Polyneuropathie hängt damit zusammen, ob Sie Schnarchen und insbesondere damit, ob Sie an Schlafapnoe leiden. Ich zeige Ihnen in diesem Artikel,
warum das der Fall ist und was Sie dagegen tun können. Denn Ihr bester Therapeut sind Sie selbst.
Ich habe immer wieder Patienten, die zwar Schnarchen, aber nicht wissen ob Sie Schlafapnoe haben oder sogar wissen, dass sie Schlafapnoe haben und diese aber ignorieren. Wenn man Polyneuropathie hat, dann sollte man aber unbedingt abklären, ob man Schlafapnoe hat und sie gegebenenfalls behandeln.
Schlafapnoe, bei der die Atmung während des Schlafs immer wieder aussetzt, kann die Entstehung von Polyneuropathie begünstigen. Das geschieht durch den wiederkehrenden Sauerstoffmangel, der während der Atemaussetzer auftritt. Dieser Mangel an Sauerstoff beeinträchtigt die Versorgung der Nerven und kann langfristig zu Schäden im Nervensystem führen. Bei Schlafapnoe verschließen sich die Atemwege bei Nacht, sodass keine Luft mehr hindurchströmen kann. Dies passiert insbesondere, weil die Atemwege zu eng sind und weil die Muskeln im Bereich der Atemwege zu wenig Spannung besitzen. Da die Atemwege versperrt sind, kann man auch nicht mehr atmen.
Die Folge ist Sauerstoffmangel. Wer an Schlafapnoe leidet, bei dem kommt es also jede Nacht zu unzähligen Episoden an Sauerstoffmangel. Und Sauerstoffmangel ist quasi Gift für die Nerven. Das Nervensystem kann es zwar problemlos aushalten, wenn kurze, kontrollierte Episoden an Sauerstoffmangel entstehen – zum Beispiel wenn man taucht oder den Atem absichtlich anhält – wenn der Sauerstoffmangel aber so häufig auftritt wie bei Schlafapnoe, dann nimmt das Nervensystem mit der Zeit Schaden.
Und geschädigte Nerven sind genau das was Polyneuropathie ausmacht. Schon seit Jahrzehnten liegen Studien vor in denen festgestellt wurde, dass die Signalübertragung in den Nerven bei Menschen mit Schlafapnoe verringert ist (Lüdemann et al. 2001). Genau das ist auch ein typisches Problem bei Polyneuropathie. Polyneuropathie ist bei den Menschen häufiger, die an Schlafapnoe leiden (Abelleira et al. 2021, Lüdemann 2001).
Schlafapnoe kann Polyneuropathie also auslösen, aber auch verschlimmern. Wer an Polyneuropathie leidet sollte sich also unbedingt auf Schlafapnoe untersuchen lassen. Das gilt insbesondere wenn man schnarcht. Viele schrecken allerdings davor zurück, dieses Thema anzugehen. Insbesondere, weil man nicht mit dem Arzt darüber sprechen möchte oder nicht ins Schlaflabor möchte. Manche haben auch Angst vor der Behandlung, weil Schlafapnoe oft mit einer Atemmaske behandelt wird, die viele als abschreckend empfinden. Es gibt dafür allerdings manchmal auch andere Lösungen.
Inzwischen gibt es auch technische Möglichkeiten, um selbst nachzumessen und zumindest einen Anhaltspunkt zu bekommen, ob Schlafapnoe vorliegen könnte. Man kann dazu ein medizinisches Pulsoximeter verwenden. Aber auch moderne Smartwatches und Smartringe können oft die Sauerstoffsättigung im Blut messen und aufzeichnen. Wenn Sie so ein Gerät die Nacht über tragen und feststellen, dass der Sauerstoffgehalt des Blutes schwankt, dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um Behandlungsmethoden zu suchen.
Wenn Sie sich ein Gerät zur Messung des Sauerstoffgehalts zulegen möchten, dann stellen Sie sicher, dass es über einen Speicher verfügt und die gemessenen Werte über Nacht aufzeichnen kann. Es gibt viele Geräte, die die Sauerstoffsättigung zwar messen, allerdings nicht speichern können. Diese Geräte sind für unseren Zweck nutzlos.
Ich habe aber auch immer wieder Patienten, die zwar wissen, dass sie Schlafapnoe haben, allerdings die Atemmaske bei Nacht nicht tragen. Nehmen Sie die Schalfapnoe aber nicht auf die leichte Schulter! Sie kann die Polyneuropathie verschlimmern und auch zahlreiche andere Probleme verursachen (nicht zuletzt auch Demenz).
Wer keine Maske tragen möchte und stattdessen andere Behandlungsmethoden aussprobieren will, der sollte unbedingt die Sauerstoffsättigung des Bluts überwachen, denn nur dann weiß man, ob die Methoden funktionieren.
Es gibt eine große Vielfalt an Produkten, die vorgeben, gegen Schlafapnoe zu helfen. Eine Einfache und etwas erfolgversprechende Variante sind Schlafanzüge in die am Rücken ein Polster eingenäht ist, sodass man nicht auf dem Rücken schlafen kann. Dass kann bei den Menschen funktionieren, bei denen die Schlafapnoe nur auftritt wenn sie auf dem Rücken liegen. Außerdem gibt es Kieferschienen und viele weitere Ansätze.
Wenn Sie so etwas ausprobieren möchten, dann verwenden Sie aber unbedingt ein Gerät, das die Sauerstoffsättigung bei Nacht messen kann, sodass Sie schwarz auf weiß sehen ob die gewünschte Wirkung erzielt wird. Und bitte scheuen Sie sich nicht davor, die Atemmaske zu verwenden, die oft von den Ärzten verschrieben wird. Sie ist in vielen Fällen die einzige Möglichkeit, die Schlafapnoe wirksam zu behandeln und sich vor ihren Folgen zu schützen.
Weitere Informationen zur Selbsthilfe bei Polyneuropathie durch Bewegung und Ernährung finden Sie hier: