Kreatin kann bei manchen Erkrankungen die Nerven schützen - Aber hilft Kreatin bei Polyneuropathie?
Es wurde bereits nachgewiesen, dass Kreatin bei einigen neurologischen Erkrankungen helfen kann und die Nerven unter Umständen vor Schäden schützt.
Zum Beispiel bei der Amyotrophen Lateralsklerose und bei Schlaganfällen scheint das Kreatin eine schützende Wirkung auf die Nerven zu besitzen. Deshalb wird vermutet, dass das Kreatin auch bei Polyneuropathie hilfreich sein könnte. Es wird daneben angenommen, dass Kreatin die Myelinschicht, die die Nerven umgibt und die für die Weiterleitung von Signalen wichtig, ist schützen kann.
Außerdem wird Kreatin seit langem von Sportlern, insbesondere Bodybuildern verwendet. Man verspricht sich davon bessere Trainingseffekte und mehr Muskelwachstum. Da viele Menschen die an Polyneuropathie leiden ihre Muskulatur und Kraft verlieren hoffen viele, dass das Kreatin ihnen helfen könnte. In diesem Artikel möchte ich vorstellen, welche Studien es zum Thema gibt und ob Kreatin als Nahrungsergänzungsmittel bei Polyneuropathie Sinn macht. Und die Frage beantworten: Hilft Kreatin bei Polyneuropathie?
Kurz zusammengefasst: Kreatin hilft bei Polyneuropathie leider nicht
In Untersuchungen in denen Kreatin mit Placebos verglichen wurde stellte sich heraus, dass Kreatin bei Polyneuropathie keinen Nutzen bringt. Das Kreatin kann bei manchen Erkrankungen einen positiven Effekt auf den Energiestoffwechsel von Nervenzellen haben. Bei Polyneuropathie ist der Energiestoffwechsel allerdings nicht die Ursache der Erkrankung und das Kreatin hilft deshalb nicht.
Vielversprechend bei gesunden Sportlern und Mäusen
Kreatin zusätzlich zur normalen Ernährung als Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen bewirkt in Tierversuchen mit Mäusen eine gewisse Verbesserung der Muskelkraft. Auch bei jungen Männern wurde beobachtet, dass zumindest ein gewisser Effekt auf die Muskelfunktion besteht (auch wenn darüber keine vollständige Klarheit besteht und intensiv diskutiert wird).
Studien mit Polyneuropathie
Dass etwas an Tieren und mit jungen Sportlern funktioniert ist eine Sache, ob es mit Polyneuropathie-Patienten funktioniert muss aber zuerst überprüft werden werden.
In einer Studie der Universität von West Virginia wurde deshalb untersucht, ob Kreatin den Effekt von Krafttraining verbessern kann. Dazu wurden die Probanden in zwei Gruppen aufgeteilt, die beide Krafttraining betrieben. Eine der beiden Gruppen erhielt zusätzlich Kreatin, die andere Gruppe lediglich Placebos. Nach 12 Wochen Training zeigte sich in beiden Gruppen eine Verbesserung der Muskelkraft. Allerdings war dieser Effekt in beiden Gruppen gleich groß und das Kreatin bewirkte keine zusätzliche Verbesserung. (Hier können Sie die Studie nachlesen)
Übrigens wurde in der Studie auch erfasst, wie aktiv die Probanden im Alltag waren. Es zeigte sich auch hier keine Wirkung des Kreatins.
Es gab weitere Studien, in denen zwar Effekte auf den Stoffwechsel der Muskeln beobachtet wurden, es kam allerdings zu keiner Verbesserung der Kraft, der oder der Bewegungsfähigkeit der Polyneuropathie-Patienten (Doherty et al. 2001; Smith et al. 2006).
Das Kreatin hat also offenbar keine Effekte auf die Motorik von Polyneuropathiepatienten. Ob das Kreatin Schmerzen und Missempfindungen bei Polyneuropathie lindern helfen kann ist bisher leider in keinen hochwertigen Studien untersucht worden. Allerdings kann man annehmen, dass auch diesbezüglich kein Nutzen des Kreatins besteht.
Kreatin wirkt vermutlich nur auf den Energiestoffwechsel
Warum schützt das Kreatin aber dann bei anderen Nervenkrankheiten und hilft bei Polyneuropathie nicht?
Es scheint so zu sein, dass das Kreatin dann hilfreich ist, wenn Nervenkrankheiten den Energiestoffwechsel der Nerven beeinträchtigen. Das geschieht zum Beispiel, wenn bei einem Schlaganfall Sauerstoffmangel auftritt, oder wenn die Mitochondrien in den Nervenzellen nicht mehr richtig funktionieren. Dies ist allerdings bei der Polyneuropathie meistens nicht der Fall. Deshalb bringt das Kreatin offenbar keine Verbesserungen für Polyneuropathiepatienten mit sich.
Training ohne Nahrungsergänzungsmittel reicht aus
Auch wenn das Kreatin keine zusätzliche Wirkung bringt, kann man aus den vorgestellten Studie ein positives Fazit ziehen: Auch wer an Polyneuropathie leidet kann mit dem richtigen Training seine Muskelkraft verbessern. Und dazu braucht es noch nicht einmal zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel. Das Training allein stärkt die Muskeln bereits.
Das bedeutet dass man mit gezieltem Training dem langsamen Verfall der Fitness über den viele Menschen die an Polyneuropathie leiden entgegenwirken kann.
Wer etwas für sich tut wird also belohnt, auch wenn man an Polyneuropathie leidet.
Mehr Infos zur Ernährung bei Polyneuropathie finden Sie hier: Ernährung bei Polyneuropathie
Falls Sie durch die Polyneuropathie an Schmerzen leiden finden Sie hier Tipps zur Selbsthilfe: Schmerzen bei Polyneuropathie und was Sie dagegen tun können
Die passende Ernährung bei Polyneuropathie
Eine ausführliche Anleitung zur Ernährung bei Polyneuroapthie finden Sie hier: