also nach dem Training besser ist, dann macht auch das Raynaud-Syndrom weniger Probleme. Denn es kommt, auch wenn sich die Arterien in der Kälte verkrampfen, immer noch mehr Blut an als vor dem Training. Dadurch werden auch die Symptome des Raynaud-Syndroms gelindert.

Probieren Sie es aus!

Nun ist die Verbesserung, die ich bei mir selbst beobachtet habe natürlich nicht unbedingt zu verallgemeinern. Es ist durchaus möglich, dass nicht jeder die gleichen Fortschritte bemerkt. Allerdings handelt es sich bei diesem Training um eine sehr sichere Methode. Wenn man die Methode richtig anwendet und vorher mit einem Experten bespricht, sind die Risiken nicht größer als bei ganz normaler Gymnastik.

Außerdem erreicht man, abgesehen von der besseren Durchblutung, eine deutliche Steigerung der Kraft und Fitness. Man kann also bei richtiger Anwendung mit zahlreichen positiven Nebenwirkungen rechnen.

Deshalb empfehle ich, das Training mit Blutfluss-Restriktion einfach einmal auszuprobieren.

Ihr eigenes Trainingsset für das Blutfluss-Restriktions-Training können Sie hier bestellen:

Christian Bitzer Profil

Christian Bitzer

M.A. Sportwissenschaft
Sporttherapeut (DVGS)
Inhaber von Bitzer Sporttherapie

Telefon: 0176 66 86 91 51

Email: Bitzer.Sporttherapie@gmail.com

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Ein neues Training für die Nerven?

Bisher gibt es keine Hoffnung bei Polyneuropathie

Als Therapeut bin ich dauernd auf der Suche nach neuen Ansätzen zur Therapie der Polyneuropathie. Insbesondere nach Methoden, wie man die Regeneration der Nerven einleiten kann. Ich möchte hier eine Erfolgsgeschichte mit einer neuen Methode erzählen.

Wer an Polyneuropathie leidet, dem konnte ich bisher nur sagen, wie man trainieren kann um trotz der Erkrankung einigermaßen fit zu bleiben. Eine Methode zur Nervenregeneration war bisher nicht bekannt. Die einzige Methode die mir bisher bekannt war, die den Patienten half war das Gleichgewichtstraining. Damit lernt das Nervensystem zu einem gewissen Grad, die Schäden auszugleichen. Dadurch wird das Gehen besser und die Schmerzen häufig weniger.

Hier finden Sie eine ausführliche Übungsanleitung für das Gleichgewicht: Übungen bei Polyneuropathie

Dadurch wueden die Nerven aber nicht wieder geheilt. Man lernt lediglich, die Nervenschäden zu kompensieren.

Ein neuer Ansatz, um die Nerven wieder anzuregen

Seit einiger Zeit weiß man allerdings, dass unser Körper Stoffe produzieren kann, die mehr Nervenzellen und Synapsen wachsen lassen. Diese hängen interessanterweise eng mit der Blutversorgung zusammen. Es handelt sich um Wachstumsfaktoren, die dann ausgeschüttet werden, wenn das Gewebe zu schlecht durchblutet wird. Diese Signalmoleküle regen das Wachstum von Blutgefäßen an. Interessanterweise regen Sie allerdings auch das Wachstum von Nervenzellen an, beziehungsweise sie schützen die Nerven vor Sauerstoffmangel.

Eine Vielzahl an Wachstumsfaktoren hilft, Nerven wachsen zu lassen

Zu diesen Wachstumsfaktoren zählt EPO, das sonst für die Bildung roter Blutkörperchen bekannt ist, VEGF (Vaskular Endothelial Growth Factor), das eigentlich mehr Arterien und Venen wachsen läßt, HIF (Hypoxie-induzierter Faktor), das Nerven vor Sauerstoffmangel schützt und BDNF (Brain derived neurotrophic factor), das Nerven zum Wachsen anregt.

Wenn in einem Körperteil zu wenig Blut ankommt, dann werden diese Signalmoleküle produziert. Sie sorgen dafür, dass es in Zukunft besser durchblutet wird und dass die Nerven in diesem Gewebe geschützt werden, beziehungsweise, dass neue Nervenenden wachsen.

Seit Jahren wird deshalb diskutiert und erprobt, ob diese Moleküle einen positiven Effekt auf das Nervensystem haben. Es wurde sogar bereits nachgewiesen, dass durch ein Training, das zur Ausschüttung dieser Signalmoleküle führt die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert werden kann. Die Funktion des Gehirns (also des Nervensystems) wird dadurch also offenbar verbessert. (Hier finden Sie eine Studie von der Uni Magdeburg zum Thema: Schega et al. 2013)

Den Blutfluss gezielt kurzzeitig einschränken

Diesen Effekt können wir uns zunutze machen, indem wir gezielt die Durchblutung in einem Teil des Körpers für eine gewissen Zeit beschränken.

Dies ist eine seit langem bekannte Methode, die in Japan bereits seit den 50er Jahren im Krafttraining angewandt wird. Man nimmt dazu eine spezielle aufblasbare Manschette und legt sich diese um das Bein oder den Oberarm. Die Manschette wird nun bis zu einem bestimmten Druck aufgeblasen und drückt auf die Blutgefäße. Dadurch bremst sie den Blutfluss.

Wenn man nun die Muskeln im weniger durchbluteten Bereich betätigt, so merkt der Körper, dass die Durchblutung zu gering ist und reagiert indem er die genannten Signalmoleküle produziert, die für bessere Blutversorgung sorgen - und für Nervenwachstum.

In der Praxis getestet

Diese Wirkung wollte ich mir nun zunutze machen und probierte mit einer Patientin mit Polyneuropathie dieses Training aus. Mit dieser Patientin trainiere ich schon seit Jahren mit den klassischen Methoden, um Ihre Fähigkeit zu gehen zu erhalten.

Sie klagte seit ich sie kannte über ständige Schmerzen der Zehen. Um genau zu wissen, ob das Training ihr dagegen half, maß ich nach, wie druckempfindlich ihre Zehen waren. Ich nahm dazu ein Druckmeßgerät und drückte auf ihre Zehen. Sobald die Patientin mir sagte, der Druck beginne zu schmerzen, notierte ich den Druck. Ich hatte also die Schmerzgrenze schwarz auf weiß.

Außerdem ließ ich die Patientin so fest sie konnte mit dem Fuß gegen das Druckmessgerät drücken, um ihre Kraft zu testen.

Danach trainierte ich vier mal mit ihr. Dabei absolvierte Sie für etwa 20 Minuten Übungen für die Beinmuskeln.

Die Ergebnisse waren schon nach zwei Wochen überraschend gut! Alle Zehen hielten deutlich mehr Druck aus, bevor Schmerzen auftraten (z.B 43,5 N statt 26,8 N an der Großzehe). Die Schmerzgrenze hatte sich also verschoben!

Mehr zu den Schmerzen bei Polyneuropathie finden Sie übrigens hier: Schmerzen bei Polyneuropathie und was Sie dagegen tun können.

Fast noch beeindruckender war die Kraftsteigerung. Nach nur zwei Wochen drückte Sie mit dem rechten Bein 22,5 kg statt 14,9 kg und auch links hatte Sie sich von 14,9 kg auf 16,5 kg gesteigert. Eine so bemerkenswerte Kraftsteigerung nach nur vier mal Training wäre schon für einen jungen, gesunden Bodybuilder außergewöhnlich.

Man muss dabei bedenken, dass diese Form des Trainings mit extrem geringen Lasten auskommt. Die Patientin konnte das gesamte Training in einem Sessel sitzend absolvieren. Mit Ihrer Krankheit wäre ihr ein klassisches Krafttraining hingegen unmöglich gewesen. Das Training mit eingeschränktem Blutfluß ist aber bereits wirksam, wenn man nur sehr leichte Übungen macht. Dieses Training ist zwar anstrengend, es birgt aber eine sehr geringe mechanische Last und kann deshalb auch mit sehr schwachen Menschen durchgeführt werden.

DaS BFR-Set zum selbst ausprobieren

Wenn Sie selbst nach dieser Methode trainieren möchten empfehle ich das BFR-Set von Bitzer Sportherapie. Sie erhalten darin die sehr hochwertigen BFR-Manschetten "Occlusion Cuff Pro" zusammen mit der Trainingsnaleitung "BFR-Training", in der die Anwendung und zahlreiche Übungen ausführlich beschrieben werden.

Regenerieren sich die Nerven?

Wie Sie sehen hat sich die Kraft also wesentlich verbessert, die Schmerzen sind ebenfalls wesentlich weniger geworden. Eine so starke Verbesserung lässt die Vermutung zu, dass das Training mit Blutflussrestriktion zu Anpassungen der Nerven geführt hat. Dass reguläres Krafttraining, auch ohne Blutflussrestriktion, nicht nur die Muskeln selbst, sondern auch die Nervenenden in den Muskeln trainiert ist seit langem bekannt. Man nennt das das Training der Intramuskulären Koordination. Wenn man zum Beispiel Krafttraining mit sehr hohen Widerständen betreibt, reagiert der Körper, indem eine Anpassung der Nerven in den Muskeln stattfindet. Die Nerven, die die einzelnen Muskelfasern aktivieren, bilden mehr Nervenenden aus und können in der Folge mehr Muskelfasern gleichzeitig aktivieren. Dadurch wird man stärker, ohne dass die Muskeln dicker werden. Im Fall der Polyneuropathie bedeutet dies, dass man trotz der Krankheit mehr Muskelfasern aktivieren, und dadurch trotz mehr Kraft aufbringen kann.

Man kann annehmen, dass genau dieser Effekt bei meiner Patientin eingesetzt hat und sie deshalb in so kurzer Zeit so viel stärker wurde. Offenbar wurde die Intramuskuläre Koordination durch das Blutfluss-Restriktions-Training stärker verbessert als durch normales Training bei ihr möglich war. Man kann sogar vermuten, dass dadurch sogar eine Regeneration der geschädigten Nerven stattfand. Das ist allerdings bisher nur eine Spekulation und muss wissenschaftlich überprüft werden. Bis dahin freue ich mich, eine Methode zu haben, mit der trotz der Polyneuropathie jedenfalls die Muskelkraft verbessert werden kann.

Übrigens scheint sich bei meiner Patientin nicht nur körperlich etwas verbessert zu haben. Als ich nach dem vierten Training zu ihr kam, um erneut die Messung durchzuführen, sagte sie auf die Frage, wie es ihr gehe zum ersten mal „mal so mal so“, nachdem Sie seit einem Jahr immer nur entgegnet hatte: „beschissen“

Probieren Sie es selbst aus!

Falls Sie selbst an Polyneuropathie leiden und durch körperliches Training trotzdem fit bleiben wollen berate ich Sie gerne. Sie können mich dazu gerne unverbindlich anrufen oder mir schreiben.

Sie können außerdem ein Trainingsset für das Blutfluss-Restriktions-Training von mir bekommen. Allerdings ist es wichtig, zunächst über das Training zu sprechen und zu sehen, ob es in Ihrem speziellen Fall sinnvoll ist.

Christian Bitzer Profil

Christian Bitzer

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Trainingstherapie

Hilft Alpha-Liponsäure bei Polyneuropathie?

Hilft Alpha-Liponsäure bei Polyneuropathie?

Viele Patienten fragen sich, ob Sie sich mit Alpha-Liponsäure bei Polyneuropathie etwas Linderung verschaffen können. An vielen Stellen wird von großen Erfolgen durch die Alpha-Liponsäure berichtet. Allerdings ist es schwieirg, die Seriösität solcher Berichte zu bewerten.

Ich habe mir deshalb angesehen, welche Forschungsergebnisse es zum Thema gibt und welche Aussagen sich durch wissenschaftliche Daten belegen lassen.

Kurz Zusammengefasst:

Alpha-Liponsäure kann bei Polyneuropathie durch Diabetes helfen. Bei anderen Ursachen der Polyneuropathie ist die Datenlage etwas unklar. Sicher ist, dass Infusionen mit Alpha-Liponsäure bessere Erfolgsaussichten haben als Kapseln. Leider gibt es bisher nur Forschungsergenisse zur kurzzeitigen Anwendung. Wie die Langzeitwirkung der Alpha-Liponsäure ist ist bisher nicht geklärt.

Wissenschaftliche Quellen

Um eine verlässliche Antwort auf die Frage "Hilft Alpha-Liponsäure bei Polyneuropathie" geben zu können, habe ich die größte medizinische Datenbank "Pubmed" durchsucht.

Wichtig zum Thema Polyneuropathie ist zunächst die Frage: was verursacht die Polyneuropathie?

Denn die Ursache der Polyneuropathie ist natürlich auch für die Behandlung entscheidend. Werden die Nervenschäden durch Diabetes verursacht, muss natürlich auch eine andere Behandlung stattfinden, als wenn sie durch eine Chemotherapie oder durch Alkohol entstanden sind.

In der wissenschaftlichen Forschung findet die diabetische Polyneuropathie mit Abstand die meiste Aufmerksamkeit und deshalb gibt es dazu auch die besten Quellen.

Diabetische Polyneuropathie

Die beste Quelle zur Frage, ob Alpha-Liponsäure bei diabetischer Polyneuropathie hilft, die ich finden konnte, ist ein Artikel aus der Zeitschrift der Amerikanische Hausärzte (American Family Physician).

Diese Zeitschrift hat den sogenannten "Help Desk", wo Ärzte Fragen an Spezialisten stellen können. Diese Experten geben dann eine Antwort auf der Grundlage der aktuellen Forschung.

Die Spezialisten berichteten, dass die intravenöse Gabe von Alpha-Liponsäure bei diabetischer Polyneuropathie die Symptome nach drei Wochen etwas verbesserte. Auf einer Skala von 0 (kein Schmerz) bis 14,6 (dauernder Schmerz, Taubheitsgefühl, Brennen und Missempfindungen) wurde von einer Besserung um 2,8 Punkte berichtet. Dabei wurden täglich 600 mg Alpha-Liponsäure intravenös gegeben.

Wenn die Alpha-Liponsäure als Kapsel geschluckt wurde, statt sie als Infusion zu geben, gibt es laut den Experten ebenfalls eine gewisse Wirkung. Diese ist allerdings viel schwächer. Die Besserung betrug dann lediglich 1,8 Punkte auf der genannten Skala. (Hier können Sie den Artikel selbst nachlesen)

Allerdings scheint die Kapsel dennoch eine gute Alternative zu sein, da tägliche Infusionen im Alltag recht schwierig zu bekommen sind. Denn zunächst muss man Ärzte finden, die eine solche Behandlung überhaupt durchführen und dann eben täglich die Praxis aufsuchen und sich eine Infusion legen lassen.

BIsher keine Langzeitstudien zur Alpha-Liponsäure bei Diabetischer Polyneuropathie

Allerdings gibt es lediglich Studienergebnisse dazu, was in kurzen Zeiträumen passiert. Die vorhandenen Studien betrachteten lediglich Zeiträume von 3 bis 5 Wochen.

Wie die Langzeiteffekte sind ist bisher noch nicht geklärt.

Um herauszufinden wie die Langzeitwirkungen sind müssen wir uns also gedulden bis weitere Studien erscheinen.

Allerdings machen diese Ergebnisse doch schon Mut!

Alpha-Liponsäure bei Polyneuropathie durch Chemotherapie

Zur Frage, ob die Alpha-Liponsäure bei Polyneuropathie durch Chemotherapie hilft gibt es bisher nur sehr wenig Forschung. Ich konnte zum Thema nur eine Übersichtsarbeit der Universität Sapienza in Rom finden.

In der Arbeit stellen die Autoren fest, dass es noch zu wenig Forschung gibt um abschließende Aussagen treffen zu können. Es gibt aber die begründete Vermutung, dass die Alpha-Liponsäure auch hier hilfreich ist.

Allerdings gehen auch diese Wissenschaftler davon aus, dass Alpha-Liponsäure als Infusion vielversprechender ist als als Kapsel.

Die Studie können Sie hier nachlesen.

 

Alpha-Liponsäure kann mit Chemotherapie wechselwirken

Man sollte allerdings als Krebspatient auf keinen Fall auf eigene Faust mit Alpha-Liponsäure experimentieren. Denn die Alpha-Liponsäure kann mit Medikamenten wechselwirken.

Insbesondere kann die Wirkung mancher Chemotherapien durch die Alpha-Liponsäure verringert werden.

Falls Sie die Alpha-Liponsäure ausprobieren möchten sprechen Sie daher unbedingt vorher mit dem behandelnden Arzt.

 

Zu Polyneuropathie anderer Ursache gibt es noch zu wenig Forschung

Natürlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer Ursachen für die Polyneuropathie. Allerdings gibt es dazu noch kaum Forschung und ich konnte keine belastbaren Studien dazu finden.

Ob die Alpha-Liponsäure bei Polyneuropathien hilft, die weder durch Diabetes noch durch Chemotherapie ausgelöst wurden ist also bisher nicht geklärt.

 

 

Was heißt das für die Praxis?

Zunächst wirken die Ergebnisse der vorgestellten Studien vielleicht nicht sehr spektakulär. Auf den zweiten Blick merkt man aber, dass die Ergebnisse doch sehr positiv sind, zumindest was Polyneuropathie aufgrund von Diabetes angeht.

Denn in aller Regel wird die Polyneuropathie langsam immer schlimmer. Durch die Gabe der Alpha-Liponsäure wurde die Verschlechterung allerdings gestoppt und es kam sogar zu einer leichten Verbesserung.

Wenn man also annimmt, dass sich diese Wirkung auch länger fortsetzt als über die genannten 3-5 Wochen, dann wird die Polyneuropathie dadurch zwar nicht geheilt, ihr Verlauf aber doch deutlich gebremst.

Das heißt, man wird zwar keine deutliche Verbesserung durch die Alpha-Liponsäure erwarten können, die Verschlechterung kann aber zumindest gebremst werden, was ja schon ein großer Erfolg wäre.

Da die Alpha-Liponsäure relativ wenige Nebenwirkungen hat und auch nicht sehr teuer ist, ist es also durchaus denkbar, sie in Absprache mit Fachleuten einfach auszuprobieren. Falls Sie keinen Arzt oder Therapeuten finden, der Ihnen eine Infusion gibt, können Sie es durchaus auch mit Kapseln probieren, sofern Sie keine Medikamente nehmen, mit denen die Alpha-Liponsäure wechselwirkt. Auch dies sollte allerdings mit einem Arzt abgesprochen werden.

Wichtig ist, eine ausreichende Menge zu sich zu nehmen. In den wissenschaftlichen Studien wurden 600 mg täglich verwendet.

Außerdem müssen Sie geduldig sein, Es ist keine Heilung über nacht zu erwarten. Wenn sich Ihre Polyneuropathie nicht weiter verschlimmert ist das schon ein großer Erfolg!

 

 

Nebenwirkungen bei Überdosierung

Übrigens sollten Sie es mit der Alpha-Liponsäure nicht übertreiben.

Wenn man zu viel Alpha-Liponsäure zu sich nimmt kommt es häufig zu Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Halten Sie sich deshalb an die angegebenen 600 mg. Sollten Sie sich nach der Einnahme trotzdem schlecht fühlen, lassen Sie die Alpha-Liponsäure in Zukunft weg oder informieren Sie gegebenenfalls den Arzt oder Therapeuten, der sie verschrieben hat.

Bewegung bei Polyneuropathie

Was ebenfalls nachweislich gegen Polyneuropathie hilft sind gezielte Übungen.

Eine Anleitung dazu finden Sie hier:

Polyneuropathie

Senkt Polyneuropathie die Lebenserwartung?

Stirbt man früher wenn man an Polyneuropathie leidet?

Jeder der an Polyneuropathie leidet fragt sich, ob man durch die Krankheit zusätzlich zu den vielen Einschränkungen, die sie mit sich bringt, früher stirbt. Ich habe für diesen Artikel die wissenschaftlichen Studien zum Thema gelesen und möchte hier die Frage beantworten: Senkt Polyneuropathie die Lebenserwartung? Oder ist Polyneuropathie sogar tödlich?

Und wenn ja, was kann man dagegen tun?

Kurz zusammengefasst

Menschen mit Polyneuropathie leben im Durchschnitt etwas kürzer als Menschen ohne Polyneuropathie (80 vs. 86 Jahre).
Polyneuropathie selbst ist allerdings nicht tödlich. Die verringerte Lebenserwartung entsteht durch mehrere Faktoren:
Die körperliche Schwäche aufgrund der eingeschränkten Aktivität, die höhere Gefahr für Stürze sowie die Erkrankungen, die die Polyneuropathie auslösen wie z.B. Diabetes, Alkoholkrankheit und Krebs.
Um die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie zu erhalten ist gezieltes körperliches Training hilfreich. Wenn eine andere Krankheit (z.B. Diabetes) die Polyneuropathie ausgelöst hat, sollte diese genau kontrolliert und ärztlich behandelt werden.

Menschen mit Polyneuropathie leben im Schnitt etwas kürzer

Um herauszufinden wie es um die Lebenserwartung bei Polyneuropathie bestellt ist habe ich wissenschaftliche Datenbanken, insbesondere Pubmed, durchsucht. Dabei findet sich eine spezielle Studie einer amerikanische Forschergruppe. Diese verglich die Lebenserwartung von Polyneuropathiepatienten mit der von Menschen ohne Polyneuropathie. Dabei wurde von Menschen in einem ganzen Landkreis seit 1966 Daten zur Gesundheit erfasst. Unter den Studienteilnehmern waren fast 3000 Personen, die an Polyneuropathie litten.

Die Forscher verglichen nun diejenigen, die an Polyneuropathie litten mit Studienteilnehmern, die keine Polyneuropathie aufwiesen.

In dieser Studie lag die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen mit Polyneuropathie bei 80 Jahren. Die Studienteilnehmer, die keine Polyneuropathie hatten lebten im Durchschnitt bis 86. (Hier können Sie die Studie nachlesen: Hoffmann et al. 2015)

Ich fand außerdem zwei weitere Studien, in denen Diabetiker untersucht wurden. Dabei wurde die Lebenserwartung von Diabetikern mit Polyneuropathie und Diabetikern ohne Polyneuropathie verglichen (Simoneau et al. 2019, Hsu et al. 2012). Auch hier wurde eine geringere Lebenserwartung der Menschen mit Polyneuropathie beobachtet.

Aber heißt das, dass Polyneuropathie tödlich ist? Laut der genannten Studien ist nicht geklärt, weshalb die Menschen mit Polyneuropathie früher starben. Die Polyneuropathie ist also explizit nicht als Todesursache aufgeführt.

Menschen mit Polyneuropathie sterben im Durchschnitt etwas früher - ist Polyneuropathie tödlich?

Senkt Polyneuropathie die Lebenserwartung? Oder gibt es andere Gründe?

Denn dass man mit Polyneuropathie früher stirbt heißt nicht, dass man AN der Polyneuropathie stirbt.

Die Nervenschäden bei Polyneuropathie führen nämlich in den seltensten Fällen zum Tod. Denn sie betreffen keine lebenswichtigen Organe. Die Krankheit schränkt meist die Nerven-Funktion in der Peripherie des Körpers ein. Das heißt, die Problematik betrifft zunächst Hände und Füße und erst in späteren Stadien auch Oberschenkel und Oberarme. Das ist schlimm, aber nicht akut lebensgefährlich.

Lebensgefährlich wäre die Erkrankung dann, wenn die Nerven, die lebenswichtige Organe versorgen so stark geschädigt würden, dass die Organe nicht mehr arbeiten können und man deshalb stirbt. Es gibt tatsächlich Nervenerkrankungen, bei denen so etwas vorkommt. Beispielsweise kann es passieren, dass die Nerven, die die Atemmuskulatur oder das Herz versorgen nicht mehr funktionieren und sich daraufhin die Arbeit dieser Organe verschlechtert (beispielsweise bei der kardialen autonomen Neuropathie). Soweit kommt es aber bei Polyneuropathie nur sehr selten. Polyneuropathie ist also nicht tödlich (oder nur sehr selten und bei besonderen Formen).

Die Ursache für die kürzere Lebenserwartung von Menschen mit Polyneuropathie liegt also an anderer Stelle. Auch dazu geben die genannten Studien hinweise.

Ein Grund dafür ist, dass Menschen mit Polyneuropathie ungleich häufiger an anderen schweren Erkrankungen leiden, durch die es zu den Nervenschäden kommt. Das gilt sowohl für Diabetes als auch für Krebserkrankungen und Alkoholkrankheit, Nierenschäden sowie Durchblutungsstörungen. Diese Krankheiten senken für sich schon die Lebenserwartung. Die statistisch niedrigere Lebenserwartung von Menschen mit Polyneuropathie im Vergleich zu Gesunden rührt also eher von den schweren Erkrankungen, die die Polyneuropathie zur Folge haben.

Die Wissenschaftler nennen allerdings noch weitere Gründe:

Die Menschen mit Polyneuropathie hatten eine wesentlich erhöhte Gefahr zu stürzen und waren viel häufiger in Ihrer Mobilität eingeschränkt. Sie hatten außerdem häufiger Probleme damit, alleine Ihren Alltag zu bewältigen und häufiger Störungen der Durchblutung und Herz- sowie Lungenerkrankungen. Mit anderen Worten: Sie waren körperlich schwach und litten an Krankheiten die mit Bewegungsmangel zusammenhängen.

Wie kann man die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie erhöhen?

Lässt sich die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie normal erhalten?

Als Therapeut (und sicher auch Ihnen als Patient) reicht es mir natürlich nicht aus zu wissen, dass Menschen mit Polyneuropathie früher sterben.
Ich will wissen:

Was kann man dagegen tun?

Also, wie lässt sich die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie erhöhen? Ich betrachte diese Frage meiner Ausbildung entsprechend aus sportwissenschaftlicher Sicht. Natürlich können auch andere Disziplinen zu mehr Gesundheit trotz Polyneuropathie beitragen, ich beschränke mich hier aber auf mein eigenes Fachgebiet. Ich gehe hier also ausdrücklich nicht auf medizinische Behandlungen ein, sondern beschränke mich auf die Möglichkeiten, die körperliches Training bietet.

Die richtige Bewegung bewirkt bei allen Menschen beeindruckende Effekte auf die Gesundheit. Körperlich aktive Menschen haben deshalb eine höhere Lebenserwartung, auch wenn sie an Polyneuropathie leiden. In diesem Artikel möchte ich Ihnen deshalb zeigen, wie körperliche Aktivität trotz Polyneuropathie helfen kann. Dazu muss man wissen, welche Probleme alle Menschen mit Polyneuropathie gemeinsam haben, die zur geringeren Lebenserwartung beitragen und die sich durch Training verbessern lassen.

 

Stürze und körperliche Schwäche senken die Lebenserwartung

Zwei Probleme, die beinahe alle Menschen mit Polyneuropathie gemeinsam haben sind eine erhöhte Gefahr zu stürzen und eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit.

Stürze sind wesentlich gefährlicher als die meisten Menschen vermuten – insbesondere im hohen Alter. Bei den über 65 Jährigen sind Stürze für bis zu ein Fünftel der notfallmäßigen Einlieferungen ins Krankenhaus verantwortlich (Peel et al. 2011).

Wer stürzt und sich dabei schwer verletzt wird dadurch häufig zum Pflegefall. Das gilt nicht nur für die berühmte Oberschenkelhalsfraktur. Auch für Schädel-Hirn-Traumen und Verletzungen der Wirbelsäule sind Stürze eine der häufigsten Ursachen. Wer einmal eine solche Verletzung erleidet gerät häufig in eine Abwärtsspirale, die leider recht oft damit endet dass man nicht mehr dazu in der Lage ist sich selbst zu versorgen und im Pflegeheim landet. Selbstverständlich folgen dann weitere gesundheitliche Probleme und auch die Lebenserwartung sinkt.

Allerdings ist die Gefahr zu stürzen deutlich erhöht wenn man an Polyneuropathie leidet. Das wissen die meisten Menschen mit Polyneuropathie aus eigener Erfahrung und zahlreiche Patienten berichteten mir bereits davon wie sie gestürzt sind.

Um für seine Sicherheit, seine Lebenserwartung und insbesondere auch für die Lebensqualität trotz Polyneuropathie etwas zu tun, sollte man deshalb versuchen, die Sturzgefahr möglichst zu verringern. Gleichzeitig sollte man aber körperlich möglichst aktiv bleiben. Das ist auf den ersten Blicke ein Widerspruch, denn wer sich viel bewegt läuft auch öfter Gefahr zu stürzen, als jemand der seine Tage auf dem Sofa sitzend verbringt.

Wer sich aus Angst zu stürzen allerdings nicht mehr bewegt bekommt dadurch alle Konsequenzen des Bewegungsmangels zu spüren. Die Muskelkraft und Knochenfestigkeit sinken zum Beispiel, wodurch man Verletzungsanfälliger wird. Außerdem wird die Bewegungskontrolle schlechter, wodurch die Sturzgefahr steigt. Daneben kommen zahlreiche weitere negative Effekte der Inaktivität hinzu, wie zum Beispiel, dass das Herz schwächer wird und das Risiko für Schlaganfälle steigt.

Einfach nicht mehr aktiv zu sein, um das Sturzrisiko zu reduzieren ist also keine Option!

Viel besser ist es, gezielte Übungen zu machen, die die Sturzgefahr senken.

Gleichgewichtstraining schützt vor Stürzen

Das Gleichgewicht zu trainieren schützt

Gezieltes Training für das Gleichgewicht ist dabei überraschend wirkungsvoll. Wer ein besseres Gleichgewicht hat steht stabiler und stürzt deshalb seltener. Dies ist nicht nur logisch, sondern wurde auch durch eine Vielzahl an wissenschaftlichen Studien belegt.

Rein statistisch sinkt die Sturzgefahr durch ein Training um etwa ein Drittel. Wer allerdings mehr trainiert und deshalb sein Gleichgewicht stärker verbessert, verringert die Sturzgefahr auch stärker.

Einer meiner Patienten war darin so erfolgreich dass er im ganzen Jahr 2020 nicht ein einziges Mal stürzte, nachdem er 2019 quasi montalich stürzte und sogar zweimal ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Natürlich sind solche Erfolgsgeschichten nicht bei jedem der Fall, allerdings gilt quasi für jeden dass die Sturzgefahr geringer ist, wenn man besser in der Lage ist, das Gleichgewicht zu halten und seine Bewegungen zu kontrollieren.

 

Gleichgewichtstraining Sturzgefahr

Training hilft gegen Symptome der Polyneuropathie

Dasselbe Training hilft interessanterweise vielen Menschen, die Symptome der Polyneuropathie zu reduzieren. Schmerzen und Missempfindungen werden nach dem Training oft weniger.

Denn das Training des Gleichgewichts richtet sich direkt an das Nervensystem. Um das Gleichgewicht gut halten zu können kommt es nämlich nicht auf große Muskeln und Körperkraft an, sondern darauf, den Körper genau wahrzunehmen und zu steuern – also die Aufgaben das Nervensystems.

Wenn Sie das Gleichgewicht trainieren verringern Sie deshalb nicht nur die Sturzgefahr, viele Menschen berichten auch von einer Verbesserung der Symptome der Polyneuropathie. Das Nervensystem scheint durch das Training zu lernen, die Schäden aufgrund der Polyneuropathie auszugleichen. Durch Training kommt es also nicht zur Heilung der Polyneuropathie, man kann aber trotz der Nervenschäden die Körperwahrnehmung trainieren. Gleichgewichtstraining hat also das Potenzial, die Lebensqualität zu verbessern, was ja mindestens so wichtig ist wie die Lebenserwartung.

Übungsanleitung

Ausführliche Informationen zu Übungen speziell bei Polyneuropathie finden Sie unter folgendem Link:

Übungen bei Polyneuropathie

Übungen bei Polyneuropathie

Weniger Fitness = Höhere Sterblichkeit

Stürze sind allerdings nicht die einzige körperliche Einschränkung, die die Lebenserwartung bei Polyneuropathie verringert. Ein weiterer entscheidender Risikofaktor ist, dass Menschen mit Polyneuropathie körperlich meist weniger fit sind.

Wer körperlich fitter ist, lebt allerdings länger und gesünder. Das gilt insbesondere, wenn man an einer chronischen Krankheit leidet. Denn körperliche Fitness schützt vor deren Folgen.

Eine Arbeitsgruppe um Jonathan Meyers von der Stanford University untersuchte bereits 2002, welchen Einfluß die körperliche Leistungsfähigkeit auf die Mortalität von Menschen mit verschiedenen Erkrankungen hat. Dabei zeigte sich eindrucksvoll, dass Menschen die körperlich fit sind, obwohl sie an chronischen Krankheiten eine niedrigere Mortalität aufweisen als körperlich schwache Menschen mit denselben Krankheiten. (Die Studie können Sie hier nachlesen: Meyers et al. 2002)

Die Daten aus dieser Studie habe ich in der Abbildung rechts dargestellt. Sie sehen darin das statistische Sterberisiko in Abhängigkeit der körperlichen Leistungsfähigkeit und verschiedener chronischer Erkrankungen. Dabei sehen Sie sogenannten MET (Metabolische Equivalente). 1 MET entspricht dem Energieverbrauch in Ruhe. 8 MET wäre also das achtfache des Energieverbrauchs in Ruhe. Das entspricht zum Beispiel Gehen mit 8 km/h.

Menschen, die eine Leistung von 8 MET erbringen können (also längere Zeit 8 km/h schnell gehen können), haben kaum Einschränkungen in ihrer Lebenserwartung, auch wenn Sie an chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck leiden.

Wie Sie in der Abbildung sehen können haben Menschen, die es nicht schaffen, 8 MET zu erreichen ein deutlich höheres Sterberisiko. Wer weniger als 5 MET erreicht, hat ein mehr als doppelt so hohes relatives Sterberisiko wie Menschen, die mehr als 8 MET schaffen. Dasselbe gilt übrigens für beinahe alle Erkrankungen und im Grunde genommen auch für Gesunde: Körperliche Fitness erhöht die Lebenserwartung.

Körperliche Leistungsfähigkeit erhöht die Lebenserwartung

Körperliche Fitness schützt - trotz Erkrankungen

Wer fitter ist hat besser funktionierende Organe!

Der Grund für die höhere Lebenserwartung fitterer Menschen ist, dass Fitness nichts anderes bedeutet als gut funktionierende Organe.

Um körperlich fit zu sein benötigt man ein gut funktionierendes Herz, eine gesunde Lunge und gute Blutgefäße, um Blut und Sauerstoff zu den Muskeln zu bringen.

Auch das Nervensystem, das die Muskeln passend zur jeweiligen Aufgabe steuert, muss gut funktionieren und wird durch ein Training leistungsfähiger. Auch die Stabilität und Bruchfestigkeit der Knochen muss groß sein, um die Kraft der Muskeln umsetzen zu können.

Die körperliche Fitness ist also nichts anderes als ein Ausdruck gut funktionierender Organe und damit guter Gesundheit. Und noch mehr: Wer durch ein Training fitter, stärker und leistungsfähiger wird, dessen Organe funktionieren auch besser!

Wer durch ein Training heute zum Beispiel weiter und schneller gehen kann als vor einem Monat, der hat ein besser funktionierendes Herz, besser funktionierende Muskeln und eine besser funktionierende Durchblutung.

Bewegung und Lebenserwartung bei Krebspatienten.

Ganz konkret: wer körperlich fitter ist wird seltener krank

Deshalb sinkt das Risiko für sehr viele Erkrankungen, wenn man körperlich fitter ist.

Das gilt auch für Erkrankungen, an die man zunächst nicht gedacht hätte. So funktioniert bei fitten Menschen auch das Immunsystem besser, was dazu führt, dass Infektionen einen leichteren Verlauf haben.

Sehr fitte Menschen erkranken deshalb zum Beispiel viel seltener an Lungenentzündungen. Denn Ihr Immunsystem ist in der Lage, Infektionen in den Atemwegen zu bekämpfen, bevor sie sich zu einer gefährlichen Erkrankung auswachsen können.

Und selbst wenn man an einer Lungenentzündung erkrankt, haben fitte Menschen mehr Reserven. Denn Ihre Lunge war von vornherein leistungsfähiger und ist deshalb in der Lage genügend Sauerstoff aufzunehmen um den Körper zu versorgen, auch wenn sie aufgrund der Erkrankung nicht mehr so gut funktioniert.

Die Sauerstoffaufnahmefähigkeit ist übrigens das in der Wissenschaft gebräuchlichste Maß für die Ausdauer. Je besser Ihre Ausdauer, desto besser ist also Ihre Sauerstoffaufnahme, desto besser ist die Funktion Ihrer Lunge und übrigens auch des Herzens und der Blutgefäße, die den Sauerstoff aus der Lunge in den Körper transportieren.

Fitness und Lungenentzündungen

Bessere Fitness bedeutet besser funktionierende Organe!

Körperliche Aktivität fällt mit Polyneuropathie schwerer

Wir sehen also, dass fitte Menschen auch eine höhere Lebenserwartung haben. Man kann also damit rechnen, dass eine bessere körperliche Fitness die Lebenserwartung auch trotz Polyneuropathie verbessert.

Nun ist es natürlich schwerer, sich fit zu halten wenn man an Polyneuropathie leidet. Denn wenn man bei jedem Schritt Schmerzen hat oder Probleme das Gleichgewicht zu halten, kann man natürlich nicht so einfach trainieren wie jemand ohne Einschränkungen.

Deshalb gehe ich davon aus, dass die verringerte Lebenserwartung der Menschen mit Polyneuropathie, nicht zuletzt daher rührt, dass man mit Polyneuropathie körperlich weniger aktiv und deshalb weniger fit ist. Dadurch funktionieren die Organe schlechter, es kommt häufiger zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und Stürzen sowie anderen Problemen, die der Bewegungsmangel mit sich bringt.

 

Körperliche Fitness erhöht die Lebensqualität

Es geht aber nicht nur darum, die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie zu steigern. Mindestens genauso wichtig ist es, die LEBENSQUALITÄT zu erhalten. Und auch hier spielt die körperliche Fitness eine sehr wichtige Rolle.

Denn wer körperlich fitter ist, kann sich mehr zutrauen und mehr unternehmen als jemand, der schon bei einfachen alltäglichen Dingen Schwierigkeiten hat.

Wer körperlich fit ist hat zum Beispiel keine Probleme damit, Treppen zu steigen oder Einkäufe zu tragen. Das macht das Leben leichter und ermöglicht mehr Aktivitäten die Spaß machen. Nicht zuletzt benötigt man auch seltener die Hilfe anderer wenn man körperlich stärker ist.

Sich körperlich fit zu halten ist also keine reine gesundheitliche Frage. Es geht nicht nur darum, möglichst lange zu leben. Es geht ganz konkret darum angenehmer zu leben.

Man kann sich trotz Polyneuropathie fit halten!

Wer trotzdem aktiv bleibt profitiert umso mehr

Sie sehen also, dass es gerade mit Polyneuropathie wichtig ist, trotzdem aktiv zu bleiben.

Dass man im Alltag weniger aktiv ist, weil die Krankheit das Leben einfach schwerer macht, liegt auf der Hand. Deshalb ist es wichtig, sich Routinen für das körperliche Training zu schaffen.

Wenn man sich sich zum Beispiel feste Zeiten für das Training vornimmt und während diesen Zeiten planmäßig trainiert, kann man schon mit wenig Zeitaufwand große Fortschritte machen.

Wenn man mit einem Training trotz Polyneuropathie beginnt, hat man meist in der Anfangszeit sehr große Erfolge. Nach einiger Zeit erreicht man allerdings ein Plateau, an dem man nicht mehr weiterkommt. Denn die Krankheit bringt nunmal Einschränkungen mit sich, die man nicht einfach wegzaubern kann. Verlieren Sie dann allerdings nicht den Mut!

Machen Sie sich bewußt, dass es bereits ein Riesenerfolg ist, wenn Sie es schaffen trotz der Polyneuropathie das aktuelle Niveau zu halten. Denn Menschen die nicht trainieren werden langsam aber sicher schwächer, wackeliger und letzten Endes weniger selbständig. Diesen Prozess können Sie durch gezielte Übungen zumindest bremsen.

Übungen für zu Hause

Mehr Informationen und spezielle Übungen bei Polyneuropathie finden Sie auf meiner Seite "Übungen bei Polyneuropathie".

Dort finden Sie zahlreiche Übungen sowie alle wichtigen Informationen zum Training. Übrigens können Sie das Training problemlos selbständig zu Hause durchführen.

Bewegungsempfehlungen für Diabetische Polyneuropathie

Um sich gegen die Polyneuropathie zu helfen wenn diese durch Diabetes ausgelöst wurde müssen sie neben dem Training des Gleichgewichts auch gezieltes Training für den Zuckerstoffwechsel anwenden.

Dass Diabetiker sich viel bewegen sollten weiß jeder. Allerdings wissen die wenigsten, dass man den Zuckerstoffwechsel gezielt trainieren kann. Je nachdem, wie man sich bewegt kann der Körper nämlich die Energie für die Bewegung aus unterschiedlichen Quellen gewinnen. Das sind hauptsächlich Zucker und Fett. Um Ihren Diabetes zu verbessern sollten Sie deshalb auch Dinge tun, bei denen tatsächlich Zucker verbrannt wird. Das ist dann der Fall, wenn man Dinge tut, bei denen die Energie schnell bereitgestellt werden muss. Wenn man sich langsam aber stetig bewegt, wie beispielsweise beim Spazierengehen wird hauptsächlich Fett verwendet. Logischerweise profitieren Diabetiker mehr davon, Zucker zu verbrennen als Fett.

Mehr Informationen dazu finden Sie auf meiner Seite zum Training für Diabetiker:

Bewegungsempfehlungen bei Polyneuropathie durch Chemotherapie

Nach Krebserkrankungen kämpfen sehr viele Patienten mit den körperlichen Folgen. Insbesondere wer durch die Chemotherapie eine Polyneuropathie entwickelt hat, traut sich weniger zu und bewegt sich weniger.

Allerdings profitieren Krebspatienten sehr vielfältig von körperlichem Training. Die Rückfallquote und damit die langfristige Lebenserwartung ist bei körperlich aktiven Menschen wesentlich niedriger. Das gilt insbesondere für Brust- und Darmkrebs. Eine Forschungsgruppe des Dana-Farber-Institute in Boston beobachtete Darmkrebspatienten über 12 Jahre und verglich deren körperliche Aktivität. Die Patienten mit der größten Körperlichen Aktivität starben während dieser zwölf Jahre um 53% seltener an den Folgen des Darmkrebs (Meyerhardt et al. 2009).

Selbstverständlich spielt dabei auch eine Rolle, dass die Patienten die schwerer erkrankt waren auch weniger aktiv waren, und es deshalb zu einer höheren Sterblichkeit in dieser Gruppe kam. Allerdings sind sich die meisten Wissenschaftler inzwischen einig, dass körperliches Training die Chancen, eine Krebserkrankung zu überleben um 10-25% erhöht.

Dabei ist es wichtig, den Körper umfassend zu stärken. Das heißt, Gleichgewichtsübungen gegen die Polyneuropathie sollten durch Kraftübungen ergänzt werden, um  die Muskelkraft und die Festigkeit der Knochen zu erhalten. Außerdem ist es sehr wichtig, Ausdauertraining zu betreiben, weil dadurch die Herz- und Lungenfunktion verbessert wird und das Immunsystem gestärkt wird. Als Ausdauertraining kann bereits zügiges Gehen ausreichen. Es ist wichtig, sich während und nach einer so belastenden Erkrankung körperlich nicht zu überfordern.

Ausführliche Informationen zum Training für Krebspatienten finden Sie hier:

Polyneuropathie

Warum tut Polyneuropathie weh?

Weniger Signale und trotzdem Schmerzen? Warum tut Polyneuropathie weh?

Bei Polyneuropathie kommt es zu Schäden in den Nerven, was dazu, führt dass weniger Signale aus der Peripherie (meist Hände und Füße) zum Gehirn gelangen.

Dass dadurch Schmerzen entstehen ist etwas paradox. Denn eigentlich sollten weniger Signale doch einfach weniger Gefühl bedeuten und nicht mehr Schmerzen.

Außerdem kommt es recht häufig vor, dass die Polyneuropathie tatsächlich keine Schmerzen verursacht, sondern einfach dazu führt, dass man die Zehen, Füße und Fingerspitzen einfach nicht mehr wahrnimmt. Wieso kommt es bei Menschen mit ein und derselben Erkrankung zu völlig gegensätzlichen Symptomen?

Ich gehe in diesem Artikel deshalb der Frage nach: "Warum tut Polyneuropathie weh?"

Einen sehr ausführlichen Artikel zur Selbsthilfe gegen die Schmerzen finden Sie hier: Schmerzen bei Polyneuropathie und was Sie dagegen tun können.

Das Gefühl entsteht im Gehirn

Um zum Beispiel eine Berührung in den Zehenspitzen zu spüren, muss dieser Druck in den Zehen von einem Nerv wahrgenommen werden. Er meldet seine Wahrnehmung weiter, indem er ein Signal an das Geihrn sendet.

Dort gibt es für jeden Nerv und jedes Körperteil ein Areal, das die Signale empfängt und interpretiert. Durch diese Interpretation entsteht das Gefühl, das wir als Berührung empfinden. Diese Interpretation entscheidet auch darüber, wie sich eine Berührung genau anfühlt.

Ob man eine Berührung als leichtes Streicheln oder starken Druck empfindet, als Kitzeln oder Kratzen, hängt davon ab, wie die Signale aus den Nerven im Gehirn interpretiert werden.

Schmerzen entstehen im Gehirn, nicht in den Füßen!

Polyneuropathie wirkt sich im Gehirn aus!

Wenn ein Nerv durch die Polyneuropathie geschädigt wird, sendet er missverständliche Signale an das Gehirn.

Das heißt, wenn bisher zum Beispiel eine leichte Berührung gemeldet wurde, wird dieses Signal jetzt durch die Nervenschäden gestört und verändert. Was noch im Gehirn ankommt, kann nicht mehr wie bisher eindeutig interpretiert werden, weil die Datenübertragung unterwegs gestört wird.

Es ist so ähnlich, wie wenn beim Handy- oder Radioempfang Störungen auftreten: Der Empfänger versteht das Signal nicht mehr und statt einem klaren Ton kommt nur noch Knacken und Rauschen an.

Überempfindliche Hirnareale verursachen Schmerzen

Das Nervensystem reagiert darauf, indem es den Empfänger empfindlicher einstellt. Die Hirnareale, die die Signale aus dem geschädigten Nerv empfangen und interpretieren werden im Wortsinn empfindlicher. Sie entwickeln eine höhere Grundaktivität, es wachsen dort mehr Nervenzellen und die Reaktion auf die Nervensignale wird verstärkt.

Das hat die unangenehme Folge, dass normale alltägliche Reize übertrieben stark empfunden werden und Schmerzen auslösen. Deshalb tun beispielsweise zu raue Socken oder leichte Berührungen weh.

Wenn Sie Schmerzen haben sobald Ihre Füße den Boden berühren oder schon die Bettdecke auf Ihren Füßen einen schmerzhaften Druck auslöst, liegt das also nicht nur an den Problemen in den Füßen, sondern insbesondere auch im Gehirn.

Das Gleiche gilt übrigens, auch wenn Sie Hitzeempfinden, Kribbeln oder andere MIssempfindungen haben:

Die Polyneuroopathie macht auch im Gehirn Probleme, nicht nur in den Händen oder Füßen!

Wenn Sie mehr zum Thema nachlesen möchten, finden Sie hier eine wissenschaftliche Studie, die die Zusammenhänge beschreibt: Domingues et al. 2018

Wer das Gehirn trainiert hat weniger Schmerzen

Wer das Gehirn trainiert, verbessert die Polyneuropathie!

Das ist auch der Grund dafür, dass es wenig bringt, die Füße oder die Hände zu behandeln. Man kann zwar eine Linderung erreichen, indem man Fußbäder und Cremes benutzt oder sonstige Wellnessbehandlungen anwendet. Das hilft aber nur kurzfristig, die Schmerzen werden trotzdem zurück kommen.

Ein bessere Möglichkeit um die Missempfindungen in den Griff zu bekommen ist, das Gehirn zu trainieren um die Überempfindlichkeit zu reduzieren. Dazu ist Balance Training hervorragend geeignet. Das heißt nichts anderes, als das Gleichgewicht zu trainieren.

Denn um das Gleichgewicht sicher zu halten, müssen Sie Ihren Körper dauernd wahrnehmen und genauestens spüren. Außerdem müssen Sie auf die Empfindungen wie zum Beispiel den Druck an Ihren Fußsohlen angemessen reagieren. Dadurch wird die Wahrnehmung des Körpers verbessert und die Abläufe im Gehirn effizienter.

Das Gleichgewicht zu halten ist eine der kompliziertesten Aufgaben, die wir im Alltag bewältigen - auch wenn uns das häufig nicht bewusst ist. Es ist dazu notwendig, alle Körperteile, ihre Lage zueinander und die Spannung der Muskeln mit höchster Genauigkeit wahrzunehmen, zu bewerten und angemessen zu reagieren.

Das heißt, um das Gleichgewicht zu halten, müssen dauernd Signale aus dem Körper aufgenommen, weitergeleitet und interpretiert werden.

Dies führt dann ganz konkret zu weniger Schmerzen.

Praktische Übungen dazu finden Sie hier: Schmerzen bei Polyneuropathie und was Sie dagegen tun können

87 % der Patienten berichten nach einem Training von weniger Schmerzen und Missempfindungen

nach Streckmann et al. 2014

Training gleicht die Nervenschäden aus

In einer Studie an der Universität Freiburg wurde ein solches Gleichgewichtstraining mit Menschen, die an Polyneuropathie litten ausprobiert (Hier die Studie zum nachlesen Streckmann et al. 2014).

Durch das Training verbesserte sich wie erwartet das Gleichgewicht der Patienten. Was aber viel wichtiger ist: 87,5% der Patienten berichteten von weniger Symptomen der Polyneuropathie. Das heißt: die Schmerzen und Missempfindungen wurden besser! In der Kontrollgruppe, die nicht trainierte, berichtete im gleichen Zeitpunkt kein einziger Patient von einer Verbesserung der Symptome.

Übrigens wurde nachgemessen, ob sich die Nerven in den Beinen der Patienten erholten. Dazu wurde die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen, an der Neurologen erkennen können, wie stark ein Nerv geschädigt ist. Die Messungen zeigten durch das Training keine Veränderung.

Das bedeutet: Die Verbesserung der Symptome entstand nicht in den geschädigten Nerven in den Füßen oder Händen, sondern im Gehirn!

 

Das Gehirn ist das anpassungsfähigste Organ!

Das sind hervorragende Nachrichten. Denn es bedeutet, dass sich die Nervenschäden, die in den Füßen oder Händen entstehen ausgleichen lassen, indem man das Gehirn trainiert.

Denn es gibt leider immernoch kaum Möglichkeiten, um die Nerven zu heilen, die bei der Polyneuropathie Schaden nehmen. Wenn es aber gelingt, die "Datenverarbeitung" im Gehirn zu verbessern, kann man also trotzdem die Schmerzen reduzieren!

Überraschend einfache Übungen

Wenn Sie jetzt vermuten, ein solches Training sei hochkomplex und schwierig umzusetzen kann ich Sie beruhigen.

Das Gleichgewicht zu trainieren ist kinderleicht. Man kann ein solches Training problemlos selbständig zu Hause durchführen - wenn man weiß wie es geht.

Wichtig ist vor allem, den richtigen Schwierigkeitsgrad zu wählen. Denn selbstverständlich kann jemand, der am Rollator geht, nicht auf dem gleichen Niveau trainieren wie ein gesunder fitter Mensch.

Auf meiner Seite "Übungen bei Polyneuropathie" finden Sie zahlreiche Übungen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden zum Ausprobieren. Außerdem finden Sie alle nötigen Hintergrundinformationen um gleich loszulegen. Noch spezifischere Anleitungen zum Training gegen die Schmerzen finden Sie hier: Schmerzen bei Polyneuropathie und was Sie dagegen tun können.

Sie können sich auch ein kleines Büchlein mit einer Übungsanleitung oder sogar ein ganzes Trainingsset bei mir bestellen.

Muskelschmerzen und Nervenschmerzen verstärken sich gegenseitig

die Schmerzen bei Polyneuropathie kommen häufig aus den Muskeln!

Sehr häufig werden die Schmerzen allerdings nicht nur von den Nerven ausgelöst - auch wenn man an Polyneuropathie leidet. Denn zu den Schmerzen, die die Nervenschäden bewirken kommen sehr häufig noch Schmerzen aus den Muskeln hinzu. Muskeln die verkrampft sind können unglaubliche Schmerzen verursachen.

Das haben die meisten schon am eigenen Leib erfahren. Was nicht jeder weiß ist, dass Muskelverkrampfungen sich in manchen Fällen nicht mehr auflösen können und dauerhaft Schmerzen verursachen. Und das ohne dass man wahrnimmt, dass noch ein Muskelkrampf besteht.

Denn es handelt sich um kleinste Verkrampfungen, die oft so klein sind wie ein Stecknadelkopf. Trotzdem können sie gewaltige Schmerzen in ganzen Körperteilen verursachen. Man nennt das medizinisch das Myofasziale Schmerzsyndrom und es ist eine der häufigsten Schmerzursachen überhaupt.

Ausstrahlende Schmerzen aus den Muskeln

Diese Problematik entsteht besonders häufig, wenn das Zusammenspiel zwischen Muskeln und Nerven nicht mehr richtig funktioniert und die Muskeln überlastet werden. Das ist bei Polyneuropathie besonders häufig der Fall. Ein Grund dafür, warum die Polyneuropathie wehtut ist also, dass die Nervenschäden Probleme in der Muskulatur nach sich ziehen.

Sehr sehr häufig ist das Nervensystem dabei nicht in der Lage ist, die Schmerzen dem richtigen Areal zuzuordnen. Der Schmerz wird dann an einer anderen Stelle empfunden als die eigentliche Problematik sitzt - ein ausstrahlender Schmerz entsteht.

Das passiert besonders häufig bei Muskeln im Unterschenkel. Die dort ausgelösten Schmerzen werden dann oft in den Füßen empfunden. Beispielsweise verursachen Probleme im langen Zehenbeuger (M. Flexor Digitorum) häufig Schmerzen in den Zehen, obwohl der Muskel selbst in der Wade liegt.

Nerven- und Muskelschmerzen sind nicht zu unterscheiden

Ob die Schmerzen die Sie empfinden von Nervenschäden oder von Muskelproblemen verursacht werden lässt sich leider praktisch nicht unterscheiden. Denn Ihr Nervensystem sagt Ihnen nur dass Schmerzen da sind, nicht welche Struktur sie aussendet. Meine persönliche Erfahrung ist allerdings, dass bei fast allen Patienten mit Polyneuropathie eine zusätzliche Muskelproblematik besteht.

Das ist eigentlich eine erfreuliche Nachricht. Denn wie man die Funktion der Muskulatur verbessern kann wissen wir ja - durch Training. Wenn also schon die Nerven nicht geheilt werden können, so kann man doch wenigstens an den Muskeln arbeiten.

Muskeln werden bei Polyneuropathie meist nicht beachtet

Leider denken die wenigsten daran, dass man auch an den Muskeln arbeiten könnte, wenn man an Polyneuropathie leidet. Denn die Polyneuropathie ist nun einmal eine Nervenerkrankung und der Zusammenhang mit den Muskeln ergibt sich erst auf den zweiten Blick.

Deshalb wird man als Patient sehr selten darauf hingewiesen, dass eine Behandlung der Muskeln mit den Schmerzen helfen kann, auch wenn dadurch die Polyneuropathie nicht geheilt wird.

Lernen Sie, sich selbst zu helfen!

Hinzu kommt, dass die Muskelproblematik nicht mit einem Medikament oder ein paar Handgriffen gelöst werden kann. Es ist zwar möglich, die Muskeln mit Training, Dehnung und Massage zu behandeln, allerdings ist die Behandlung aufgrund der Nervenschäden bei Polyneuropathie wesentlich aufwendiger und schwieriger als bei anderen Patienten.

Deshalb ist es für Therapeuten sehr schwierig, echte Fortschritte zu erzielen. Insbesondere weil die Zeit fehlt und die Therapiesitzungen zu kurz dauern. Die beste Lösung ist es deshalb, zu lernen was man selbst für sich tun kann und sich selbst zu helfen.

In meinem Schmerzfrei-Set finden Sie deshalb die Übungsanleitung "Bewegung bei Polyneuropathie" mit zahlreichen Übungen für das Training des Gleichgewichts und des Körpergefühls. Außerdem enthält es ein BitzerPad, mit dem man das Gleichgewicht noch intensiver trainieren kann. Für die Behandlung der Muskeln erhalten Sie das Buch "Fußschmerzen selbst behandeln", indem die Massage und Dehnung aller relevanter Muskeln der Füße und Unterschenkel beschrieben ist.

Mit dem Schmerzfrei-Set erhalten Sie also alles was Sie brauchen, um sich selbst gegen die Schmerzen bei Polyneuropathie zu helfen.

 

Trainingstherapie

LA CONDICIÓN FÍSICA TE PROTEGE DEL CORONAVIRUS

¡MANTENTE ACTIVO!

Debido a la crisis del Coronavirus, todos los gimnasios y clubes deportivos están ahora cerrados. Pero deberías de intentar mantenerte activo ahora mismo, ¡porque la condición física te protege!.

Esta no es una posibilidad abstracta. Los peligros de la enfermedad están específicamente relacionados con tu condición física.

FORTALECE TU SISTEMA INMUNOLÓGICO

Si practicas ejercicio físico moderado, tu sistema inmunológico se fortalece y es más capaz de defenderse de las infecciones.

Si estás inactivo por unos días, tu sistema inmunológico baja su actividad. Esto tiene sentido, porque el cuerpo cree que si no está activo, estará expuesto a menos gérmenes. Por lo tanto, ahorra energía al reducir la actividad del sistema inmunológico. Pero si de repente entras en contacto con virus o bacterias dañinas, estarás menos protegido.

Por otro lado, si eres moderadamente activo, tu sistema inmunológico aumentará su actividad. Las llamadas células asesinas naturales se vuelven más activas y el cuerpo produce más de estas células protectoras de defensa. Estos asesinos están ahí para reconocer y destruir las células infectadas por el virus. También ayudan a fortalecer la respuesta defensiva del cuerpo y a activar defensas específicas.

Además, el deporte también hace que los granulocitos de neutrófilos sean más fuertes. Estas células también matan a los invasores y previenen la infección. En las personas físicamente aptas y activas, son más capaces de liberar sustancias que pueden destruir microorganismos peligrosos (la llamada explosión oxidativa).

¡LA CONDICIÓN FÍSICA TE PROTEGE CONTRA LA NEUMONÍA!

Debido a esto, las personas que están en buena forma física tienen menos probabilidades de enfermar. Esto se debe a que su sistema inmunológico puede combatir los gérmenes más fácilmente. Si se produce una infección, es más probable que sea leve en personas que estén en forma.

El gran problema con el virus corona - la neumonía - ocurre, por tanto, con menos frecuencia en las personas con buena forma física. Esto se debe a que las enfermedades quedan confinadas más a menudo a las vías respiratorias superiores. Por ejemplo, la enfermedad está restringida a la garganta y a los tubos bronquiales en lugar de afectar a los pulmones y, por lo tanto, es mucho menos peligrosa.

Un estudio finlandés demostró que las personas que están físicamente muy en forma sólo sufren de neumonía alrededor de la mitad de las veces que las personas que no están en forma.

 

 

CONDICIÓN FÍSICA Y EL RIESGO DE NEUMÓNIA

ALTO NIVEL DE CONDICIÓN FÍSICA = ALTO CONSUMO DE OXÍGENO

Estar más físicamente en forma significa, nada más que, ser capaz de absorber mejor el oxígeno.

El consumo de oxígeno es la medida científica más importante para medir la condición física.

Ser capaz de absorber y quemar una gran cantidad de oxígeno, es lo que necesitas para moverte con rapidez y resistencia.

Si enfermas de enfermedades del tracto respiratorio, por tanto, te beneficiarás de tener un alto nivel de condición física. Porque si tu cuerpo puede absorber mucho oxígeno al principio, por supuesto, puede mejor hacer frente a los daños en las vías respiratorias.

QUIEN ESTÁ MÁS EN FORMA, TIENE MÁS RESERVAS RESPIRATORIAS.

Por ejemplo, si eres capaz de correr 10 km, esto significa que eres capaz de absorber mucho oxígeno. Es decir, mucho más de lo que tu cuerpo necesita en reposo.

Si enfermas de coronavirus (el cual restringe la función pulmonar), todavía tienes grandes reservas. Por tanto, puedes seguir tomando suficiente oxígeno y no entrar en un estado crítico, incluso si tu función pulmonar está deteriorada.

Si, por otro lado, eres una de esas personas que ya se quedan sin aliento haciendo cosas de la vida cotidiana, una infección respiratoria te afectará mucho más.

La infección puede entonces causar que tu consumo de oxígeno sea tan bajo que necesite ser ventilado. Y esta es la razón principal de las muchas muertes en Italia, por ejemplo: hay más enfermos graves que respiradores.

Entonces, cuanto mejor sea su capacidad de consumo de oxígeno, mayores serán tus posibilidades de sobrevivir.

A MAYOR EDAD, MENOR SERÁ EL CONSUMO DE OXÍGENO.

Una de las razones principales por cuales las personas mayores mueren de coronavirus es que su consumo de oxígeno es peor que el de los jóvenes. Si no haces ejercicio, tu consumo de oxígeno disminuye aproximadamente entre un 1 y un 2% al año. Esto significa que a la edad de los 80 años, sólo se puede absorber la mitad de oxígeno que a los 20, lo que significa que se tiene un mayor riesgo.

Por otro lado, si haces deporte, tu consumo de oxígeno sigue mejorando. Con un entrenamiento moderado, no hay problema alguno en tener el consumo de oxígeno de un promedio de 30 años a los 70 años de edad. ¡Y por ello, mantenerte más sano!

NO SOBREENTRENES

Sin embargo, hay una limitación: si entrenas demasiado, tu sistema inmunológico también se debilita. Por lo tanto, después de un entrenamiento altamente intensivo, se produce el llamado "efecto de ventana abierta". Esto significa que durante unas horas eres más vulnerable, especialmente a las enfermedades respiratorias.

Si entrena con mucha intensidad, deberías prestar especial atención a la higiene y a mantenerte alejado de otras personas inmediatamente después del entrenamiento.

El entrenamiento con demasiada frecuencia y durante demasiado tiempo tiene un efecto similar. Por lo tanto, los atletas de resistencia que entrenan por períodos muy largos de tiempo, también tienen más probabilidades de desarrollar enfermedades respiratorias.

¡NO ENTRENES MIENTRAS ESTÁS ENFERMO!

Sin embargo, todos estos efectos beneficiosos del deporte son solo preventivos. Si ya padeces de una enfermedad respiratoria, deberías tomártelo con calma.

Si entrenas con un resfriado, puedes provocar complicaciones médicas. Sucede una y otra vez que atletas jóvenes y aparentemente sanos sufren de inflamación cardíaca y mueren muy repentinamente. La causa más común que puede explicar esto es que las personas continúan entrenando a pesar de que tienen un resfriado.

ENTRENAMIENTO PERSONAL ONLINE

Probablemente no podrás hacer tu ejercicio físico habitual durante la crisis del coronavirus. Es posible que tampoco sepas cómo entrenar en casa.

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Se puede preparar un plan de entrenamiento individual por teléfono (sin riesgo de infección ). Recibirá el plan de entrenamiento como desee a través de una aplicación o en papel.

Christian Bitzer, Sporttherapeut für Atemwegserkrankungen (DVGS)

Christian Bitzer, terapeuta deportivo para enfermedades respiratorias (Asociación Alemana de Deportes de Salud y Terapia Deportiva, DVGS)

Teléfono: +49 176 66 86 91 51

Correo electrónico: Bitzer.Sporttherapie@gmail.com

Trainingstherapie

Physical fitness protects you from Corona

Stay active!

Due to the Corona crisis, all gyms and health clubs are now closed. But you should try to stay active right now, because physical fitness protects you!

This is not an abstract possibility. The dangers of the disease are very specifically related to your physical condition.

Strengthen your immune system

If you do moderate exercise, your immune system becomes stronger and is better able to fight off infections.

If you are inactive for a few days however, your immune system lowers it's activity. This makes sense, because the body believes that if it is not active, it will be exposed to fewer germs. It therefore saves energy by reducing the activity of the immune system. But if you suddenly get confronted with harmful viruses or bacteria, you are less protected.

On the other hand, if you are moderately active, your immune system will increase its activity. The so-called natural killer cells become more active and the body produces more of these protective defence cells. These killers are made to find and destroy virus-infected cells. They also help to strengthen the body's defensive response and activate specific immune responses.
In addition, exercise also makes the neutrophil granulocytes stronger. These cells also kill invaders and prevent infection. In physically fit and active people, they are better able to release substances that can destroy dangerous microorganisms (the so-called oxidative burst).

Physical fitness protects you from pneumonia

Because of this, people who are physically fit are less likely to get sick. This is because their immune system can fight germs more easily. If an infection does occur, it is more likely to have a mild course in fit people.

The big problem with the corona virus - pneumonia - therefore occurs less frequently in fit people. This is because the diseases are more often confined to the upper respiratory tract. This means, the disease is restricted to the throat and the bronchial tubes instead of affecting the lungs and it is therefore a lot less dangerous.

A Finnish study showed that people who are physically very fit only suffer from pneumonia about half as often as people who are out of shape (read the study here).

 

Physical fitness and risk for pneumonia

Oxygen uptake and risk for pneumonia

Physical fitness = high oxygen uptake

Being more physically fit means nothing more than being better able to absorb oxygen.

Oxygen uptake is in fact the most important way to measure physical fitness scientifically.

Being able to absorb and burn a lot of oxygen, is what you need to move quickly and endurantly.

If you fall ill with respiratory tract diseases, you will therefor benefit from a higher level of fitness. Because if your body that can absorb a lot of oxygen in the first place, it can of course cope better with damage to the airways.

If you are physically fit, you have more respiratory reserves

For example, if you are able to run 10 km, this means that you are able to absorb a lot of oxygen. Much more than your body needs at rest.

If you fall ill with corona, which restricts lung function, you still have large reserves. So you can continue to take in sufficient oxygen and do not get into a critical state, even if your lung function is impaired.

If, on the other hand, you already get out of breath doing everyday things, a respiratory infection will hit you much harder.

The infection can then cause your oxygen intake to be so low that you need a ventilator to get enough oxygen into your body. And this is a main reason for the many deaths in Italy: There are more critically ill people than there are ventilators.

So the better your ability for oxygen intake is, the higher your chances for survival are.

The older you are, the lower your oxygen uptake

One reason why mainly older people die of corona is that their oxygen uptake is worse than that of young people. If you do not exercise, your oxygen uptake drops by about 1-2% per year. This means that at 80 years of age you can only absorb half as much oxygen as at 20, which means that you are at greater risk.

On the other hand, if you do sports, your oxygen intake remains better. With moderate training, it is no problem to have the oxygen intake of an average 30-year-old at 70 years of age. And to stay healthier accordingly!

Don't overdo it

However, there is a restriction: if you train too hard, your immune system goes down, too. Therefore, after a highly intensive training, the so-called "open window effect" occurs. This means that for a few hours you are more vulnerable, especially to respiratory diseases.

If you train very intensively, you should therefore pay special attention to hygiene and keeping your distance from other people immediately after training.

Training too often and for too long has a similar effect. Endurance athletes who train for very long periods of time are therefore more likely to develop respiratory diseases, too.

Don't train while you are sick!

However, all these beneficial effects of sports are only preventive. If you already suffer from a respiratory disease, you should take it easy.

If you train with a cold, you can provoke medical complications. It happens over and over again that young, apparently healthy athletes suffer from heart inflammation and die very suddenly. The most common cause for this is that people continue to train even though they have a cold.

Online personal training

You will probably not be able to do your usual exercise during the corona crisis. You might also not know how to train at home.

I can help you choose the right things to do and make a training plan so you can stay active at home. Call or write me today to get your individualized training plan. Contactless and without risk of infection.

Christian Bitzer, Sporttherapeut für Atemwegserkrankungen (DVGS)

Christian Bitzer, Exercise Therapist for respiratory diseases (Certified by the German association of Exercise Therapy, DVGS)

Phone: +49 176 66 86 91 51

Email: Bitzer.Sporttherapie@gmail.com