Senkt Polyneuropathie die Lebenserwartung?
- von Christian Bitzer
Stirbt man früher wenn man an Polyneuropathie leidet?
Jeder der an Polyneuropathie leidet fragt sich, ob man durch die Krankheit zusätzlich zu den vielen Einschränkungen, die sie mit sich bringt, früher stirbt. Ich habe für diesen Artikel die wissenschaftlichen Studien zum Thema gelesen und möchte hier die Frage beantworten: Senkt Polyneuropathie die Lebenserwartung? Oder ist Polyneuropathie sogar tödlich?
Und wenn ja, was kann man dagegen tun?
Kurz zusammengefasst
Menschen mit Polyneuropathie leben im Durchschnitt etwas kürzer als Menschen ohne Polyneuropathie (80 vs. 86 Jahre).
Polyneuropathie selbst ist allerdings nicht tödlich. Die verringerte Lebenserwartung entsteht durch mehrere Faktoren:
Die körperliche Schwäche aufgrund der eingeschränkten Aktivität, die höhere Gefahr für Stürze sowie die Erkrankungen, die die Polyneuropathie auslösen wie z.B. Diabetes, Alkoholkrankheit und Krebs.
Um die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie zu erhalten ist gezieltes körperliches Training hilfreich. Wenn eine andere Krankheit (z.B. Diabetes) die Polyneuropathie ausgelöst hat, sollte diese genau kontrolliert und ärztlich behandelt werden.
Menschen mit Polyneuropathie leben im Schnitt etwas kürzer
Um herauszufinden wie es um die Lebenserwartung bei Polyneuropathie bestellt ist habe ich wissenschaftliche Datenbanken, insbesondere Pubmed, durchsucht. Dabei findet sich eine spezielle Studie einer amerikanische Forschergruppe. Diese verglich die Lebenserwartung von Polyneuropathiepatienten mit der von Menschen ohne Polyneuropathie. Dabei wurde von Menschen in einem ganzen Landkreis seit 1966 Daten zur Gesundheit erfasst. Unter den Studienteilnehmern waren fast 3000 Personen, die an Polyneuropathie litten.
Die Forscher verglichen nun diejenigen, die an Polyneuropathie litten mit Studienteilnehmern, die keine Polyneuropathie aufwiesen.
In dieser Studie lag die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen mit Polyneuropathie bei 80 Jahren. Die Studienteilnehmer, die keine Polyneuropathie hatten lebten im Durchschnitt bis 86. (Hier können Sie die Studie nachlesen: Hoffmann et al. 2015)
Ich fand außerdem zwei weitere Studien, in denen Diabetiker untersucht wurden. Dabei wurde die Lebenserwartung von Diabetikern mit Polyneuropathie und Diabetikern ohne Polyneuropathie verglichen (Simoneau et al. 2019, Hsu et al. 2012). Auch hier wurde eine geringere Lebenserwartung der Menschen mit Polyneuropathie beobachtet.
Aber heißt das, dass Polyneuropathie tödlich ist? Laut der genannten Studien ist nicht geklärt, weshalb die Menschen mit Polyneuropathie früher starben. Die Polyneuropathie ist also explizit nicht als Todesursache aufgeführt.
Menschen mit Polyneuropathie sterben im Durchschnitt etwas früher - ist Polyneuropathie tödlich?
Senkt Polyneuropathie die Lebenserwartung? Oder gibt es andere Gründe?
Denn dass man mit Polyneuropathie früher stirbt heißt nicht, dass man AN der Polyneuropathie stirbt.
Die Nervenschäden bei Polyneuropathie führen nämlich in den seltensten Fällen zum Tod. Denn sie betreffen keine lebenswichtigen Organe. Die Krankheit schränkt meist die Nerven-Funktion in der Peripherie des Körpers ein. Das heißt, die Problematik betrifft zunächst Hände und Füße und erst in späteren Stadien auch Oberschenkel und Oberarme. Das ist schlimm, aber nicht akut lebensgefährlich.
Lebensgefährlich wäre die Erkrankung dann, wenn die Nerven, die lebenswichtige Organe versorgen so stark geschädigt würden, dass die Organe nicht mehr arbeiten können und man deshalb stirbt. Es gibt tatsächlich Nervenerkrankungen, bei denen so etwas vorkommt. Beispielsweise kann es passieren, dass die Nerven, die die Atemmuskulatur oder das Herz versorgen nicht mehr funktionieren und sich daraufhin die Arbeit dieser Organe verschlechtert (beispielsweise bei der kardialen autonomen Neuropathie). Soweit kommt es aber bei Polyneuropathie nur sehr selten. Polyneuropathie ist also nicht tödlich (oder nur sehr selten und bei besonderen Formen).
Die Ursache für die kürzere Lebenserwartung von Menschen mit Polyneuropathie liegt also an anderer Stelle. Auch dazu geben die genannten Studien hinweise.
Ein Grund dafür ist, dass Menschen mit Polyneuropathie ungleich häufiger an anderen schweren Erkrankungen leiden, durch die es zu den Nervenschäden kommt. Das gilt sowohl für Diabetes als auch für Krebserkrankungen und Alkoholkrankheit, Nierenschäden sowie Durchblutungsstörungen. Diese Krankheiten senken für sich schon die Lebenserwartung. Die statistisch niedrigere Lebenserwartung von Menschen mit Polyneuropathie im Vergleich zu Gesunden rührt also eher von den schweren Erkrankungen, die die Polyneuropathie zur Folge haben.
Die Wissenschaftler nennen allerdings noch weitere Gründe:
Die Menschen mit Polyneuropathie hatten eine wesentlich erhöhte Gefahr zu stürzen und waren viel häufiger in Ihrer Mobilität eingeschränkt. Sie hatten außerdem häufiger Probleme damit, alleine Ihren Alltag zu bewältigen und häufiger Störungen der Durchblutung und Herz- sowie Lungenerkrankungen. Mit anderen Worten: Sie waren körperlich schwach und litten an Krankheiten die mit Bewegungsmangel zusammenhängen.
Wie kann man die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie erhöhen?
Lässt sich die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie normal erhalten?
Als Therapeut (und sicher auch Ihnen als Patient) reicht es mir natürlich nicht aus zu wissen, dass Menschen mit Polyneuropathie früher sterben.
Ich will wissen:
Was kann man dagegen tun?
Also, wie lässt sich die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie erhöhen? Ich betrachte diese Frage meiner Ausbildung entsprechend aus sportwissenschaftlicher Sicht. Natürlich können auch andere Disziplinen zu mehr Gesundheit trotz Polyneuropathie beitragen, ich beschränke mich hier aber auf mein eigenes Fachgebiet. Ich gehe hier also ausdrücklich nicht auf medizinische Behandlungen ein, sondern beschränke mich auf die Möglichkeiten, die körperliches Training bietet.
Die richtige Bewegung bewirkt bei allen Menschen beeindruckende Effekte auf die Gesundheit. Körperlich aktive Menschen haben deshalb eine höhere Lebenserwartung, auch wenn sie an Polyneuropathie leiden. In diesem Artikel möchte ich Ihnen deshalb zeigen, wie körperliche Aktivität trotz Polyneuropathie helfen kann. Dazu muss man wissen, welche Probleme alle Menschen mit Polyneuropathie gemeinsam haben, die zur geringeren Lebenserwartung beitragen und die sich durch Training verbessern lassen.
Stürze und körperliche Schwäche senken die Lebenserwartung
Zwei Probleme, die beinahe alle Menschen mit Polyneuropathie gemeinsam haben sind eine erhöhte Gefahr zu stürzen und eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit.
Stürze sind wesentlich gefährlicher als die meisten Menschen vermuten – insbesondere im hohen Alter. Bei den über 65 Jährigen sind Stürze für bis zu ein Fünftel der notfallmäßigen Einlieferungen ins Krankenhaus verantwortlich (Peel et al. 2011).
Wer stürzt und sich dabei schwer verletzt wird dadurch häufig zum Pflegefall. Das gilt nicht nur für die berühmte Oberschenkelhalsfraktur. Auch für Schädel-Hirn-Traumen und Verletzungen der Wirbelsäule sind Stürze eine der häufigsten Ursachen. Wer einmal eine solche Verletzung erleidet gerät häufig in eine Abwärtsspirale, die leider recht oft damit endet dass man nicht mehr dazu in der Lage ist sich selbst zu versorgen und im Pflegeheim landet. Selbstverständlich folgen dann weitere gesundheitliche Probleme und auch die Lebenserwartung sinkt.
Allerdings ist die Gefahr zu stürzen deutlich erhöht wenn man an Polyneuropathie leidet. Das wissen die meisten Menschen mit Polyneuropathie aus eigener Erfahrung und zahlreiche Patienten berichteten mir bereits davon wie sie gestürzt sind.
Um für seine Sicherheit, seine Lebenserwartung und insbesondere auch für die Lebensqualität trotz Polyneuropathie etwas zu tun, sollte man deshalb versuchen, die Sturzgefahr möglichst zu verringern. Gleichzeitig sollte man aber körperlich möglichst aktiv bleiben. Das ist auf den ersten Blicke ein Widerspruch, denn wer sich viel bewegt läuft auch öfter Gefahr zu stürzen, als jemand der seine Tage auf dem Sofa sitzend verbringt.
Wer sich aus Angst zu stürzen allerdings nicht mehr bewegt bekommt dadurch alle Konsequenzen des Bewegungsmangels zu spüren. Die Muskelkraft und Knochenfestigkeit sinken zum Beispiel, wodurch man Verletzungsanfälliger wird. Außerdem wird die Bewegungskontrolle schlechter, wodurch die Sturzgefahr steigt. Daneben kommen zahlreiche weitere negative Effekte der Inaktivität hinzu, wie zum Beispiel, dass das Herz schwächer wird und das Risiko für Schlaganfälle steigt.
Einfach nicht mehr aktiv zu sein, um das Sturzrisiko zu reduzieren ist also keine Option!
Viel besser ist es, gezielte Übungen zu machen, die die Sturzgefahr senken.
Gleichgewichtstraining schützt vor Stürzen
Das Gleichgewicht zu trainieren schützt
Gezieltes Training für das Gleichgewicht ist dabei überraschend wirkungsvoll. Wer ein besseres Gleichgewicht hat steht stabiler und stürzt deshalb seltener. Dies ist nicht nur logisch, sondern wurde auch durch eine Vielzahl an wissenschaftlichen Studien belegt.
Rein statistisch sinkt die Sturzgefahr durch ein Training um etwa ein Drittel. Wer allerdings mehr trainiert und deshalb sein Gleichgewicht stärker verbessert, verringert die Sturzgefahr auch stärker.
Einer meiner Patienten war darin so erfolgreich dass er im ganzen Jahr 2020 nicht ein einziges Mal stürzte, nachdem er 2019 quasi montalich stürzte und sogar zweimal ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Natürlich sind solche Erfolgsgeschichten nicht bei jedem der Fall, allerdings gilt quasi für jeden dass die Sturzgefahr geringer ist, wenn man besser in der Lage ist, das Gleichgewicht zu halten und seine Bewegungen zu kontrollieren.
Training hilft gegen Symptome der Polyneuropathie
Dasselbe Training hilft interessanterweise vielen Menschen, die Symptome der Polyneuropathie zu reduzieren. Schmerzen und Missempfindungen werden nach dem Training oft weniger.
Denn das Training des Gleichgewichts richtet sich direkt an das Nervensystem. Um das Gleichgewicht gut halten zu können kommt es nämlich nicht auf große Muskeln und Körperkraft an, sondern darauf, den Körper genau wahrzunehmen und zu steuern – also die Aufgaben das Nervensystems.
Wenn Sie das Gleichgewicht trainieren verringern Sie deshalb nicht nur die Sturzgefahr, viele Menschen berichten auch von einer Verbesserung der Symptome der Polyneuropathie. Das Nervensystem scheint durch das Training zu lernen, die Schäden aufgrund der Polyneuropathie auszugleichen. Durch Training kommt es also nicht zur Heilung der Polyneuropathie, man kann aber trotz der Nervenschäden die Körperwahrnehmung trainieren. Gleichgewichtstraining hat also das Potenzial, die Lebensqualität zu verbessern, was ja mindestens so wichtig ist wie die Lebenserwartung.
Übungsanleitung
Ausführliche Informationen zu Übungen speziell bei Polyneuropathie finden Sie unter folgendem Link:
Übungen bei Polyneuropathie
Weniger Fitness = Höhere Sterblichkeit
Stürze sind allerdings nicht die einzige körperliche Einschränkung, die die Lebenserwartung bei Polyneuropathie verringert. Ein weiterer entscheidender Risikofaktor ist, dass Menschen mit Polyneuropathie körperlich meist weniger fit sind.
Wer körperlich fitter ist, lebt allerdings länger und gesünder. Das gilt insbesondere, wenn man an einer chronischen Krankheit leidet. Denn körperliche Fitness schützt vor deren Folgen.
Eine Arbeitsgruppe um Jonathan Meyers von der Stanford University untersuchte bereits 2002, welchen Einfluß die körperliche Leistungsfähigkeit auf die Mortalität von Menschen mit verschiedenen Erkrankungen hat. Dabei zeigte sich eindrucksvoll, dass Menschen die körperlich fit sind, obwohl sie an chronischen Krankheiten eine niedrigere Mortalität aufweisen als körperlich schwache Menschen mit denselben Krankheiten. (Die Studie können Sie hier nachlesen: Meyers et al. 2002)
Die Daten aus dieser Studie habe ich in der Abbildung rechts dargestellt. Sie sehen darin das statistische Sterberisiko in Abhängigkeit der körperlichen Leistungsfähigkeit und verschiedener chronischer Erkrankungen. Dabei sehen Sie sogenannten MET (Metabolische Equivalente). 1 MET entspricht dem Energieverbrauch in Ruhe. 8 MET wäre also das achtfache des Energieverbrauchs in Ruhe. Das entspricht zum Beispiel Gehen mit 8 km/h.
Menschen, die eine Leistung von 8 MET erbringen können (also längere Zeit 8 km/h schnell gehen können), haben kaum Einschränkungen in ihrer Lebenserwartung, auch wenn Sie an chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck leiden.
Wie Sie in der Abbildung sehen können haben Menschen, die es nicht schaffen, 8 MET zu erreichen ein deutlich höheres Sterberisiko. Wer weniger als 5 MET erreicht, hat ein mehr als doppelt so hohes relatives Sterberisiko wie Menschen, die mehr als 8 MET schaffen. Dasselbe gilt übrigens für beinahe alle Erkrankungen und im Grunde genommen auch für Gesunde: Körperliche Fitness erhöht die Lebenserwartung.
Körperliche Fitness schützt - trotz Erkrankungen
Wer fitter ist hat besser funktionierende Organe!
Der Grund für die höhere Lebenserwartung fitterer Menschen ist, dass Fitness nichts anderes bedeutet als gut funktionierende Organe.
Um körperlich fit zu sein benötigt man ein gut funktionierendes Herz, eine gesunde Lunge und gute Blutgefäße, um Blut und Sauerstoff zu den Muskeln zu bringen.
Auch das Nervensystem, das die Muskeln passend zur jeweiligen Aufgabe steuert, muss gut funktionieren und wird durch ein Training leistungsfähiger. Auch die Stabilität und Bruchfestigkeit der Knochen muss groß sein, um die Kraft der Muskeln umsetzen zu können.
Die körperliche Fitness ist also nichts anderes als ein Ausdruck gut funktionierender Organe und damit guter Gesundheit. Und noch mehr: Wer durch ein Training fitter, stärker und leistungsfähiger wird, dessen Organe funktionieren auch besser!
Wer durch ein Training heute zum Beispiel weiter und schneller gehen kann als vor einem Monat, der hat ein besser funktionierendes Herz, besser funktionierende Muskeln und eine besser funktionierende Durchblutung.
Ganz konkret: wer körperlich fitter ist wird seltener krank
Deshalb sinkt das Risiko für sehr viele Erkrankungen, wenn man körperlich fitter ist.
Das gilt auch für Erkrankungen, an die man zunächst nicht gedacht hätte. So funktioniert bei fitten Menschen auch das Immunsystem besser, was dazu führt, dass Infektionen einen leichteren Verlauf haben.
Sehr fitte Menschen erkranken deshalb zum Beispiel viel seltener an Lungenentzündungen. Denn Ihr Immunsystem ist in der Lage, Infektionen in den Atemwegen zu bekämpfen, bevor sie sich zu einer gefährlichen Erkrankung auswachsen können.
Und selbst wenn man an einer Lungenentzündung erkrankt, haben fitte Menschen mehr Reserven. Denn Ihre Lunge war von vornherein leistungsfähiger und ist deshalb in der Lage genügend Sauerstoff aufzunehmen um den Körper zu versorgen, auch wenn sie aufgrund der Erkrankung nicht mehr so gut funktioniert.
Die Sauerstoffaufnahmefähigkeit ist übrigens das in der Wissenschaft gebräuchlichste Maß für die Ausdauer. Je besser Ihre Ausdauer, desto besser ist also Ihre Sauerstoffaufnahme, desto besser ist die Funktion Ihrer Lunge und übrigens auch des Herzens und der Blutgefäße, die den Sauerstoff aus der Lunge in den Körper transportieren.
Bessere Fitness bedeutet besser funktionierende Organe!
Körperliche Aktivität fällt mit Polyneuropathie schwerer
Wir sehen also, dass fitte Menschen auch eine höhere Lebenserwartung haben. Man kann also damit rechnen, dass eine bessere körperliche Fitness die Lebenserwartung auch trotz Polyneuropathie verbessert.
Nun ist es natürlich schwerer, sich fit zu halten wenn man an Polyneuropathie leidet. Denn wenn man bei jedem Schritt Schmerzen hat oder Probleme das Gleichgewicht zu halten, kann man natürlich nicht so einfach trainieren wie jemand ohne Einschränkungen.
Deshalb gehe ich davon aus, dass die verringerte Lebenserwartung der Menschen mit Polyneuropathie, nicht zuletzt daher rührt, dass man mit Polyneuropathie körperlich weniger aktiv und deshalb weniger fit ist. Dadurch funktionieren die Organe schlechter, es kommt häufiger zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und Stürzen sowie anderen Problemen, die der Bewegungsmangel mit sich bringt.
Körperliche Fitness erhöht die Lebensqualität
Es geht aber nicht nur darum, die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie zu steigern. Mindestens genauso wichtig ist es, die LEBENSQUALITÄT zu erhalten. Und auch hier spielt die körperliche Fitness eine sehr wichtige Rolle.
Denn wer körperlich fitter ist, kann sich mehr zutrauen und mehr unternehmen als jemand, der schon bei einfachen alltäglichen Dingen Schwierigkeiten hat.
Wer körperlich fit ist hat zum Beispiel keine Probleme damit, Treppen zu steigen oder Einkäufe zu tragen. Das macht das Leben leichter und ermöglicht mehr Aktivitäten die Spaß machen. Nicht zuletzt benötigt man auch seltener die Hilfe anderer wenn man körperlich stärker ist.
Sich körperlich fit zu halten ist also keine reine gesundheitliche Frage. Es geht nicht nur darum, möglichst lange zu leben. Es geht ganz konkret darum angenehmer zu leben.
Man kann sich trotz Polyneuropathie fit halten!
Wer trotzdem aktiv bleibt profitiert umso mehr
Sie sehen also, dass es gerade mit Polyneuropathie wichtig ist, trotzdem aktiv zu bleiben.
Dass man im Alltag weniger aktiv ist, weil die Krankheit das Leben einfach schwerer macht, liegt auf der Hand. Deshalb ist es wichtig, sich Routinen für das körperliche Training zu schaffen.
Wenn man sich sich zum Beispiel feste Zeiten für das Training vornimmt und während diesen Zeiten planmäßig trainiert, kann man schon mit wenig Zeitaufwand große Fortschritte machen.
Wenn man mit einem Training trotz Polyneuropathie beginnt, hat man meist in der Anfangszeit sehr große Erfolge. Nach einiger Zeit erreicht man allerdings ein Plateau, an dem man nicht mehr weiterkommt. Denn die Krankheit bringt nunmal Einschränkungen mit sich, die man nicht einfach wegzaubern kann. Verlieren Sie dann allerdings nicht den Mut!
Machen Sie sich bewußt, dass es bereits ein Riesenerfolg ist, wenn Sie es schaffen trotz der Polyneuropathie das aktuelle Niveau zu halten. Denn Menschen die nicht trainieren werden langsam aber sicher schwächer, wackeliger und letzten Endes weniger selbständig. Diesen Prozess können Sie durch gezielte Übungen zumindest bremsen.
Übungen für zu Hause
Mehr Informationen und spezielle Übungen bei Polyneuropathie finden Sie auf meiner Seite "Übungen bei Polyneuropathie".
Dort finden Sie zahlreiche Übungen sowie alle wichtigen Informationen zum Training. Übrigens können Sie das Training problemlos selbständig zu Hause durchführen.
Bewegungsempfehlungen für Diabetische Polyneuropathie
Um sich gegen die Polyneuropathie zu helfen wenn diese durch Diabetes ausgelöst wurde müssen sie neben dem Training des Gleichgewichts auch gezieltes Training für den Zuckerstoffwechsel anwenden.
Dass Diabetiker sich viel bewegen sollten weiß jeder. Allerdings wissen die wenigsten, dass man den Zuckerstoffwechsel gezielt trainieren kann. Je nachdem, wie man sich bewegt kann der Körper nämlich die Energie für die Bewegung aus unterschiedlichen Quellen gewinnen. Das sind hauptsächlich Zucker und Fett. Um Ihren Diabetes zu verbessern sollten Sie deshalb auch Dinge tun, bei denen tatsächlich Zucker verbrannt wird. Das ist dann der Fall, wenn man Dinge tut, bei denen die Energie schnell bereitgestellt werden muss. Wenn man sich langsam aber stetig bewegt, wie beispielsweise beim Spazierengehen wird hauptsächlich Fett verwendet. Logischerweise profitieren Diabetiker mehr davon, Zucker zu verbrennen als Fett.
Mehr Informationen dazu finden Sie auf meiner Seite zum Training für Diabetiker:
Bewegungsempfehlungen bei Polyneuropathie durch Chemotherapie
Nach Krebserkrankungen kämpfen sehr viele Patienten mit den körperlichen Folgen. Insbesondere wer durch die Chemotherapie eine Polyneuropathie entwickelt hat, traut sich weniger zu und bewegt sich weniger.
Allerdings profitieren Krebspatienten sehr vielfältig von körperlichem Training. Die Rückfallquote und damit die langfristige Lebenserwartung ist bei körperlich aktiven Menschen wesentlich niedriger. Das gilt insbesondere für Brust- und Darmkrebs. Eine Forschungsgruppe des Dana-Farber-Institute in Boston beobachtete Darmkrebspatienten über 12 Jahre und verglich deren körperliche Aktivität. Die Patienten mit der größten Körperlichen Aktivität starben während dieser zwölf Jahre um 53% seltener an den Folgen des Darmkrebs (Meyerhardt et al. 2009).
Selbstverständlich spielt dabei auch eine Rolle, dass die Patienten die schwerer erkrankt waren auch weniger aktiv waren, und es deshalb zu einer höheren Sterblichkeit in dieser Gruppe kam. Allerdings sind sich die meisten Wissenschaftler inzwischen einig, dass körperliches Training die Chancen, eine Krebserkrankung zu überleben um 10-25% erhöht.
Dabei ist es wichtig, den Körper umfassend zu stärken. Das heißt, Gleichgewichtsübungen gegen die Polyneuropathie sollten durch Kraftübungen ergänzt werden, um die Muskelkraft und die Festigkeit der Knochen zu erhalten. Außerdem ist es sehr wichtig, Ausdauertraining zu betreiben, weil dadurch die Herz- und Lungenfunktion verbessert wird und das Immunsystem gestärkt wird. Als Ausdauertraining kann bereits zügiges Gehen ausreichen. Es ist wichtig, sich während und nach einer so belastenden Erkrankung körperlich nicht zu überfordern.
Ausführliche Informationen zum Training für Krebspatienten finden Sie hier: