Senkt Polyneuropathie die Lebenserwartung?

Stirbt man früher wenn man an Polyneuropathie leidet?

Jeder der an Polyneuropathie leidet fragt sich, ob man durch die Krankheit zusätzlich zu den vielen Einschränkungen, die sie mit sich bringt, früher stirbt. Ich habe für diesen Artikel die wissenschaftlichen Studien zum Thema gelesen und möchte hier die Frage beantworten: Senkt Polyneuropathie die Lebenserwartung? Oder ist Polyneuropathie sogar tödlich?

Und wenn ja, was kann man dagegen tun?

Kurz zusammengefasst

Menschen mit Polyneuropathie leben im Durchschnitt etwas kürzer als Menschen ohne Polyneuropathie (80 vs. 86 Jahre).
Polyneuropathie selbst ist allerdings nicht tödlich. Die verringerte Lebenserwartung entsteht durch mehrere Faktoren:
Die körperliche Schwäche aufgrund der eingeschränkten Aktivität, die höhere Gefahr für Stürze sowie die Erkrankungen, die die Polyneuropathie auslösen wie z.B. Diabetes, Alkoholkrankheit und Krebs.
Um die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie zu erhalten ist gezieltes körperliches Training hilfreich. Wenn eine andere Krankheit (z.B. Diabetes) die Polyneuropathie ausgelöst hat, sollte diese genau kontrolliert und ärztlich behandelt werden.

Menschen mit Polyneuropathie leben im Schnitt etwas kürzer

Um herauszufinden wie es um die Lebenserwartung bei Polyneuropathie bestellt ist habe ich wissenschaftliche Datenbanken, insbesondere Pubmed, durchsucht. Dabei findet sich eine spezielle Studie einer amerikanische Forschergruppe. Diese verglich die Lebenserwartung von Polyneuropathiepatienten mit der von Menschen ohne Polyneuropathie. Dabei wurde von Menschen in einem ganzen Landkreis seit 1966 Daten zur Gesundheit erfasst. Unter den Studienteilnehmern waren fast 3000 Personen, die an Polyneuropathie litten.

Die Forscher verglichen nun diejenigen, die an Polyneuropathie litten mit Studienteilnehmern, die keine Polyneuropathie aufwiesen.

In dieser Studie lag die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen mit Polyneuropathie bei 80 Jahren. Die Studienteilnehmer, die keine Polyneuropathie hatten lebten im Durchschnitt bis 86. (Hier können Sie die Studie nachlesen: Hoffmann et al. 2015)

Ich fand außerdem zwei weitere Studien, in denen Diabetiker untersucht wurden. Dabei wurde die Lebenserwartung von Diabetikern mit Polyneuropathie und Diabetikern ohne Polyneuropathie verglichen (Simoneau et al. 2019, Hsu et al. 2012). Auch hier wurde eine geringere Lebenserwartung der Menschen mit Polyneuropathie beobachtet.

Aber heißt das, dass Polyneuropathie tödlich ist? Laut der genannten Studien ist nicht geklärt, weshalb die Menschen mit Polyneuropathie früher starben. Die Polyneuropathie ist also explizit nicht als Todesursache aufgeführt.

Menschen mit Polyneuropathie sterben im Durchschnitt etwas früher - ist Polyneuropathie tödlich?

Senkt Polyneuropathie die Lebenserwartung? Oder gibt es andere Gründe?

Denn dass man mit Polyneuropathie früher stirbt heißt nicht, dass man AN der Polyneuropathie stirbt.

Die Nervenschäden bei Polyneuropathie führen nämlich in den seltensten Fällen zum Tod. Denn sie betreffen keine lebenswichtigen Organe. Die Krankheit schränkt meist die Nerven-Funktion in der Peripherie des Körpers ein. Das heißt, die Problematik betrifft zunächst Hände und Füße und erst in späteren Stadien auch Oberschenkel und Oberarme. Das ist schlimm, aber nicht akut lebensgefährlich.

Lebensgefährlich wäre die Erkrankung dann, wenn die Nerven, die lebenswichtige Organe versorgen so stark geschädigt würden, dass die Organe nicht mehr arbeiten können und man deshalb stirbt. Es gibt tatsächlich Nervenerkrankungen, bei denen so etwas vorkommt. Beispielsweise kann es passieren, dass die Nerven, die die Atemmuskulatur oder das Herz versorgen nicht mehr funktionieren und sich daraufhin die Arbeit dieser Organe verschlechtert (beispielsweise bei der kardialen autonomen Neuropathie). Soweit kommt es aber bei Polyneuropathie nur sehr selten. Polyneuropathie ist also nicht tödlich (oder nur sehr selten und bei besonderen Formen).

Die Ursache für die kürzere Lebenserwartung von Menschen mit Polyneuropathie liegt also an anderer Stelle. Auch dazu geben die genannten Studien hinweise.

Ein Grund dafür ist, dass Menschen mit Polyneuropathie ungleich häufiger an anderen schweren Erkrankungen leiden, durch die es zu den Nervenschäden kommt. Das gilt sowohl für Diabetes als auch für Krebserkrankungen und Alkoholkrankheit, Nierenschäden sowie Durchblutungsstörungen. Diese Krankheiten senken für sich schon die Lebenserwartung. Die statistisch niedrigere Lebenserwartung von Menschen mit Polyneuropathie im Vergleich zu Gesunden rührt also eher von den schweren Erkrankungen, die die Polyneuropathie zur Folge haben.

Die Wissenschaftler nennen allerdings noch weitere Gründe:

Die Menschen mit Polyneuropathie hatten eine wesentlich erhöhte Gefahr zu stürzen und waren viel häufiger in Ihrer Mobilität eingeschränkt. Sie hatten außerdem häufiger Probleme damit, alleine Ihren Alltag zu bewältigen und häufiger Störungen der Durchblutung und Herz- sowie Lungenerkrankungen. Mit anderen Worten: Sie waren körperlich schwach und litten an Krankheiten die mit Bewegungsmangel zusammenhängen.

Wie kann man die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie erhöhen?

Lässt sich die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie normal erhalten?

Als Therapeut (und sicher auch Ihnen als Patient) reicht es mir natürlich nicht aus zu wissen, dass Menschen mit Polyneuropathie früher sterben.
Ich will wissen:

Was kann man dagegen tun?

Also, wie lässt sich die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie erhöhen? Ich betrachte diese Frage meiner Ausbildung entsprechend aus sportwissenschaftlicher Sicht. Natürlich können auch andere Disziplinen zu mehr Gesundheit trotz Polyneuropathie beitragen, ich beschränke mich hier aber auf mein eigenes Fachgebiet. Ich gehe hier also ausdrücklich nicht auf medizinische Behandlungen ein, sondern beschränke mich auf die Möglichkeiten, die körperliches Training bietet.

Die richtige Bewegung bewirkt bei allen Menschen beeindruckende Effekte auf die Gesundheit. Körperlich aktive Menschen haben deshalb eine höhere Lebenserwartung, auch wenn sie an Polyneuropathie leiden. In diesem Artikel möchte ich Ihnen deshalb zeigen, wie körperliche Aktivität trotz Polyneuropathie helfen kann. Dazu muss man wissen, welche Probleme alle Menschen mit Polyneuropathie gemeinsam haben, die zur geringeren Lebenserwartung beitragen und die sich durch Training verbessern lassen.

 

Stürze und körperliche Schwäche senken die Lebenserwartung

Zwei Probleme, die beinahe alle Menschen mit Polyneuropathie gemeinsam haben sind eine erhöhte Gefahr zu stürzen und eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit.

Stürze sind wesentlich gefährlicher als die meisten Menschen vermuten – insbesondere im hohen Alter. Bei den über 65 Jährigen sind Stürze für bis zu ein Fünftel der notfallmäßigen Einlieferungen ins Krankenhaus verantwortlich (Peel et al. 2011).

Wer stürzt und sich dabei schwer verletzt wird dadurch häufig zum Pflegefall. Das gilt nicht nur für die berühmte Oberschenkelhalsfraktur. Auch für Schädel-Hirn-Traumen und Verletzungen der Wirbelsäule sind Stürze eine der häufigsten Ursachen. Wer einmal eine solche Verletzung erleidet gerät häufig in eine Abwärtsspirale, die leider recht oft damit endet dass man nicht mehr dazu in der Lage ist sich selbst zu versorgen und im Pflegeheim landet. Selbstverständlich folgen dann weitere gesundheitliche Probleme und auch die Lebenserwartung sinkt.

Allerdings ist die Gefahr zu stürzen deutlich erhöht wenn man an Polyneuropathie leidet. Das wissen die meisten Menschen mit Polyneuropathie aus eigener Erfahrung und zahlreiche Patienten berichteten mir bereits davon wie sie gestürzt sind.

Um für seine Sicherheit, seine Lebenserwartung und insbesondere auch für die Lebensqualität trotz Polyneuropathie etwas zu tun, sollte man deshalb versuchen, die Sturzgefahr möglichst zu verringern. Gleichzeitig sollte man aber körperlich möglichst aktiv bleiben. Das ist auf den ersten Blicke ein Widerspruch, denn wer sich viel bewegt läuft auch öfter Gefahr zu stürzen, als jemand der seine Tage auf dem Sofa sitzend verbringt.

Wer sich aus Angst zu stürzen allerdings nicht mehr bewegt bekommt dadurch alle Konsequenzen des Bewegungsmangels zu spüren. Die Muskelkraft und Knochenfestigkeit sinken zum Beispiel, wodurch man Verletzungsanfälliger wird. Außerdem wird die Bewegungskontrolle schlechter, wodurch die Sturzgefahr steigt. Daneben kommen zahlreiche weitere negative Effekte der Inaktivität hinzu, wie zum Beispiel, dass das Herz schwächer wird und das Risiko für Schlaganfälle steigt.

Einfach nicht mehr aktiv zu sein, um das Sturzrisiko zu reduzieren ist also keine Option!

Viel besser ist es, gezielte Übungen zu machen, die die Sturzgefahr senken.

Gleichgewichtstraining schützt vor Stürzen

Das Gleichgewicht zu trainieren schützt

Gezieltes Training für das Gleichgewicht ist dabei überraschend wirkungsvoll. Wer ein besseres Gleichgewicht hat steht stabiler und stürzt deshalb seltener. Dies ist nicht nur logisch, sondern wurde auch durch eine Vielzahl an wissenschaftlichen Studien belegt.

Rein statistisch sinkt die Sturzgefahr durch ein Training um etwa ein Drittel. Wer allerdings mehr trainiert und deshalb sein Gleichgewicht stärker verbessert, verringert die Sturzgefahr auch stärker.

Einer meiner Patienten war darin so erfolgreich dass er im ganzen Jahr 2020 nicht ein einziges Mal stürzte, nachdem er 2019 quasi montalich stürzte und sogar zweimal ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Natürlich sind solche Erfolgsgeschichten nicht bei jedem der Fall, allerdings gilt quasi für jeden dass die Sturzgefahr geringer ist, wenn man besser in der Lage ist, das Gleichgewicht zu halten und seine Bewegungen zu kontrollieren.

 

Gleichgewichtstraining Sturzgefahr

Training hilft gegen Symptome der Polyneuropathie

Dasselbe Training hilft interessanterweise vielen Menschen, die Symptome der Polyneuropathie zu reduzieren. Schmerzen und Missempfindungen werden nach dem Training oft weniger.

Denn das Training des Gleichgewichts richtet sich direkt an das Nervensystem. Um das Gleichgewicht gut halten zu können kommt es nämlich nicht auf große Muskeln und Körperkraft an, sondern darauf, den Körper genau wahrzunehmen und zu steuern – also die Aufgaben das Nervensystems.

Wenn Sie das Gleichgewicht trainieren verringern Sie deshalb nicht nur die Sturzgefahr, viele Menschen berichten auch von einer Verbesserung der Symptome der Polyneuropathie. Das Nervensystem scheint durch das Training zu lernen, die Schäden aufgrund der Polyneuropathie auszugleichen. Durch Training kommt es also nicht zur Heilung der Polyneuropathie, man kann aber trotz der Nervenschäden die Körperwahrnehmung trainieren. Gleichgewichtstraining hat also das Potenzial, die Lebensqualität zu verbessern, was ja mindestens so wichtig ist wie die Lebenserwartung.

Übungsanleitung

Ausführliche Informationen zu Übungen speziell bei Polyneuropathie finden Sie unter folgendem Link:

Übungen bei Polyneuropathie

Übungen bei Polyneuropathie

Weniger Fitness = Höhere Sterblichkeit

Stürze sind allerdings nicht die einzige körperliche Einschränkung, die die Lebenserwartung bei Polyneuropathie verringert. Ein weiterer entscheidender Risikofaktor ist, dass Menschen mit Polyneuropathie körperlich meist weniger fit sind.

Wer körperlich fitter ist, lebt allerdings länger und gesünder. Das gilt insbesondere, wenn man an einer chronischen Krankheit leidet. Denn körperliche Fitness schützt vor deren Folgen.

Eine Arbeitsgruppe um Jonathan Meyers von der Stanford University untersuchte bereits 2002, welchen Einfluß die körperliche Leistungsfähigkeit auf die Mortalität von Menschen mit verschiedenen Erkrankungen hat. Dabei zeigte sich eindrucksvoll, dass Menschen die körperlich fit sind, obwohl sie an chronischen Krankheiten eine niedrigere Mortalität aufweisen als körperlich schwache Menschen mit denselben Krankheiten. (Die Studie können Sie hier nachlesen: Meyers et al. 2002)

Die Daten aus dieser Studie habe ich in der Abbildung rechts dargestellt. Sie sehen darin das statistische Sterberisiko in Abhängigkeit der körperlichen Leistungsfähigkeit und verschiedener chronischer Erkrankungen. Dabei sehen Sie sogenannten MET (Metabolische Equivalente). 1 MET entspricht dem Energieverbrauch in Ruhe. 8 MET wäre also das achtfache des Energieverbrauchs in Ruhe. Das entspricht zum Beispiel Gehen mit 8 km/h.

Menschen, die eine Leistung von 8 MET erbringen können (also längere Zeit 8 km/h schnell gehen können), haben kaum Einschränkungen in ihrer Lebenserwartung, auch wenn Sie an chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck leiden.

Wie Sie in der Abbildung sehen können haben Menschen, die es nicht schaffen, 8 MET zu erreichen ein deutlich höheres Sterberisiko. Wer weniger als 5 MET erreicht, hat ein mehr als doppelt so hohes relatives Sterberisiko wie Menschen, die mehr als 8 MET schaffen. Dasselbe gilt übrigens für beinahe alle Erkrankungen und im Grunde genommen auch für Gesunde: Körperliche Fitness erhöht die Lebenserwartung.

Körperliche Leistungsfähigkeit erhöht die Lebenserwartung

Körperliche Fitness schützt - trotz Erkrankungen

Wer fitter ist hat besser funktionierende Organe!

Der Grund für die höhere Lebenserwartung fitterer Menschen ist, dass Fitness nichts anderes bedeutet als gut funktionierende Organe.

Um körperlich fit zu sein benötigt man ein gut funktionierendes Herz, eine gesunde Lunge und gute Blutgefäße, um Blut und Sauerstoff zu den Muskeln zu bringen.

Auch das Nervensystem, das die Muskeln passend zur jeweiligen Aufgabe steuert, muss gut funktionieren und wird durch ein Training leistungsfähiger. Auch die Stabilität und Bruchfestigkeit der Knochen muss groß sein, um die Kraft der Muskeln umsetzen zu können.

Die körperliche Fitness ist also nichts anderes als ein Ausdruck gut funktionierender Organe und damit guter Gesundheit. Und noch mehr: Wer durch ein Training fitter, stärker und leistungsfähiger wird, dessen Organe funktionieren auch besser!

Wer durch ein Training heute zum Beispiel weiter und schneller gehen kann als vor einem Monat, der hat ein besser funktionierendes Herz, besser funktionierende Muskeln und eine besser funktionierende Durchblutung.

Bewegung und Lebenserwartung bei Krebspatienten.

Ganz konkret: wer körperlich fitter ist wird seltener krank

Deshalb sinkt das Risiko für sehr viele Erkrankungen, wenn man körperlich fitter ist.

Das gilt auch für Erkrankungen, an die man zunächst nicht gedacht hätte. So funktioniert bei fitten Menschen auch das Immunsystem besser, was dazu führt, dass Infektionen einen leichteren Verlauf haben.

Sehr fitte Menschen erkranken deshalb zum Beispiel viel seltener an Lungenentzündungen. Denn Ihr Immunsystem ist in der Lage, Infektionen in den Atemwegen zu bekämpfen, bevor sie sich zu einer gefährlichen Erkrankung auswachsen können.

Und selbst wenn man an einer Lungenentzündung erkrankt, haben fitte Menschen mehr Reserven. Denn Ihre Lunge war von vornherein leistungsfähiger und ist deshalb in der Lage genügend Sauerstoff aufzunehmen um den Körper zu versorgen, auch wenn sie aufgrund der Erkrankung nicht mehr so gut funktioniert.

Die Sauerstoffaufnahmefähigkeit ist übrigens das in der Wissenschaft gebräuchlichste Maß für die Ausdauer. Je besser Ihre Ausdauer, desto besser ist also Ihre Sauerstoffaufnahme, desto besser ist die Funktion Ihrer Lunge und übrigens auch des Herzens und der Blutgefäße, die den Sauerstoff aus der Lunge in den Körper transportieren.

Fitness und Lungenentzündungen

Bessere Fitness bedeutet besser funktionierende Organe!

Körperliche Aktivität fällt mit Polyneuropathie schwerer

Wir sehen also, dass fitte Menschen auch eine höhere Lebenserwartung haben. Man kann also damit rechnen, dass eine bessere körperliche Fitness die Lebenserwartung auch trotz Polyneuropathie verbessert.

Nun ist es natürlich schwerer, sich fit zu halten wenn man an Polyneuropathie leidet. Denn wenn man bei jedem Schritt Schmerzen hat oder Probleme das Gleichgewicht zu halten, kann man natürlich nicht so einfach trainieren wie jemand ohne Einschränkungen.

Deshalb gehe ich davon aus, dass die verringerte Lebenserwartung der Menschen mit Polyneuropathie, nicht zuletzt daher rührt, dass man mit Polyneuropathie körperlich weniger aktiv und deshalb weniger fit ist. Dadurch funktionieren die Organe schlechter, es kommt häufiger zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und Stürzen sowie anderen Problemen, die der Bewegungsmangel mit sich bringt.

 

Körperliche Fitness erhöht die Lebensqualität

Es geht aber nicht nur darum, die Lebenserwartung trotz Polyneuropathie zu steigern. Mindestens genauso wichtig ist es, die LEBENSQUALITÄT zu erhalten. Und auch hier spielt die körperliche Fitness eine sehr wichtige Rolle.

Denn wer körperlich fitter ist, kann sich mehr zutrauen und mehr unternehmen als jemand, der schon bei einfachen alltäglichen Dingen Schwierigkeiten hat.

Wer körperlich fit ist hat zum Beispiel keine Probleme damit, Treppen zu steigen oder Einkäufe zu tragen. Das macht das Leben leichter und ermöglicht mehr Aktivitäten die Spaß machen. Nicht zuletzt benötigt man auch seltener die Hilfe anderer wenn man körperlich stärker ist.

Sich körperlich fit zu halten ist also keine reine gesundheitliche Frage. Es geht nicht nur darum, möglichst lange zu leben. Es geht ganz konkret darum angenehmer zu leben.

Man kann sich trotz Polyneuropathie fit halten!

Wer trotzdem aktiv bleibt profitiert umso mehr

Sie sehen also, dass es gerade mit Polyneuropathie wichtig ist, trotzdem aktiv zu bleiben.

Dass man im Alltag weniger aktiv ist, weil die Krankheit das Leben einfach schwerer macht, liegt auf der Hand. Deshalb ist es wichtig, sich Routinen für das körperliche Training zu schaffen.

Wenn man sich sich zum Beispiel feste Zeiten für das Training vornimmt und während diesen Zeiten planmäßig trainiert, kann man schon mit wenig Zeitaufwand große Fortschritte machen.

Wenn man mit einem Training trotz Polyneuropathie beginnt, hat man meist in der Anfangszeit sehr große Erfolge. Nach einiger Zeit erreicht man allerdings ein Plateau, an dem man nicht mehr weiterkommt. Denn die Krankheit bringt nunmal Einschränkungen mit sich, die man nicht einfach wegzaubern kann. Verlieren Sie dann allerdings nicht den Mut!

Machen Sie sich bewußt, dass es bereits ein Riesenerfolg ist, wenn Sie es schaffen trotz der Polyneuropathie das aktuelle Niveau zu halten. Denn Menschen die nicht trainieren werden langsam aber sicher schwächer, wackeliger und letzten Endes weniger selbständig. Diesen Prozess können Sie durch gezielte Übungen zumindest bremsen.

Übungen für zu Hause

Mehr Informationen und spezielle Übungen bei Polyneuropathie finden Sie auf meiner Seite "Übungen bei Polyneuropathie".

Dort finden Sie zahlreiche Übungen sowie alle wichtigen Informationen zum Training. Übrigens können Sie das Training problemlos selbständig zu Hause durchführen.

Bewegungsempfehlungen für Diabetische Polyneuropathie

Um sich gegen die Polyneuropathie zu helfen wenn diese durch Diabetes ausgelöst wurde müssen sie neben dem Training des Gleichgewichts auch gezieltes Training für den Zuckerstoffwechsel anwenden.

Dass Diabetiker sich viel bewegen sollten weiß jeder. Allerdings wissen die wenigsten, dass man den Zuckerstoffwechsel gezielt trainieren kann. Je nachdem, wie man sich bewegt kann der Körper nämlich die Energie für die Bewegung aus unterschiedlichen Quellen gewinnen. Das sind hauptsächlich Zucker und Fett. Um Ihren Diabetes zu verbessern sollten Sie deshalb auch Dinge tun, bei denen tatsächlich Zucker verbrannt wird. Das ist dann der Fall, wenn man Dinge tut, bei denen die Energie schnell bereitgestellt werden muss. Wenn man sich langsam aber stetig bewegt, wie beispielsweise beim Spazierengehen wird hauptsächlich Fett verwendet. Logischerweise profitieren Diabetiker mehr davon, Zucker zu verbrennen als Fett.

Mehr Informationen dazu finden Sie auf meiner Seite zum Training für Diabetiker:

Bewegungsempfehlungen bei Polyneuropathie durch Chemotherapie

Nach Krebserkrankungen kämpfen sehr viele Patienten mit den körperlichen Folgen. Insbesondere wer durch die Chemotherapie eine Polyneuropathie entwickelt hat, traut sich weniger zu und bewegt sich weniger.

Allerdings profitieren Krebspatienten sehr vielfältig von körperlichem Training. Die Rückfallquote und damit die langfristige Lebenserwartung ist bei körperlich aktiven Menschen wesentlich niedriger. Das gilt insbesondere für Brust- und Darmkrebs. Eine Forschungsgruppe des Dana-Farber-Institute in Boston beobachtete Darmkrebspatienten über 12 Jahre und verglich deren körperliche Aktivität. Die Patienten mit der größten Körperlichen Aktivität starben während dieser zwölf Jahre um 53% seltener an den Folgen des Darmkrebs (Meyerhardt et al. 2009).

Selbstverständlich spielt dabei auch eine Rolle, dass die Patienten die schwerer erkrankt waren auch weniger aktiv waren, und es deshalb zu einer höheren Sterblichkeit in dieser Gruppe kam. Allerdings sind sich die meisten Wissenschaftler inzwischen einig, dass körperliches Training die Chancen, eine Krebserkrankung zu überleben um 10-25% erhöht.

Dabei ist es wichtig, den Körper umfassend zu stärken. Das heißt, Gleichgewichtsübungen gegen die Polyneuropathie sollten durch Kraftübungen ergänzt werden, um  die Muskelkraft und die Festigkeit der Knochen zu erhalten. Außerdem ist es sehr wichtig, Ausdauertraining zu betreiben, weil dadurch die Herz- und Lungenfunktion verbessert wird und das Immunsystem gestärkt wird. Als Ausdauertraining kann bereits zügiges Gehen ausreichen. Es ist wichtig, sich während und nach einer so belastenden Erkrankung körperlich nicht zu überfordern.

Ausführliche Informationen zum Training für Krebspatienten finden Sie hier:

Warum tut Polyneuropathie weh?

Weniger Signale und trotzdem Schmerzen? Warum tut Polyneuropathie weh?

Bei Polyneuropathie kommt es zu Schäden in den Nerven, was dazu, führt dass weniger Signale aus der Peripherie (meist Hände und Füße) zum Gehirn gelangen.

Dass dadurch Schmerzen entstehen ist etwas paradox. Denn eigentlich sollten weniger Signale doch einfach weniger Gefühl bedeuten und nicht mehr Schmerzen.

Außerdem kommt es recht häufig vor, dass die Polyneuropathie tatsächlich keine Schmerzen verursacht, sondern einfach dazu führt, dass man die Zehen, Füße und Fingerspitzen einfach nicht mehr wahrnimmt. Wieso kommt es bei Menschen mit ein und derselben Erkrankung zu völlig gegensätzlichen Symptomen?

Ich gehe in diesem Artikel deshalb der Frage nach: "Warum tut Polyneuropathie weh?"

Einen sehr ausführlichen Artikel zur Selbsthilfe gegen die Schmerzen finden Sie hier: Schmerzen bei Polyneuropathie und was Sie dagegen tun können.

Das Gefühl entsteht im Gehirn

Um zum Beispiel eine Berührung in den Zehenspitzen zu spüren, muss dieser Druck in den Zehen von einem Nerv wahrgenommen werden. Er meldet seine Wahrnehmung weiter, indem er ein Signal an das Geihrn sendet.

Dort gibt es für jeden Nerv und jedes Körperteil ein Areal, das die Signale empfängt und interpretiert. Durch diese Interpretation entsteht das Gefühl, das wir als Berührung empfinden. Diese Interpretation entscheidet auch darüber, wie sich eine Berührung genau anfühlt.

Ob man eine Berührung als leichtes Streicheln oder starken Druck empfindet, als Kitzeln oder Kratzen, hängt davon ab, wie die Signale aus den Nerven im Gehirn interpretiert werden.

Schmerzen entstehen im Gehirn, nicht in den Füßen!

Polyneuropathie wirkt sich im Gehirn aus!

Wenn ein Nerv durch die Polyneuropathie geschädigt wird, sendet er missverständliche Signale an das Gehirn.

Das heißt, wenn bisher zum Beispiel eine leichte Berührung gemeldet wurde, wird dieses Signal jetzt durch die Nervenschäden gestört und verändert. Was noch im Gehirn ankommt, kann nicht mehr wie bisher eindeutig interpretiert werden, weil die Datenübertragung unterwegs gestört wird.

Es ist so ähnlich, wie wenn beim Handy- oder Radioempfang Störungen auftreten: Der Empfänger versteht das Signal nicht mehr und statt einem klaren Ton kommt nur noch Knacken und Rauschen an.

Überempfindliche Hirnareale verursachen Schmerzen

Das Nervensystem reagiert darauf, indem es den Empfänger empfindlicher einstellt. Die Hirnareale, die die Signale aus dem geschädigten Nerv empfangen und interpretieren werden im Wortsinn empfindlicher. Sie entwickeln eine höhere Grundaktivität, es wachsen dort mehr Nervenzellen und die Reaktion auf die Nervensignale wird verstärkt.

Das hat die unangenehme Folge, dass normale alltägliche Reize übertrieben stark empfunden werden und Schmerzen auslösen. Deshalb tun beispielsweise zu raue Socken oder leichte Berührungen weh.

Wenn Sie Schmerzen haben sobald Ihre Füße den Boden berühren oder schon die Bettdecke auf Ihren Füßen einen schmerzhaften Druck auslöst, liegt das also nicht nur an den Problemen in den Füßen, sondern insbesondere auch im Gehirn.

Das Gleiche gilt übrigens, auch wenn Sie Hitzeempfinden, Kribbeln oder andere MIssempfindungen haben:

Die Polyneuroopathie macht auch im Gehirn Probleme, nicht nur in den Händen oder Füßen!

Wenn Sie mehr zum Thema nachlesen möchten, finden Sie hier eine wissenschaftliche Studie, die die Zusammenhänge beschreibt: Domingues et al. 2018

Wer das Gehirn trainiert hat weniger Schmerzen

Wer das Gehirn trainiert, verbessert die Polyneuropathie!

Das ist auch der Grund dafür, dass es wenig bringt, die Füße oder die Hände zu behandeln. Man kann zwar eine Linderung erreichen, indem man Fußbäder und Cremes benutzt oder sonstige Wellnessbehandlungen anwendet. Das hilft aber nur kurzfristig, die Schmerzen werden trotzdem zurück kommen.

Ein bessere Möglichkeit um die Missempfindungen in den Griff zu bekommen ist, das Gehirn zu trainieren um die Überempfindlichkeit zu reduzieren. Dazu ist Balance Training hervorragend geeignet. Das heißt nichts anderes, als das Gleichgewicht zu trainieren.

Denn um das Gleichgewicht sicher zu halten, müssen Sie Ihren Körper dauernd wahrnehmen und genauestens spüren. Außerdem müssen Sie auf die Empfindungen wie zum Beispiel den Druck an Ihren Fußsohlen angemessen reagieren. Dadurch wird die Wahrnehmung des Körpers verbessert und die Abläufe im Gehirn effizienter.

Das Gleichgewicht zu halten ist eine der kompliziertesten Aufgaben, die wir im Alltag bewältigen - auch wenn uns das häufig nicht bewusst ist. Es ist dazu notwendig, alle Körperteile, ihre Lage zueinander und die Spannung der Muskeln mit höchster Genauigkeit wahrzunehmen, zu bewerten und angemessen zu reagieren.

Das heißt, um das Gleichgewicht zu halten, müssen dauernd Signale aus dem Körper aufgenommen, weitergeleitet und interpretiert werden.

Dies führt dann ganz konkret zu weniger Schmerzen.

Praktische Übungen dazu finden Sie hier: Schmerzen bei Polyneuropathie und was Sie dagegen tun können

87 % der Patienten berichten nach einem Training von weniger Schmerzen und Missempfindungen

nach Streckmann et al. 2014

Training gleicht die Nervenschäden aus

In einer Studie an der Universität Freiburg wurde ein solches Gleichgewichtstraining mit Menschen, die an Polyneuropathie litten ausprobiert (Hier die Studie zum nachlesen Streckmann et al. 2014).

Durch das Training verbesserte sich wie erwartet das Gleichgewicht der Patienten. Was aber viel wichtiger ist: 87,5% der Patienten berichteten von weniger Symptomen der Polyneuropathie. Das heißt: die Schmerzen und Missempfindungen wurden besser! In der Kontrollgruppe, die nicht trainierte, berichtete im gleichen Zeitpunkt kein einziger Patient von einer Verbesserung der Symptome.

Übrigens wurde nachgemessen, ob sich die Nerven in den Beinen der Patienten erholten. Dazu wurde die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen, an der Neurologen erkennen können, wie stark ein Nerv geschädigt ist. Die Messungen zeigten durch das Training keine Veränderung.

Das bedeutet: Die Verbesserung der Symptome entstand nicht in den geschädigten Nerven in den Füßen oder Händen, sondern im Gehirn!

 

Das Gehirn ist das anpassungsfähigste Organ!

Das sind hervorragende Nachrichten. Denn es bedeutet, dass sich die Nervenschäden, die in den Füßen oder Händen entstehen ausgleichen lassen, indem man das Gehirn trainiert.

Denn es gibt leider immernoch kaum Möglichkeiten, um die Nerven zu heilen, die bei der Polyneuropathie Schaden nehmen. Wenn es aber gelingt, die "Datenverarbeitung" im Gehirn zu verbessern, kann man also trotzdem die Schmerzen reduzieren!

Überraschend einfache Übungen

Wenn Sie jetzt vermuten, ein solches Training sei hochkomplex und schwierig umzusetzen kann ich Sie beruhigen.

Das Gleichgewicht zu trainieren ist kinderleicht. Man kann ein solches Training problemlos selbständig zu Hause durchführen - wenn man weiß wie es geht.

Wichtig ist vor allem, den richtigen Schwierigkeitsgrad zu wählen. Denn selbstverständlich kann jemand, der am Rollator geht, nicht auf dem gleichen Niveau trainieren wie ein gesunder fitter Mensch.

Auf meiner Seite "Übungen bei Polyneuropathie" finden Sie zahlreiche Übungen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden zum Ausprobieren. Außerdem finden Sie alle nötigen Hintergrundinformationen um gleich loszulegen. Noch spezifischere Anleitungen zum Training gegen die Schmerzen finden Sie hier: Schmerzen bei Polyneuropathie und was Sie dagegen tun können.

Sie können sich auch ein kleines Büchlein mit einer Übungsanleitung oder sogar ein ganzes Trainingsset bei mir bestellen.

Muskelschmerzen und Nervenschmerzen verstärken sich gegenseitig

die Schmerzen bei Polyneuropathie kommen häufig aus den Muskeln!

Sehr häufig werden die Schmerzen allerdings nicht nur von den Nerven ausgelöst - auch wenn man an Polyneuropathie leidet. Denn zu den Schmerzen, die die Nervenschäden bewirken kommen sehr häufig noch Schmerzen aus den Muskeln hinzu. Muskeln die verkrampft sind können unglaubliche Schmerzen verursachen.

Das haben die meisten schon am eigenen Leib erfahren. Was nicht jeder weiß ist, dass Muskelverkrampfungen sich in manchen Fällen nicht mehr auflösen können und dauerhaft Schmerzen verursachen. Und das ohne dass man wahrnimmt, dass noch ein Muskelkrampf besteht.

Denn es handelt sich um kleinste Verkrampfungen, die oft so klein sind wie ein Stecknadelkopf. Trotzdem können sie gewaltige Schmerzen in ganzen Körperteilen verursachen. Man nennt das medizinisch das Myofasziale Schmerzsyndrom und es ist eine der häufigsten Schmerzursachen überhaupt.

Ausstrahlende Schmerzen aus den Muskeln

Diese Problematik entsteht besonders häufig, wenn das Zusammenspiel zwischen Muskeln und Nerven nicht mehr richtig funktioniert und die Muskeln überlastet werden. Das ist bei Polyneuropathie besonders häufig der Fall. Ein Grund dafür, warum die Polyneuropathie wehtut ist also, dass die Nervenschäden Probleme in der Muskulatur nach sich ziehen.

Sehr sehr häufig ist das Nervensystem dabei nicht in der Lage ist, die Schmerzen dem richtigen Areal zuzuordnen. Der Schmerz wird dann an einer anderen Stelle empfunden als die eigentliche Problematik sitzt - ein ausstrahlender Schmerz entsteht.

Das passiert besonders häufig bei Muskeln im Unterschenkel. Die dort ausgelösten Schmerzen werden dann oft in den Füßen empfunden. Beispielsweise verursachen Probleme im langen Zehenbeuger (M. Flexor Digitorum) häufig Schmerzen in den Zehen, obwohl der Muskel selbst in der Wade liegt.

Nerven- und Muskelschmerzen sind nicht zu unterscheiden

Ob die Schmerzen die Sie empfinden von Nervenschäden oder von Muskelproblemen verursacht werden lässt sich leider praktisch nicht unterscheiden. Denn Ihr Nervensystem sagt Ihnen nur dass Schmerzen da sind, nicht welche Struktur sie aussendet. Meine persönliche Erfahrung ist allerdings, dass bei fast allen Patienten mit Polyneuropathie eine zusätzliche Muskelproblematik besteht.

Das ist eigentlich eine erfreuliche Nachricht. Denn wie man die Funktion der Muskulatur verbessern kann wissen wir ja - durch Training. Wenn also schon die Nerven nicht geheilt werden können, so kann man doch wenigstens an den Muskeln arbeiten.

Muskeln werden bei Polyneuropathie meist nicht beachtet

Leider denken die wenigsten daran, dass man auch an den Muskeln arbeiten könnte, wenn man an Polyneuropathie leidet. Denn die Polyneuropathie ist nun einmal eine Nervenerkrankung und der Zusammenhang mit den Muskeln ergibt sich erst auf den zweiten Blick.

Deshalb wird man als Patient sehr selten darauf hingewiesen, dass eine Behandlung der Muskeln mit den Schmerzen helfen kann, auch wenn dadurch die Polyneuropathie nicht geheilt wird.

Lernen Sie, sich selbst zu helfen!

Hinzu kommt, dass die Muskelproblematik nicht mit einem Medikament oder ein paar Handgriffen gelöst werden kann. Es ist zwar möglich, die Muskeln mit Training, Dehnung und Massage zu behandeln, allerdings ist die Behandlung aufgrund der Nervenschäden bei Polyneuropathie wesentlich aufwendiger und schwieriger als bei anderen Patienten.

Deshalb ist es für Therapeuten sehr schwierig, echte Fortschritte zu erzielen. Insbesondere weil die Zeit fehlt und die Therapiesitzungen zu kurz dauern. Die beste Lösung ist es deshalb, zu lernen was man selbst für sich tun kann und sich selbst zu helfen.

In meinem Schmerzfrei-Set finden Sie deshalb die Übungsanleitung "Bewegung bei Polyneuropathie" mit zahlreichen Übungen für das Training des Gleichgewichts und des Körpergefühls. Außerdem enthält es ein BitzerPad, mit dem man das Gleichgewicht noch intensiver trainieren kann. Für die Behandlung der Muskeln erhalten Sie das Buch "Fußschmerzen selbst behandeln", indem die Massage und Dehnung aller relevanter Muskeln der Füße und Unterschenkel beschrieben ist.

Mit dem Schmerzfrei-Set erhalten Sie also alles was Sie brauchen, um sich selbst gegen die Schmerzen bei Polyneuropathie zu helfen.

 

Polyneuropathie und Kaffee – der Wachmacher bleibt erlaubt

Kaffee soll bei Polyneuropathie schaden?

Kaffe und Polyneuropathie sind ein Thema, über das sich viele Patienten Gedanken machen. Da die Krankheit die Lebensqualität oft sehr stark einschränkt ist man bei solchen Überlegungen oft schnell verunsichert. In der Medizin sind Sie aber kaum ein Thema und man findet kaum Informationen dazu, wie man mit diesem Genußmittel umgehen soll.

In diesem Artikel versuche ich deshalb, die Tatsachen und wissenschaftlichen Fakten zum Thema Kaffee und Polyneuropathie zusammenzufassen und möglichst viele offene Fragen zu klären. Eines vorneweg: ich möchte Ihnen den Kaffee als Polyneuropathiepatientin oder -Patient nicht verbieten!

Kurz zusammengefasst:

Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass Kaffee bei Polyneuropathie schädlich sein könnte. Falls Sie aufgrund von Diabetes an Polyneuropathie leiden, könnte Kaffee sogar eher positiv wirken.
Es gibt keinen Grund dafür, bei Polyneuropathie grundsätzlich auf Kaffee zu verzichten. Lediglich wenn Ihr Arzt aus guten Gründen dazu rät, sollten Sie den Kaffeekonsum unterlassen.

Schadet Kaffee bei Polyneuropathie?

Polyneuropathie und Kaffee

Polyneuropathie und Kaffee

Das war mir neu!

Eine Patienten fragte mich vor ein paar Tagen etwas verunsichert, ob sie mit ihrer Polyneuropathie noch Kaffee trinken dürfe.

Sie hatte gelesen, man solle den Kaffeekonsum einschränken, da er die Polyneuropathie verschlimmere. Mir war bisher nicht bekannt dass Polyneuropathie und Kaffee zusammenhängen sollen, also machte ich mich ans Recherchieren.

Mehr Informationen zur Ernährung bei Polyneuropathie finden Sie hier.

Angeblich Störung des vegetativen Nervensystems

Zunächst findet man bei der Suche nach Informationen kaum etwas. Man findet lediglich ein paar Websites, auf denen empfohlen wird, den Kaffeekonsum bei Polyneuropathie einzuschränken, da er das vegetative Nervensystem beeinflusst und die Koordination im Nervensystem beeinträchtigt.

Dass Kaffee das vegetative Nervensystem beeinflusst ist ja richtig und ist einer der Gründe, warum Kaffee ein Wachmacher ist, aber schadet das oder verschlimmert es gar die Polyneuropathie? In den meisten Fällen bestehen die Nervenschäden bei Polyneuropathie doch gar nicht vorrangig im vegetativen Nervensystem. (Das vegetative Nervensystem ist vereinfacht gesagt der Teil des Nervensystems, der uns wach oder müde macht und Dinge wie die Atemgeschwindigkeit und die Verdauung regelt die unbewusst ablaufen, es gibt besondere Formen der Polyneuropathie, die es besonders angreifen, diese sind allerdings nicht sehr häufig)

Die meisten Menschen leiden an Schmerzen, Taubheit und Missempfindungen in den Füßen und Händen. Und die entstehen nicht durch Probleme im vegetativen Nervensystem.

Sind solche Behauptungen da nicht eher Vermutungen als Aussagen, die auf Fakten basieren?

Was weiß die Wissenschaft zu Polyneuropathie und Kaffee?

Um verlässliche Informationen zu finden, suche ich nach wissenschaftlichen Studien. Dazu durchsuche ich medizinische Datenbanken, in denen sich die meisten Studien finden lassen.

In solchen Fällen ist die beste Adresse "Pubmed", die wichtigste Datenbank für medizinische Studien. Wenn es Beweise für medizinisch relevante Wirkungen von Genussmitteln gibt, dann lassen sie sich hier ziemlich sicher finden. Leider finden sich allerdings fast keine Studien zum Thema. Zumindest nicht mit Menschen. Offenbar hat kaum ein Forscher sich bisher die Frage gestellt ob Polyneuropathie und Kaffee zusammenhängen.

Das Einzige was ich tatsächlich finde sind zwei Studien mit Mäusen, die an Diabetes litten. Durch den Diabetes wurden bei diesen Mäusen Schäden an den Gehörnerven ausgelöst (sie litten an Auditorischer Neuropathie). Wenn die Tiere Kaffee bekamen schützte das die Gehörnerven. Die Nerven funktionierten besser und konnten besser Signale verarbeiten. Die Mäuse konnten also besser hören, denn die Nerven funktionierten besser, wenn sie Kaffee bekamen. Hier der Link zu einer der Studien.

 

Schützt Kaffee sogar vor Polyneuropathie?

Eher eine Schutzwirkung zu erwarten?

Also mit Menschen gibt es überhaupt keine Untersuchungen dazu, ob Kaffee bei Polyneuropathie schadet. Bei Tieren gibt es Hinweise darauf, dass der Kaffee sogar schützen könnte. Das reicht für eine echte Empfehlung allerdings noch nicht aus.

Wirklich viel weiß man zum Thema also noch nicht und Studien, die die Wirkung des Kaffees bei Patienten mit Polyneuropathie direkt untersuchen gibt es noch garnicht. Das heißt, aus wissenschaftlicher Sicht kann man, wenn überhaupt nur Vermutungen aufgrund der Tierversuche anstellen. Das ist nun wirklich keine Begründung dafür, den Patienten den Kaffee zu verbieten.

Aber was ist sonst noch bekannt? Dass Kaffee einige Wirkungen auf den Körper und die Gesundheit hat, weiß man ja. Welche Wirkungen könnten denn mit der Polyneuropathie zusammenhängen?

Bei Diabetischer Polyneuropathie ist Kaffee eher hilfreich

Was man sicher sagen kann ist, dass regelmäßiger Kaffeekonsum bei Diabetes eher hilft als schadet. Und Diabetes ist eine der häufigsten Ursachen der Polyneuropathie.

Durch Kaffeekonsum wird die Gefahr, an Diabetes Typ 2 zu erkranken reduziert. Wie Sie der Grafik unten entnehmen können, sinkt die Gefahr um etwa ein Drittel wenn man sechs Tassen am Tag trinkt. (Wenn Sie auf die Grafik klicken gelangen Sie zur Studie aus der die Daten stammen)

Übrigens sinkt das Risiko weiter, wenn man mehr als 6 Tassen Kaffee täglich trinkt. Allerdings muss man schon ein großer Kaffeeliebhaber sein um solche Mengen zu trinken und man kann durchaus annehmen dass solche Mengen das gesunde Maß übersteigen.

Falls Sie an Diabetes leiden interessiert Sie vielleicht mein Training gegen Diabetes

Bewegung gegen Polyneuropathie

Mit den richtigen Übungen können Sie sich selbst gegen Polyneuropathie helfen.

Die Nervenschäden in den Händen und Füßen lassen sich durch das richtige Training des Gehirns ausgleichen. Dadurch lernt man wieder, sicherer zu gehen und Stürze zu vermeiden. Häufig werden sogar die Schmerzen besser.

Hier finden Sie Übungen für zu Hause:

Kaffee schützt Diabetiker vor Folgeerkrankungen

Auch wenn man schon an Diabetes leidet, kann regelmäßiger Kaffeekonsum den Blutzucker etwas senken. Regelmäßiger Konsum scheint den Langzeitblutzucker  HbA1c um maximal 0,5 senken zu können. Das ist zwar kein riesiger Unterschied, aber für ein Genußmittel doch beeindruckend. Interessanterweise entsteht dieser Effekt nur langfristig. Unmittelbar nach dem Genuß von Kaffee steigt der Blutzucker sogar kurzfristig an.

Auch die Gefahr, Herzinfarkte und Schlaganfälle zu erleiden, scheint durch Kaffee bei Diabetikern etwas gesenkt zu werden. Diese kommen bei Diabetikern leider besonders häufig vor und der Kaffee senkt die Gefahr etwas. Das gilt natürlich nur wenn man den Kaffee nicht mit Zucker süßt 😉

Aber wenn der Kaffee also einen positiven Effekt auf den Blutzucker hat, wieso sollte er dann bei Diabetischer Polyneuropathie schaden? Dafür gibt es weder statistische Hinweise noch andere stichhaltige Argumente. Es scheint sogar eher so zu sein, dass der Kaffee gegen den Diabetes und damit auch gegen die Nervenschäden hilft.

Wenn Ihre Polyneuropathie also durch Diabetes ausgelöst wurde und Sie gerne Kaffee trinken, dann machen Sie ruhig weiter damit! Sie werden sich damit eher etwas Gutes tun als sich schaden. Und man muss doch schon auf so vieles Verzichten, ist es da nicht schön sich wenigstens noch hin und wieder einen Kaffee gönnen zu können?

Vitaminmangel bei Polyneuropathie durch Kaffee ausgleichen?

Hinzu kommt, dass Kaffee Niacin (Vitamin B3) enthält und die Aufnahme von Vitamin B12 fördert. Ein Mangel an B-Vitaminen kann ebenfalls eine Polyneuropathie auslösen, deshalb sollte ein Mangel an B-Vitaminen dringend vermieden und entsprechend viele B-Vitamine in der Ernährung enthalten sein. (Mehr zum Thema Ernährung bei Polyneuropathie finden Sie hier)

Die Mengen an B-Vitaminen im Kaffee sind allerdings nicht sehr groß, das Heißgetränk alleine wird also keinen gewaltigen Unterschied machen, wenn Sie an aktuem Mangel an B-Vitaminen leiden.

Gleichzeitig scheint der Kaffee aber zu einem Verlust an Vitamin B1 zu führen. Auch diese Wirkung ist nicht so groß, dass man deshalb auf den Kaffee verzichten müsste. Insbesondere wenn man ansonsten auf die Ernährung achtet. Bezüglich Vitamin B1 ist es wichtiger, auf Alkohol zu verzichten, der dem Körper den wichtigen Nährstoff in viel größerem Maße entzieht.

Was Vitamine angeht, ist allerdings allgemein zu sagen, dass das Potenzial für die Heilung der Polyneuropathie begrenzt ist. Wenn man an Nervenschäden leidet, die durch einen Mangel an Vitaminen ausgelöst wurden, macht es natürlich durchaus Sinn, viele dieser Vitamine zu sich zu nehmen. Auch wenn ein Mangel bei Ihnen gemessen wurde, sollten Sie diesen natürlich ausgleichen.

Allerdings gibt es, was Vitamine angeht eine allgemeingültige Regel:

Mehr Vitamine aufzunehmen, als nötig ist um den Bedarf zu decken, bringt keinen zusätzlichen Nutzen!

Das heißt, eine normale Versorgung mit Vitaminen aller Art genügt. Wenn Sie keinen Mangel an Vitaminen haben, wird es auch nichts nutzen, Vitaminpillen zu nehmen, oder auf eine Ernährung mit vielen dieser Vitamine zu achten. Deshalb sind bisher auch alle Versuche gescheitert, Polyneuropathie mit Vitaminpräparaten zu heilen.

Also sind mögliche Wirkungen auf den Vitaminhaushalt auch kein Grund für Polyneuropathiepatienten, den Kaffee jetzt vom Frühstückstisch zu verbannen.

Ihnen wird schon genug verboten

Lassen Sie sich also den Kaffee wegen der Polyneuropathie nicht vermiesen. Man muss als Polyneuropathiepatient schon auf so vieles achten. Die Krankheit bringt schon schon genügend Probleme und Einschränkungen mit sich.

Da muss man die Lebensqualität nicht noch verschlechtern, indem man auch noch auf den Kaffee verzichtet. Insbesondere, weil es keine belastbaren Gründe dafür gibt. Es gibt wie gesagt keine wissenschaftlich Grundlage dafür, den Kaffee wegen der Neuropathie wegzulassen.

In der chinesischen Medizin empfohlen

In der chinesischen Medizin wird in manchen Fällen empfohlen, den Kaffeekonsum zu reduzieren, wenn man an Polyneuropathie leidet. Wenn Sie bei Ärzten oder Naturheilkundlern in Behandlung sind und eine richtige Diagnostik betrieben wurde, die dann die Grundlage für eine solche Empfehlung ist, halten Sie sich bitte daran.

Erfahrene Fachleute haben in manchen Fällen sicher gute Gründe dafür dass sie Ihnen vom Kaffee abraten.

Aber das gilt nicht allgemein für alle Menschen mit Polyneuropathie. Es sind individuelle Empfehlungen.

Für die breite Masse gilt: Es gibt keinen Grund, den Kaffee bei Polyneuropathie grundsätzlich wegzulassen!

Falls Sie mehr zum Thema Ernährung bei Polyneuropathie wissen möchten finden Sie unter folgendem Link mehr Informationen:
Ernährung bei Polyneuropathie

Gezielte Übungen für das Nervensystem bei Polyneuropathie

Das Nervensystem ist der Teil des Körpers, der am schnellsten auf körperliches Training reagiert. Übungen die Ihnen helfen, trotz der Schäden durch die Polyneuropathie den Alltag gut zu bewältigen finden Sie hier:

Training gegen Schmerzen bei Polyneuropathie

Schmerzen sind bei Polyneuropathie neben Missempfindungen und Taubheit das schlimmste Symptom. Neueste Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass die richtige Bewegung helfen kann. Das Beste daran: Sie können zu Hause selbst eine solches Training gegen die Schmerzen bei Polyneuropathie durchführen!

Eine sehr ausführliche Beschreibung der Schmerzbehandlung bei Polyneuropathie finden Sie übrigens hier: Schmerzen bei Polyneuropathie und was Sie dagegen tun können

Wissenschaftlich nachgewiesen: Schmerzen bei Polyneuropathie werden durch Bewegung besser!

Seit einigen Jahren ist bekannt, dass gezieltes Training bei Polyeuropathie hilft, Gleichgewicht und Gangsicherheit zu erhöhen. Deshalb fragten sich Wissenschaftler wie Patienten lange Zeit: Könnte Training auch gegen Schmerzen bei Polyneuropathie und sogar gegen Taubheit und Missempfindungen helfen? Jetzt liegen wissenschaftliche Studien vor, die genau das belegen. Zwei davon möchte ich Ihnen kurz vorstellen.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Schmerzen bei Polyneuropathie lassen sich reduzieren

Die Studien zeigen: Gezieltes Training reduziert die PNP-Symptome. Die StudienteilnehmerInnen verringerten durch ihr Training die lästigen Hitze- und Kältemissempfindungen, die Taubheit und das Kribbeln in Händen und Füßen. Ausdrücklich weisen die Studien darauf hin, dass dies einer Kontrollgruppe, die nicht trainierte, eben nicht gelang: Training lohnt sich! Spürbar. Deshalb gehen die Wissenschaftler sogar so weit, dass sie behandelnden Ärzten empfehlen, dieses wohltuende Training ihren PatientInnen zu anzuraten. Wobei es auch kein Problem ist, wenn der Arzt das nicht tut: Dann macht man das eben selber. Die Übungen sind leicht und können sehr gut zu Hause durchgeführt werden. Hier ist der Link dazu:

Wer die Übungen handlich in Form der beliebten Broschüre möchte oder auch das nützliche Balance Pad oder gar das ganze Balance Set, findet alles Gewünschte hier:

Zu alt dafür?

Ich höre von vielen PatientInnen: „In meinem Alter mache ich keinen Sport mehr!“ Das braucht auch niemand. Die Übungen sind kein „Sport“ wie Fußball oder Skifahren. Die Übungen sind vielmehr so einfach, dass sie quasi jeder und jede in jedem Alter jederzeit ausführen kann – und viel Freude damit hat. Viele sagen auch: „In meinem Alter wird das nicht mehr besser.“ Auch das widerlegt insbesondere die erste Studie: Für ältere TeilnehmerInnen waren die Verbesserungen der Symptome sogar stärker als bei Jüngeren. Endlich zahlt sich das Alter mal aus! Für eine Verbesserung ist es also nie zu spät.

Sogar bessere Reflexe!

Eine zweite Studie, hauptsächlich von Forschern der Sporthochschule Köln, ließ PNP-PatientInnen ein Gleichgewichtstraining und ein Vibrationstraining absolvieren. Hier zeigte sich, dass sie damit ihre Schmerzen reduzierten und sogar ihre Reflexe verbessern konnten. Auch das Gleichgewichtstraining besticht durch einen schönen Vorteil: Sie können es zu Hause in den eigenen vier Wänden machen. Man braucht dafür kein Fitness-Studio, keinen Trainer, keinen Arzt, keinen Physiotherapeuten. Einfacher und angenehmer geht’s nicht.

Anstrengung mus nicht sein - wenn man mit Köpfchen übt

Bei den Übungen kam es übrigens nicht darauf an sich möglichst stark anzustrengen. Es geht hier nicht um Fitnesstraining. Es geht darum, das Nervensystem zu trainieren, nicht Muskeln oder Ausdauer.

Wenn man sich sehr stark anstrengt führt das sogar zu einem kleinen Trainingseffekt. Denn das Nervensystem kann sich besser anpassen wenn man erholt ist und sich noch gut konzentrieren kann. Es handelt sich eher um einen Lernprozess als um ein Ftinesstraining. Denn man lernt neue Bewegungen und insbesondere, das Gleichgewicht besser zu halten.

Das bringt das Nervensystem dazu, sich an die neuen Aufgaben anzupassen. Und diese Anpassung führt dazu, dass die Nervenschäden die die Polyneuropathie verursachen ausgeglichen werden. Und dadurch werden die Schmerzen besser.

Kraft- und Ausdauertraining als Bonus

Wenn man anstrengendes Kraft- und Ausdauertraining betreibt dann richtet sich das Training hauptsächlich an die Muskeln und das Herz-Kreislaufsystem. Das Nervensystem steht nicht im Fordergrund.

Polyneuropathiepatienten, die Krafttrainnig oder Ausdauertraining betreiben erreichen dementsprechend auch keine großen Effekte auf die Nerven. Natürlich hat das Training sehr sehr viele positive Effekte auf den Körper und die Gesundheit. Allerdings reicht es allein nicht aus um sich gegen die Polyneuropathie zu helfen. In Studien in denen Patienten mit Polyneuropathie ein solches Training absolvierten kam es zwar zu leichten Verbesserungen, der Effekt war aber so klein dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen stand.

Allerdings: Führt man ein Training für das Nervensystem durch und fügt dann noch ein Kraft- und Ausdauertraining hinzu, ergänzen sich die Wirkungen gegenseitig und man erreicht größere Verbesserungen.

Die Wirkung des Trainings auf das Nervensystem wird verbessert und die Polyneuropathie verbessert sich schneller. Gleichzeitig wirkt auch das Kraft- und Ausdauertraining besser, weil das besser funktionierende Nervensystem eine bessere Koordination bewirkt und es erlaubt, die Muskelkraft besser einzusetzen.
Besonders ausgeprägt ist die Wirkung von Kraft- und Ausdauertraining übrigens bei Diabetischer Polyneuropathie. Hier kommt es sogar zu besseren Werten was die Nervenleitgeschwindigkeit angeht, außerdem scheinen mehr Nerven in den Füßen von Diabetikern zu wachsen wenn sie trainieren. Wissenschaftliche Studien dazu finden Sie hier: Singleton et al. (2014); Kluding et al. (2012).
Ausführliche Trainingsempfehlungen bei Diabetes und Diabetischer Polyneuropathie finden Sie hier: Diabetische Polyneuropathie, Sport für Diabetiker.

Am besten ist es also wenn man als Polyneuropathiepatient spezielle Übungen für das Nervensystem mit Kraft- und Ausdauertraining kombiniert. Wenn Sie allerdings nur Zeit für eines von beidem haben, sollten Sie sich auf das Nervensystem konzentrieren.

Probieren geht über Studieren

Sie werden die wohltuenden Effekte des Trainings am eigenen Körper und im eigenen Alltag spüren. Also lautet das Rezept ganz einfach: Probieren Sie es aus! Warum nicht heute gleich? Es lohnt sich. Legen Sie los!

Beispielübungen finden Sie hier:

Handschuhe bei Chemotherapie – Kleiner Trick, große Wirkung!

Mit Handschuhen bei Chemotherapie die Polyneuropathie verhindern!

Wir wollen Patienten helfen mit der Chemotherapie – schaden ihnen aber leider oft unabsichtlich und unvermeidlich: Die Chemotherapie hat schwere Nebenwirkungen, eine davon ist die Polyneuropathie. Jetzt aber zeigt eine Studie: Es könnte eine einfache, risikolose, kostengünstige Möglichkeit geben, das Auftreten von Polyneuropathie um über die Hälfte zu reduzieren. Das entscheidende Hilfsmittel - Gummihandschuhe - kostet bloß ein paar Cent …

Handschuhe schützen bei Chemotherapie vor Polyneuropathie

Kurz Zusammengefasst

Wenn man während der Chemotherapie-Infusion Kompressionshandschuhe trägt, kann man dadurch das Risiko für Polyneuropathie wesentlich reduzieren. Dazu genügen einfache OP-Handschuhe. Diese sollten eine Nummer zu klein gewählt werden. Außerdem sollten je zwei Handschuhe übereinander getragen werden um genügend Kompression zu erreichen.

Verblüffende Hilfe durch Handschuhe während der Chemotherapie-Infusion

Bisher waren Ärzte und Therapeuten relativ machtlos gegen die Polyneuropathie, die durch Chemotherapie ausgelöst wird. Es gab keine Mittel um die Polyneuropathie zu vermeiden und auch kaum welche um sie zu behandeln wenn Sie einmal auftrat. Allerdings gibt es neue Hoffnung. Denn jetzt zeigt eine japanische Studie unter Federführung von Shigeru Tsuyuki vom Red Cross Hospital in Osaka eine so verblüffend einfache wie wirksame Lösung: Handschuhe. Nein, keine technisch hochgerüsteten, volldigitalisierten Handschuhe 4.0, sondern ganz normale OP-Handschuhe für ein paar Cent das Paar.

Handschuhe bei Chemotherapie

Wie man die Handschuhe benutzt als Videoanleitung

90 Minuten, erstaunlicher Effekt

Die japanischen Wissenschaftler ließen ihre Probanden bei der Verabreichung des Wirkstoffes die OP-Handschuhe tragen. Und zwar angefangen 30 Minuten vor Gabe der Chemotherapie, während der 30 Minuten der Verabreichung und 30 Minuten danach. Insgesamt also lediglich 90 Minuten für einen überraschenden, ungeahnt großen Effekt.

Der Trick dabei

Weil sich jetzt natürlich jede(r), fragt, weshalb simple Handschuhe Polyneuropathie verhindern können: Es war ein Trick dabei. Die Patientinnen und Patienten trugen keine Handschuhe ihrer Größe, sondern eine Nummer kleiner. Und sie trugen nicht ein Paar, sondern zwei. Spätestens hier erkennt jede erfahrene Pflegekraft das Wirkprinzip dahinter: Kompression. Was natürlich naheliegt, aber was die Wissenschaft durch zusätzliche Studien bestätigen möchte.

Auch mit der richtigen Bewegung können Sie sich gegen die Polyneuropathie helfen!

Probieren geht über Studieren

Einstweilen kann man bei der Behandlung von Krebspatientinnen und Krebspatienten auf diese weitergehende Abklärung verzichten, denn die Wirkung der simplen Handschuhe in der japanischen Studie während der Chemotherapie war enorm: Das Auftreten von chemotherapie-induzierter Polyneuropathie sank von 76,1 Prozent auf 21,4 Prozent für sensorische Polyneuropathien und von 57,1 Prozent auf 26,2 Prozent für motorische Polyneuropathien. Das ist umwerfend. Und alles nur wegen ein paar Handschuhen; genauer: wegen zwei Paaren.

Handschuhe bei Chemotherapie Polyneuropathie (motorisch)

Brillantes Design

Wobei das Design der Studie geradezu brillant war, um Konfundierung (verfälschte Ergebnisse) zu vermeiden: Es wurde nicht wie üblich mit einer Testgruppe und einer Kontrollgruppe getestet, sondern viel einfacher: Alle Probanden trugen die Handschuhe nur an einer Hand. Die andere blieb frei – und litt. Für die Betroffenen mag das unangenehm sein, für den Nachweis der Wirksamkeit ist das praktisch ideal.

Das Wirkprinzip der Handschuhe bei Chemotherapie

Die Kompression durch die Handschuhe verringert die Durchblutung: Es wird weniger chemischer Wirkstoff in die Finger gespült und damit die Nerven der Finger auch weniger geschädigt. Um Skepsis zu beschwichtigen: Nein, ein OP-Handschuh, selbst wenn er eine Nummer zu klein und doppelt getragen wird, kann keine menschliche Hand so einschnüren, dass sie Schäden davonträgt. Ganz im Gegenteil. Was ohnehin keine Frage ist, denn: Niemand zwingt Patienten dazu, den Handschuh überzustreifen. Sollte einem Patienten die Kompression unangenehm werden, kann er die Handschuhe jederzeit ablegen. Wichtig ist allein: Es gibt kein Risiko, wenn er oder sie die Handschuhe während der Gabe der Chemotherapie anbehält.

Eis-Handschuhe während der Chemotherapie haben denselben Effekt

Eine weitere japanische Studie zeigt übrigens, dass der gleiche Effekt auch durch Kälte zu erreichen ist (Kanbayashi et al. 2020). Dazu gaben die Wissenschaftler einer Gruppe Probanden kühlende Handschuhe, die einem Kühlakku ähneln in den man die Hand steckt. Diese trugen Sie für 60 Minuten während sie die Chemotherapie erhielten. Eine zweite Gruppe erhielt Kompressionshandschuhe, die sie genau wie hier beschrieben verwendete. Das Ergebnis der beiden Gruppen war fast identisch.

Wenn Sie Zugang zu solchen Kältehandschuhen haben können Sie also wählen, was Ihnen angenehmer ist. Falls Sie an einer Latexallergie leiden sollten Sie ebenfalls versuchen, Eishandschuhe zu bekommen. Ansonsten können Sie einfach die beschriebenen Gummihandschuhe nehmen.

Warum machen das nicht längst alle?

Wenn ein simpler Handschuh so genial wirkt, warum lassen ihn dann nicht sämtliche Kliniken und Praxen anlegen? Weil die japanische Studie in wissenschaftlichen Zeitspannen gerechnet nagelneu ist: Sie wurde erst im September vergangenen Jahres veröffentlich. Wenn Sie der/die Erste in Ihrer Praxis oder auf Ihrer Station sind, der oder die davon erfährt: Sprechen Sie bitte darüber!

Aus einem einfachen Grund: Nur so erfährt der/die Interessierte davon. Das ging auch mir so: Ich bekam den Tipp mit der Studie von Dr. Isabell Pfeiffer, die bei Celgene in München arbeitet. Wer die Studie lesen möchte: Hier geht's zur Studie.

Weitersagen!

Jetzt geht es darum, die frohe Botschaft möglichst schnell möglichst vielen weiterzusagen. Damit kein Mensch unnötig leiden muss. Und damit der Handschuh-Trick in der Praxis erprobt werden kann. Nur so entsteht auch nützliches Feedback, das mich natürlich sehr interessiert. Schreiben Sie mir doch, wie Sie darüber denken und/oder was die Diskussion im KollegInnenkreis ergeben hat: Email

Oder versenden Sie diesen Artikel weiter.

Hier finden Sie übrigens einen ausführlichen Artikel zu Übungen bei Polyneuropathie durch Chemotherapie
Wenn Sie sich für körperliches Training trotz Krebs interessieren finden Sie hier ausführliche Informationen: Training gegen Krebs

Auch mit der richtigen Bewegung können Sie sich gegen die Polyneuropathie helfen!

Wie Sie trotz Chemotherapie beweglich bleiben

Die Medizin verfügt heutzutage über viel bessere Methoden zur Chemotherapie als früher. Die Überlebenschancen von Krebserkrankten liegen sehr viel höher als noch vor zehn Jahren. Leider kommt es im Zuge einiger Chemotherapien zu Nervenschäden – der Polyneuropathie (PNP). Das Gleichgeweicht leidet. Schmerz und Missempfindungen treten auf. Die Sturzgefahr steigt. Viele trauen sich nicht mehr, am alltäglichen sozialen Leben teilzunehmen. Manchmal muss die Dosis der Chemotherapie gesenkt oder diese sogar ganz abgebrochen werden. Ein neues spezielles Übungsprogramm kann jedoch helfen.

Das Polyneuropathie-Training
Bis vor kurzem gab es tatsächlich noch kein Mittel gegen die Nervenschäden. Weder Medikamente noch Vitamine oder die Elektrostimulation konnten helfen. Außerdem wirkt die Polyneuropathie dosis-beschränkend. Oft muss die Chemotherapie abgebrochen oder niedrig dosiert werden, weil die Polyneuropathie zu schlimm wird. Dementsprechend sind dann leider oft auch die Behandlungsergebnisse nicht so gut wie erhofft. Seit neuestem jedoch gibt es ein Training, das bislang noch den wenigsten bekannt ist, weil es so neu ist. Die Nachweise seiner Wirksamkeit sind überzeugend: Das Polyneuropathie-Training ist die bislang einzige bekannte Intervention, die wirklich hilft. Und das Schönste daran: Sie können es selber machen. Ohne große Hilfsmittel. In wenigen Minuten. Da dieses hilfreiche Programm in der Praxis der Krebsbehandlung so neu ist, dass es noch nicht großflächig verbreitet ist, habe ich das Training so konzipiert, dass Sie es bei sich zu Hause in den eigenen vier Wänden einfach und schnell anwenden können. Das einzige Trainingsgerät, das man benötigt ist ein Balance Pad.

Das Trainings- und Wirkprinzip
Ein weiterer Vorteil: Das Training strengt nicht an und es gibt deutliche Hinweise darauf, dass es selbst dann wirkt, wenn Sie „nur“ zweimal die Woche für 8 Minuten Zeit finden. Bei diesem Trainingsumfang zeigten sich in einer Studie der Sportonkologie der Universitätsklinik Freiburg deutliche Verbesserungen des Gleichgewichts und sogar der Missempfindungen in den Füßen. Besser noch: Die „Nebenwirkungen“ sind alle positiv. Eine davon ist, dass es umso mehr Spaß macht, je eher es zur Alltagsroutine wird. Die Freude am Training stellt sich vor allem dann ein, wenn Sie stand- und gehsicherer werden und sich wieder trauen, aus dem Haus zu gehen oder sogar wieder Sport zu treiben. Jedoch ist es während der Chemotherapie auch schon als großer Erfolg zu betrachten, wenn Ihr Gleichgewicht sich nicht verschlechtert. Aber Training ist doch immer anstrengend und belastend? Dieses nicht. Denn statt Muskeln zu trainieren (anstrengend), wird das Gehirn trainiert (keine körperliche Anstrengung nötig). Das Gehirn lernt, die Schäden an den Nerven auszugleichen. Es lernt, aus dem Wenigen, was an Nervensignalen im Gehirn ankommt, einfach mehr zu machen. Dahinter steht das universelle Trainingsprinzip: Was Sie trainieren, verbessert sich. Was Sie üben, können Sie besser. So haben wir als Kinder alle Radfahren gelernt: Am Anfang noch wackelig, aber dann mit jedem zurückgelegten Meter immer sicherer. Das ist das Trainingsprinzip. Es liegt auch dem folgenden einfachen Programm zugrunde.

Das Trainingskonzept
Das Training stärkt jene Fähigkeiten, auf die es in Ihrem Alltag ankommt: Sicher Gehen, sicher Stehen – und dann beides jeweils unter Ablenkung. Denn wenn Sie zum Beispiel in der City zu Fuß unterwegs sind, möchten Sie auch unter der vielfachen Ablenkung einer lebhaften Innenstadt sicher stehen und gehen. Das komplette Programm umfasst deshalb insgesamt 16 Übungen und Varianten sowie einen Selbsttest zur Trainingssteuerung. Aus Platzgründen konzentrieren wir uns im Folgenden auf drei zentrale Übungen. Zuvor einige Sicherheitshinweise, die Sie unbedingt beachten sollten.

Sicherheit geht vor

Wenn Sie das Gleichgewicht trainieren, sorgen Sie bitte immer dafür, dass nichts passieren kann, wenn Sie einmal die Balance verlieren. Das heißt: Bei Übungen im Stehen am besten in einem Türrahmen üben. Damit Sie nötigenfalls sich sofort mit beiden Händen abstützen können. Bei Übungen im Gehen: Immer an der Wand lang – oder am Rücken eines Sofas. Und niemals in der Nähe von Glasschränken oder -türen, dem guten Geschirr oder anderen zerbrechlichen Dingen. Wenn ein Partner neben Ihnen hergeht, gibt das zusätzlich Sicherheit – ist aber nicht unbedingt nötig. Wenn Sie einen schlechten Tag erwischt haben, unter Schwindel, Fieber oder einem Infekt leiden, wenn es zu Blutungen kam oder Sie außerordentlich erschöpft oder müde sind, wenn schon vor dem Üben der Puls hoch ist oder bei Übelkeit sollten Sie nicht üben. In diesen Situationen ist Abwarten und Erholen immer besser als Aktionismus. Insbesondere in den ersten 24 Stunden nach Gabe der Chemotherapie sollten Sie das Training aussetzen.

1. Übung: Statisches Gleichgewicht im „Tandemstand“
Sicher und fest zu stehen, ist oft schon eine Herausforderung. Das Polyneuropathie-Training beginnt deshalb mit der einfachsten Übungen: freihändiges Stehen, 30 Sekunden lang. Wenn Sie das zwei, drei Tage hintereinander mühelos schaffen, dann gehen Sie zum Tandem-Stand über. Stellen Sie einen Fuß hinter den anderen auf den Boden. Der große Zeh des hinteren berührt dabei die Ferse des vorderen Fußes. Das ist der (geschlossene, nicht versetzte) Tandem-Stand. Und wieder: Versuchen Sie, 30 Sekunden zu schaffen. Wenn es Ihnen (noch) nicht gelingt, bleiben Sie einfach so lange stehen wie es geht. Und probieren es noch einmal. Nach einigen Versuchen schaffen Sie einige Sekunden mehr: Das ist ein Erfolg! Jede Sekunde zählt. Wenn diese Variante Sie nicht mehr herausfordert, probieren Sie die Steigerung mit geschlossenen Augen.

2. Übung: Dynamisches Gleichgewicht im Gehen

Diese Übung steigert Ihr dynamisches Gleichgewicht und Ihre Gangsicherheit. Gehen Sie wie in Zeitlupe. Versuchen Sie, bei jedem Schritt das Bein ungefähr zwei Sekunden in der Luft zu halten. Auf diese Weise stehen Sie bei jedem Schritt sekundenlang auf einem Bein – das trainiert Ihr Gleichgewicht intensiv und in der Bewegung. Und immer daran denken: an der Wand oder dem Sofarücken entlang! Bei dieser Übung gilt: Je langsamer Sie gehen, desto besser. Fünf Sekunden das Bein während des Schreitens in der Luft zu halten sind besser als drei. Auch beim Gehen gilt: Ziel sind immer 30 Sekunden zu üben. Vielleicht nicht gleich beim ersten Mal. Versuchen Sie einfach, beim nächsten Mal ein paar Sekunden mehr herauszuholen. Wer dagegen 30 Sekunden auf Anhieb schafft: Prima. Auf zur nächsten Übung!

3.Übung: Dynamisches Gleichgewicht unter Ablenkung

Diese Übung ist zugleich Abschluss und Ziel jedes Trainings. Sie trainieren damit, wieder sicher zu gehen, während Sie gleichzeitig etwas anderes tun. Genau das machen wir nämlich im Alltag ganz oft. Weil wir jetzt schon auf dem höchsten Niveau üben, gilt hier ganz besonders: Sicherheit ist oberstes Gebot! Nehmen Sie zunächst einen Ball in die Hand. Gehen Sie ganz normal, wobei Sie den Ball von einer Hand in die andere werfen. Der Wurf muss nicht hoch sein. Wichtig ist, dass Sie ganz normal gehen, während Sie sich selber mit dem Ball ablenken. Wenn Sie 30 Sekunden schaffen, ohne dass der Ball herunterfällt oder Sie sich abstützen müssen, können Sie die neu gewonnene Gangsicherheit körperlich spüren und können stolz auf sich sein.

Ein großer Helfer
Für die meisten Polyneuropathie-Patientinnen und -Patienten ist die dritte Übung schon recht anspruchsvoll. Das heißt: Am Anfang vielleicht noch zu schwierig. Damit Sie nicht lange trainieren müssen, bis es besser wird, wurde ein nützliches Hilfsmittel erfunden, das sich in der Praxis tausendfach bewährt hat und das viele bereits kennen: das Bitzer Pad. Es ist praktisch eine künstlich wackelige Unterlage. Wenn Sie darauf üben, verbessert sich Ihr Gleichgewicht sehr viel schneller. Für Polyneuropathie-Patienten ist dabei entscheidend: Verwenden Sie niemals ein Pad, das selber eine Gefahrenquelle darstellt, weil es entweder zu rutschig ist, zu breit oder so hoch, dass Sie beim Drübersteigen oder Üben daran hängenbleiben. Es gibt spezielle Pads für PNP-Patienten. In meinem Shop können Sie auch ein Balance Set für Chemotherapiepatienten bestellen, in dem Sie ein spezielles Balance Pad, eine Übungsanleitung und einen Übungsball finden.

Wer übt, wird belohnt
Das Training wirkt übrigens nicht nur dann, wenn bereits Symptome auftreten. Es wirkt auch vorbeugend, noch bevor Sie eine Chemotherapie antreten. Wenn Ihr Gleichgewichtssinn vor der Therapie dem eines geübten Sportlers entspricht, stehen Sie nach einer therapiebedingten Einschränkung immer noch besser da als viele Untrainierte. Dann können Sie immer noch den Alltag problemlos bewältigen. Und das wollen wir schließlich alle.