Handschuhe bei Chemotherapie – Kleiner Trick, große Wirkung!

Mit Handschuhen bei Chemotherapie die Polyneuropathie verhindern!

Wir wollen Patienten helfen mit der Chemotherapie – schaden ihnen aber leider oft unabsichtlich und unvermeidlich: Die Chemotherapie hat schwere Nebenwirkungen, eine davon ist die Polyneuropathie. Jetzt aber zeigt eine Studie: Es könnte eine einfache, risikolose, kostengünstige Möglichkeit geben, das Auftreten von Polyneuropathie um über die Hälfte zu reduzieren. Das entscheidende Hilfsmittel - Gummihandschuhe - kostet bloß ein paar Cent …

Handschuhe schützen bei Chemotherapie vor Polyneuropathie

Kurz Zusammengefasst

Wenn man während der Chemotherapie-Infusion Kompressionshandschuhe trägt, kann man dadurch das Risiko für Polyneuropathie wesentlich reduzieren. Dazu genügen einfache OP-Handschuhe. Diese sollten eine Nummer zu klein gewählt werden. Außerdem sollten je zwei Handschuhe übereinander getragen werden um genügend Kompression zu erreichen.

Verblüffende Hilfe durch Handschuhe während der Chemotherapie-Infusion

Bisher waren Ärzte und Therapeuten relativ machtlos gegen die Polyneuropathie, die durch Chemotherapie ausgelöst wird. Es gab keine Mittel um die Polyneuropathie zu vermeiden und auch kaum welche um sie zu behandeln wenn Sie einmal auftrat. Allerdings gibt es neue Hoffnung. Denn jetzt zeigt eine japanische Studie unter Federführung von Shigeru Tsuyuki vom Red Cross Hospital in Osaka eine so verblüffend einfache wie wirksame Lösung: Handschuhe. Nein, keine technisch hochgerüsteten, volldigitalisierten Handschuhe 4.0, sondern ganz normale OP-Handschuhe für ein paar Cent das Paar.

Handschuhe bei Chemotherapie

Wie man die Handschuhe benutzt als Videoanleitung

90 Minuten, erstaunlicher Effekt

Die japanischen Wissenschaftler ließen ihre Probanden bei der Verabreichung des Wirkstoffes die OP-Handschuhe tragen. Und zwar angefangen 30 Minuten vor Gabe der Chemotherapie, während der 30 Minuten der Verabreichung und 30 Minuten danach. Insgesamt also lediglich 90 Minuten für einen überraschenden, ungeahnt großen Effekt.

Der Trick dabei

Weil sich jetzt natürlich jede(r), fragt, weshalb simple Handschuhe Polyneuropathie verhindern können: Es war ein Trick dabei. Die Patientinnen und Patienten trugen keine Handschuhe ihrer Größe, sondern eine Nummer kleiner. Und sie trugen nicht ein Paar, sondern zwei. Spätestens hier erkennt jede erfahrene Pflegekraft das Wirkprinzip dahinter: Kompression. Was natürlich naheliegt, aber was die Wissenschaft durch zusätzliche Studien bestätigen möchte.

Auch mit der richtigen Bewegung können Sie sich gegen die Polyneuropathie helfen!

Probieren geht über Studieren

Einstweilen kann man bei der Behandlung von Krebspatientinnen und Krebspatienten auf diese weitergehende Abklärung verzichten, denn die Wirkung der simplen Handschuhe in der japanischen Studie während der Chemotherapie war enorm: Das Auftreten von chemotherapie-induzierter Polyneuropathie sank von 76,1 Prozent auf 21,4 Prozent für sensorische Polyneuropathien und von 57,1 Prozent auf 26,2 Prozent für motorische Polyneuropathien. Das ist umwerfend. Und alles nur wegen ein paar Handschuhen; genauer: wegen zwei Paaren.

Handschuhe bei Chemotherapie Polyneuropathie (motorisch)

Brillantes Design

Wobei das Design der Studie geradezu brillant war, um Konfundierung (verfälschte Ergebnisse) zu vermeiden: Es wurde nicht wie üblich mit einer Testgruppe und einer Kontrollgruppe getestet, sondern viel einfacher: Alle Probanden trugen die Handschuhe nur an einer Hand. Die andere blieb frei – und litt. Für die Betroffenen mag das unangenehm sein, für den Nachweis der Wirksamkeit ist das praktisch ideal.

Das Wirkprinzip der Handschuhe bei Chemotherapie

Die Kompression durch die Handschuhe verringert die Durchblutung: Es wird weniger chemischer Wirkstoff in die Finger gespült und damit die Nerven der Finger auch weniger geschädigt. Um Skepsis zu beschwichtigen: Nein, ein OP-Handschuh, selbst wenn er eine Nummer zu klein und doppelt getragen wird, kann keine menschliche Hand so einschnüren, dass sie Schäden davonträgt. Ganz im Gegenteil. Was ohnehin keine Frage ist, denn: Niemand zwingt Patienten dazu, den Handschuh überzustreifen. Sollte einem Patienten die Kompression unangenehm werden, kann er die Handschuhe jederzeit ablegen. Wichtig ist allein: Es gibt kein Risiko, wenn er oder sie die Handschuhe während der Gabe der Chemotherapie anbehält.

Eis-Handschuhe während der Chemotherapie haben denselben Effekt

Eine weitere japanische Studie zeigt übrigens, dass der gleiche Effekt auch durch Kälte zu erreichen ist (Kanbayashi et al. 2020). Dazu gaben die Wissenschaftler einer Gruppe Probanden kühlende Handschuhe, die einem Kühlakku ähneln in den man die Hand steckt. Diese trugen Sie für 60 Minuten während sie die Chemotherapie erhielten. Eine zweite Gruppe erhielt Kompressionshandschuhe, die sie genau wie hier beschrieben verwendete. Das Ergebnis der beiden Gruppen war fast identisch.

Wenn Sie Zugang zu solchen Kältehandschuhen haben können Sie also wählen, was Ihnen angenehmer ist. Falls Sie an einer Latexallergie leiden sollten Sie ebenfalls versuchen, Eishandschuhe zu bekommen. Ansonsten können Sie einfach die beschriebenen Gummihandschuhe nehmen.

Warum machen das nicht längst alle?

Wenn ein simpler Handschuh so genial wirkt, warum lassen ihn dann nicht sämtliche Kliniken und Praxen anlegen? Weil die japanische Studie in wissenschaftlichen Zeitspannen gerechnet nagelneu ist: Sie wurde erst im September vergangenen Jahres veröffentlich. Wenn Sie der/die Erste in Ihrer Praxis oder auf Ihrer Station sind, der oder die davon erfährt: Sprechen Sie bitte darüber!

Aus einem einfachen Grund: Nur so erfährt der/die Interessierte davon. Das ging auch mir so: Ich bekam den Tipp mit der Studie von Dr. Isabell Pfeiffer, die bei Celgene in München arbeitet. Wer die Studie lesen möchte: Hier geht's zur Studie.

Weitersagen!

Jetzt geht es darum, die frohe Botschaft möglichst schnell möglichst vielen weiterzusagen. Damit kein Mensch unnötig leiden muss. Und damit der Handschuh-Trick in der Praxis erprobt werden kann. Nur so entsteht auch nützliches Feedback, das mich natürlich sehr interessiert. Schreiben Sie mir doch, wie Sie darüber denken und/oder was die Diskussion im KollegInnenkreis ergeben hat: Email

Oder versenden Sie diesen Artikel weiter.

Hier finden Sie übrigens einen ausführlichen Artikel zu Übungen bei Polyneuropathie durch Chemotherapie
Wenn Sie sich für körperliches Training trotz Krebs interessieren finden Sie hier ausführliche Informationen: Training gegen Krebs

Auch mit der richtigen Bewegung können Sie sich gegen die Polyneuropathie helfen!

Was wollt ihr wissen?

Schadet Krafttraining dem Herzen? Kriegt man vom Joggen Arthrose? Gibt es einen Fettverbrennungspuls? Interessante Fragen – wenn ihr sie stellt. Die Blog-Texte in dieser Reihe sind nämlich nicht nur für euch, sondern auch von euch. Welche Fragen brennen euch auf den Nägeln?

Jede Frage wird beantwortet

Viele schicken mir E-Mails mit ihren Fragen. Andere fragen mich, wenn ich zur Behandlung bei ihnen bin. Wieder andere rufen an. Egal: Jede Frage wird beantwortet. Versprochen. Denn eins ist klar: Wer fragt, ist fitter. Gesundheit, Fitness, Wellness, in jedem Lebensalter leistungsfähig sein und sich wohl in der eigenen Haut fühlen – das alles beginnt nicht mit der wöchentlichen Joggingrunde oder dem Studiobesuch, sondern im Kopf. Der klügere Kopf sitzt auf dem fitteren Körper: Mens sana in corpore sano. Wer klüger ist, ist gesünder. Wer fragt, kriegt Antworten. Wer mehr Antworten hat, hält sich leichter und besser fit. Zum Beispiel auch mit Kurz- und Kugelhantel – das war die erste Frage: Schadet Krafttraining dem Herzen?

Schadet Krafttraining dem Herzen?

Diese Frage höre ich häufig. Immerhin starben früher einige bekannte Bodybuilder am Herzinfarkt. Das wissen viele. Was viele nicht wissen: Sie starben nicht wegen des Krafttrainings, sondern wegen der Steroide, die sie schluckten. Und obwohl diese Todesursache nahe liegt, glaubte man lange Zeit: Ausdauertraining ist gut fürs Herz – Krafttraining ist gut für die Muskeln.

Erst vor circa zehn Jahren konnten wissenschaftliche Studien nachweisen, dass das so nicht stimmt. Dass vielmehr richtig ist: Krafttraining ist nicht nur für die Muskeln gut, sondern auch für das Herz. Weil es den Herzmuskel kräftigt, wenn er viel Blut in die Muskulatur pumpen muss, weil Sie gerade mit 50 kg auf der Hantelstange Kreuzheben machen. Ergo: Ausdauertraining ist gut. Krafttraining ist gut. Am besten ist natürlich beides zusammen, schön abwechselnd.

Aber Joggen geht doch auf die Gelenke!

Das hört man auch oft. Weil es so viele Jogger im Knie haben. Oder im Kreuz. Und außerdem: Wenn man immer und immer wieder das Knie mit dem ganzen Körpergewicht stoßartig belastet – das kann doch gar nicht gesund sein!

Doch. Kann es. Und ist es. Denn der physiologische Zusammenhang ist genau umgekehrt: Alles am Körper, das sachgerecht belastet wird, nutzt sich dadurch nicht ab, sondern wird dadurch stärker. Das entscheidende Wort ist dabei: „sachgerecht.“ Natürlich macht sich jede(r) das Knie oder das Kreuz kaputt, der oder die binnen eines Quartals vom Schreibtisch weg auf Halbmarathon trainiert: Das ist schlicht zu viel, zu heftig, zu intensiv. Denn Gelenke, Knochen und Knorpel brauchen sehr viel länger als das Herz-Kreislaufsystem, um sich an die gestiegene Belastung anzupassen. Diese Zeit sollte man/frau ihnen geben. Es gibt einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied zwischen sinnvoller Bewegung und Überforderung. Kennen Sie ihn?

Die wichtigste Frage

Tatsächlich ist das die wichtigste Frage für alle, die sich bewegen und dabei gesund und fit bleiben/werden möchten: Wie viel tut mir gut? Wie viel ist genau richtig für mich? Viele muten sich zu wenig zu, schonen sich ängstlich und schaden damit ihrer Gesundheit. Wenn zum Beispiel eine Frau mitte 30 seit fünf Jahren Bizeps-Curls mit 3 kg macht – das ist Selbstbetrug. Wenn Männer bei der Rumpfbeuge vor oder nach dem Freitagskick seit Jahren mit den Fingerspitzen bis zum Knie kommen – was soll das? Aber gekickt wird dann wie die Weltmeister – und hinterher zwickt’s halt. Krasse Unter- und krasse Überforderung an einem einzigen Trainingsabend – Wahnsinn. Und das Jahr für Jahr. Dass man sich damit ruiniert, ist logisch. Die Goldene Mitte zu finden, ist gar nicht so leicht. Aber es ist möglich.

Sporteln kann jede(r). Klug trainieren nur wenige. Wenn Ihr also im Zweifel seid, ob Ihr auf der Goldenen Mitte trainiert: Fragt doch! Am besten jemand, der sich damit auskennt. Bleibt noch eine unserer Anfangsfragen offen: Gibt es den berühmten Fettverbrennungspuls?

Alle reden darüber. Erst neulich wieder im Studio meinte eine: „Brems dich! Wenn du mehr als 130 Puls hast, verbrennst du zu wenig Fett!“ Stimmt das? Worauf tippen Sie? Es gibt eine Antwort. Bald. An dieser Stelle.

Lass es krachen!

Wie viel muss ich trainieren, damit es was bringt? Das werde ich oft gefragt. Viele kennen die Antwort nicht und machen aus Angst, zu viel zu tun, zu wenig. Und wundern sich, dass der gewünschte Effekt ausbleibt. Sport ist in dieser Hinsicht wie ein Medikament: Wirkt, wenn die Dosis stimmt. Kennen Sie Ihre?

Sport ist nicht gleich Sport

„Ich tu was für meine Gesundheit!“, sagen viele, die Sport treiben. Wenn ein Diabetiker zum Beispiel zum Walking rausgeht, erzielt er damit tatsächlich einen kleinen positiven Einfluss auf seine Erkrankung – wenn er drei Stunden in der Woche walkt. Drei Stunden? Bisschen viel, finden einige.
Würde der Diabetiker statt der drei Stunden Walking sich auch bloß eine Viertelstunde auf den Hometrainer setzen und so intensiv reintreten, dass er ins Schwitzen kommt – dann würde er in der viel kürzeren Zeit einen viel größeren Effekt für seine Gesundheit erzielen als wenn er drei Stunden walkt. Das hören viele nicht gern.

„Sanftes Training“ ist Unfug

Spazieren gehen, walken, eine Runde schwimmen, mit dem Rad ein bissel rausfahren – das sind angenehme Betätigungen. Angenehm ist aber nicht gleich gesundheitseffektiv. Nicht, wenn ich drei lange Stunden walken muss, um den Effekt von 15 kurzen Intensiv-Minuten auf dem Ergometer zu erreichen. Populär ist das nicht.
In Magazinen und Studios wird gerade heftig für „Sanftes Krafttraining für Frauen“ geworben. Entschuldigung, aber so etwas gibt es nicht. Genauso wenig wie es weiße Rappen gibt. Man kann Kraft nicht sanft trainieren. Wer nicht dabei schwitzt, baut keine Kraft auf.

Die 70%-Regel

Die Wissenschaft hat längst herausgefunden: Wenn Sie nicht mindestens 70 Prozent Ihrer Maximalkraft bei einer Kraftübung einsetzen, tut sich zum Beispiel für die Knochendichte gar nichts. Wer über die magische 70%-Schwelle geht, wird mit dichteren Knochen belohnt, die stabiler und damit bruchsicherer sind.

Nehmen wir Bianca, fit, 28 und zierlich gebaut.
Mit äußerster Anstrengung kriegt sie beim Bizeps-Curl die 7 kg-Kurzhantel gerade ein Mal bis zur Schulter hoch: ihre momentane Maximalbelastung. Nach diesem Test trainiert sie einmal die Woche jeweils drei Sätze à 20 Wiederholungen mit einer 3-kg-Hantel. Sie hat danach das Gefühl, dass sie etwas getan hat und dem Hantelprogramm gerecht wurde, das sie in der neuesten Ausgabe eines Hochglanz-Fitnessmagazins gelesen hat. Aber davon werden weder ihre Muskeln stärker noch ihre Knochen. Weil die Belastung unterhalb der 70%-Schwelle liegt. Sie hat sich zwar bewegt und ihre Kraftausdauer wuchs. Aber nicht ihre Muskelstärke und ihre Knochendichte.

Sie möchten beides? Dann folgen Sie der 70 Prozent-Regel. Von dieser haben Sie noch nie etwas gehört oder gelesen? Raten Sie mal, warum nicht. Weil sie nicht in ist. Nicht „sanft“ genug. Die Regel ist nicht sanft, sie ist wirksam. Was ist Ihnen lieber?

Doppelt besser

Der Regel zu folgen ist gleich doppelt besser. Denn eins ist ja wohl klar: Es kostet Sie und mich viel mehr Zeit und Überwindung, drei Kilo 20 Mal zu heben als fünf Kilo zehn Mal. Außerdem haben wir doch alle schon die Erfahrung gemacht: Ein schweres Gewicht wenige Male zu stemmen fühlt sich weitaus befriedigender an als ein „Fliegengewicht“ gefühlt fünfzig Mal herumzuwerfen. Da ist nix bei. Sanft?

Sanft ist Käse. Gymnastik oder Massage dürfen sanft sein. Training ist nicht sanft. Entweder du trainierst oder du sitzt in der Badewanne mit netter Musik, Kerzenlicht und einem Glas Wein. Wer das Badewannenkuschelerlebnis beim Training sucht, leidet unter Beschwerden, die keine körperliche Ursache haben … Tragische Konsequenzen hat dieser Irrtum, wenn es wo zwickt.

Wenn’s wo zwickt

Wo zwickt’s denn? Kein Problem: Dann macht man was und dann ist es auch schon besser. Horst zum Beispiel hat’s im Kreuz. Also zeigt ihm der Studio-Instructor zwei wirklich gute Übungen, die macht Horst und: „Immer noch nicht besser! Ich glaube, das muss man operieren!“ Jetzt echt?
Horst sitzt sich angefangen von Schule über Ausbildung bis heute ins Büro seit 20 Jahren ununterbrochen das Kreuz am Schreibtisch kaputt, fünf Tage die Woche, zehn Stunden pro Tag. Er macht dazu noch sechs Stunden Spinning die Woche und wundert sich, dass zweimal drei Minuten Kreuzübungen keine Wunderheilung bringen? Horst hat’s wohl nicht nur im Kreuz …

Als die Schmerzen nach dem Absteigen vom Spinning-Bock mal wieder so heftig sind, dass er sich kaum aufrichten kann, macht er „aus reiner Verzweiflung“ seine zwei Übungen immer und immer wieder. Eine halbe Stunde lang. Danach ist er schmerzfrei. Seit Monaten zum ersten Mal. Weil er endlich schlau/geplagt genug war, um die richtige Dosis zu trainieren. Die Dosis bringt die Wirkung. Und den Spaß.

Die Dosis bringt den Kick!

Du willst doch nicht auch noch beim Training mit Handbremse leben! Mensch, nirgendwo haben wir noch Gelegenheit, mal so richtig Vollgas zu geben, körperlich zu zeigen, was wirklich in uns steckt, alles zu geben, uns bis zur erlösenden Erschöpfung zu verausgaben, es der Welt zu zeigen, dass wir es immer noch draufhaben. Nie darfst du was machen.
Deshalb baut der Körper doch mit den Jahren so dramatisch ab. Nicht wegen des Alters! Sondern wegen des zweckfremden Gebrauchs. Der Körper ist so dankbar, wenn du ihn regelmäßig bis zur Belastungsgrenze und darüber hinaus forderst. Deshalb reagiert er auch so super drauf. Er lohnt es dir! Lass ihn ran, lass ihn raus! Lass es krachen!

Die richtige Dosis finden

Heißt das, dass wir uns täglich voll verausgaben müssen? Nein, genau das nicht. Training bis zum Blackout ist zwar auch ein Spaß, aber das Gegenteil von gesund. Wer wirklich etwas für sich und seine Gesundheit tun möchte, sollte im Bereich zwischen den 70 Prozent und dem Blackout bleiben.
Das ist im Prinzip leicht, wenn man mal für sich und seine Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Schnelligkeit herausgefunden hat, wo die 70%-Schwelle liegt. Das muss niemand alleine herausfinden. Ich helfe Ihnen gerne dabei. Anruf (Tel. 0176 66 86 91 51) oder Mail genügt. Dafür sind wir Trainer schließlich da.

Wie Sie trotz Chemotherapie beweglich bleiben

Die Medizin verfügt heutzutage über viel bessere Methoden zur Chemotherapie als früher. Die Überlebenschancen von Krebserkrankten liegen sehr viel höher als noch vor zehn Jahren. Leider kommt es im Zuge einiger Chemotherapien zu Nervenschäden – der Polyneuropathie (PNP). Das Gleichgeweicht leidet. Schmerz und Missempfindungen treten auf. Die Sturzgefahr steigt. Viele trauen sich nicht mehr, am alltäglichen sozialen Leben teilzunehmen. Manchmal muss die Dosis der Chemotherapie gesenkt oder diese sogar ganz abgebrochen werden. Ein neues spezielles Übungsprogramm kann jedoch helfen.

Das Polyneuropathie-Training
Bis vor kurzem gab es tatsächlich noch kein Mittel gegen die Nervenschäden. Weder Medikamente noch Vitamine oder die Elektrostimulation konnten helfen. Außerdem wirkt die Polyneuropathie dosis-beschränkend. Oft muss die Chemotherapie abgebrochen oder niedrig dosiert werden, weil die Polyneuropathie zu schlimm wird. Dementsprechend sind dann leider oft auch die Behandlungsergebnisse nicht so gut wie erhofft. Seit neuestem jedoch gibt es ein Training, das bislang noch den wenigsten bekannt ist, weil es so neu ist. Die Nachweise seiner Wirksamkeit sind überzeugend: Das Polyneuropathie-Training ist die bislang einzige bekannte Intervention, die wirklich hilft. Und das Schönste daran: Sie können es selber machen. Ohne große Hilfsmittel. In wenigen Minuten. Da dieses hilfreiche Programm in der Praxis der Krebsbehandlung so neu ist, dass es noch nicht großflächig verbreitet ist, habe ich das Training so konzipiert, dass Sie es bei sich zu Hause in den eigenen vier Wänden einfach und schnell anwenden können. Das einzige Trainingsgerät, das man benötigt ist ein Balance Pad.

Das Trainings- und Wirkprinzip
Ein weiterer Vorteil: Das Training strengt nicht an und es gibt deutliche Hinweise darauf, dass es selbst dann wirkt, wenn Sie „nur“ zweimal die Woche für 8 Minuten Zeit finden. Bei diesem Trainingsumfang zeigten sich in einer Studie der Sportonkologie der Universitätsklinik Freiburg deutliche Verbesserungen des Gleichgewichts und sogar der Missempfindungen in den Füßen. Besser noch: Die „Nebenwirkungen“ sind alle positiv. Eine davon ist, dass es umso mehr Spaß macht, je eher es zur Alltagsroutine wird. Die Freude am Training stellt sich vor allem dann ein, wenn Sie stand- und gehsicherer werden und sich wieder trauen, aus dem Haus zu gehen oder sogar wieder Sport zu treiben. Jedoch ist es während der Chemotherapie auch schon als großer Erfolg zu betrachten, wenn Ihr Gleichgewicht sich nicht verschlechtert. Aber Training ist doch immer anstrengend und belastend? Dieses nicht. Denn statt Muskeln zu trainieren (anstrengend), wird das Gehirn trainiert (keine körperliche Anstrengung nötig). Das Gehirn lernt, die Schäden an den Nerven auszugleichen. Es lernt, aus dem Wenigen, was an Nervensignalen im Gehirn ankommt, einfach mehr zu machen. Dahinter steht das universelle Trainingsprinzip: Was Sie trainieren, verbessert sich. Was Sie üben, können Sie besser. So haben wir als Kinder alle Radfahren gelernt: Am Anfang noch wackelig, aber dann mit jedem zurückgelegten Meter immer sicherer. Das ist das Trainingsprinzip. Es liegt auch dem folgenden einfachen Programm zugrunde.

Das Trainingskonzept
Das Training stärkt jene Fähigkeiten, auf die es in Ihrem Alltag ankommt: Sicher Gehen, sicher Stehen – und dann beides jeweils unter Ablenkung. Denn wenn Sie zum Beispiel in der City zu Fuß unterwegs sind, möchten Sie auch unter der vielfachen Ablenkung einer lebhaften Innenstadt sicher stehen und gehen. Das komplette Programm umfasst deshalb insgesamt 16 Übungen und Varianten sowie einen Selbsttest zur Trainingssteuerung. Aus Platzgründen konzentrieren wir uns im Folgenden auf drei zentrale Übungen. Zuvor einige Sicherheitshinweise, die Sie unbedingt beachten sollten.

Sicherheit geht vor

Wenn Sie das Gleichgewicht trainieren, sorgen Sie bitte immer dafür, dass nichts passieren kann, wenn Sie einmal die Balance verlieren. Das heißt: Bei Übungen im Stehen am besten in einem Türrahmen üben. Damit Sie nötigenfalls sich sofort mit beiden Händen abstützen können. Bei Übungen im Gehen: Immer an der Wand lang – oder am Rücken eines Sofas. Und niemals in der Nähe von Glasschränken oder -türen, dem guten Geschirr oder anderen zerbrechlichen Dingen. Wenn ein Partner neben Ihnen hergeht, gibt das zusätzlich Sicherheit – ist aber nicht unbedingt nötig. Wenn Sie einen schlechten Tag erwischt haben, unter Schwindel, Fieber oder einem Infekt leiden, wenn es zu Blutungen kam oder Sie außerordentlich erschöpft oder müde sind, wenn schon vor dem Üben der Puls hoch ist oder bei Übelkeit sollten Sie nicht üben. In diesen Situationen ist Abwarten und Erholen immer besser als Aktionismus. Insbesondere in den ersten 24 Stunden nach Gabe der Chemotherapie sollten Sie das Training aussetzen.

1. Übung: Statisches Gleichgewicht im „Tandemstand“
Sicher und fest zu stehen, ist oft schon eine Herausforderung. Das Polyneuropathie-Training beginnt deshalb mit der einfachsten Übungen: freihändiges Stehen, 30 Sekunden lang. Wenn Sie das zwei, drei Tage hintereinander mühelos schaffen, dann gehen Sie zum Tandem-Stand über. Stellen Sie einen Fuß hinter den anderen auf den Boden. Der große Zeh des hinteren berührt dabei die Ferse des vorderen Fußes. Das ist der (geschlossene, nicht versetzte) Tandem-Stand. Und wieder: Versuchen Sie, 30 Sekunden zu schaffen. Wenn es Ihnen (noch) nicht gelingt, bleiben Sie einfach so lange stehen wie es geht. Und probieren es noch einmal. Nach einigen Versuchen schaffen Sie einige Sekunden mehr: Das ist ein Erfolg! Jede Sekunde zählt. Wenn diese Variante Sie nicht mehr herausfordert, probieren Sie die Steigerung mit geschlossenen Augen.

2. Übung: Dynamisches Gleichgewicht im Gehen

Diese Übung steigert Ihr dynamisches Gleichgewicht und Ihre Gangsicherheit. Gehen Sie wie in Zeitlupe. Versuchen Sie, bei jedem Schritt das Bein ungefähr zwei Sekunden in der Luft zu halten. Auf diese Weise stehen Sie bei jedem Schritt sekundenlang auf einem Bein – das trainiert Ihr Gleichgewicht intensiv und in der Bewegung. Und immer daran denken: an der Wand oder dem Sofarücken entlang! Bei dieser Übung gilt: Je langsamer Sie gehen, desto besser. Fünf Sekunden das Bein während des Schreitens in der Luft zu halten sind besser als drei. Auch beim Gehen gilt: Ziel sind immer 30 Sekunden zu üben. Vielleicht nicht gleich beim ersten Mal. Versuchen Sie einfach, beim nächsten Mal ein paar Sekunden mehr herauszuholen. Wer dagegen 30 Sekunden auf Anhieb schafft: Prima. Auf zur nächsten Übung!

3.Übung: Dynamisches Gleichgewicht unter Ablenkung

Diese Übung ist zugleich Abschluss und Ziel jedes Trainings. Sie trainieren damit, wieder sicher zu gehen, während Sie gleichzeitig etwas anderes tun. Genau das machen wir nämlich im Alltag ganz oft. Weil wir jetzt schon auf dem höchsten Niveau üben, gilt hier ganz besonders: Sicherheit ist oberstes Gebot! Nehmen Sie zunächst einen Ball in die Hand. Gehen Sie ganz normal, wobei Sie den Ball von einer Hand in die andere werfen. Der Wurf muss nicht hoch sein. Wichtig ist, dass Sie ganz normal gehen, während Sie sich selber mit dem Ball ablenken. Wenn Sie 30 Sekunden schaffen, ohne dass der Ball herunterfällt oder Sie sich abstützen müssen, können Sie die neu gewonnene Gangsicherheit körperlich spüren und können stolz auf sich sein.

Ein großer Helfer
Für die meisten Polyneuropathie-Patientinnen und -Patienten ist die dritte Übung schon recht anspruchsvoll. Das heißt: Am Anfang vielleicht noch zu schwierig. Damit Sie nicht lange trainieren müssen, bis es besser wird, wurde ein nützliches Hilfsmittel erfunden, das sich in der Praxis tausendfach bewährt hat und das viele bereits kennen: das Bitzer Pad. Es ist praktisch eine künstlich wackelige Unterlage. Wenn Sie darauf üben, verbessert sich Ihr Gleichgewicht sehr viel schneller. Für Polyneuropathie-Patienten ist dabei entscheidend: Verwenden Sie niemals ein Pad, das selber eine Gefahrenquelle darstellt, weil es entweder zu rutschig ist, zu breit oder so hoch, dass Sie beim Drübersteigen oder Üben daran hängenbleiben. Es gibt spezielle Pads für PNP-Patienten. In meinem Shop können Sie auch ein Balance Set für Chemotherapiepatienten bestellen, in dem Sie ein spezielles Balance Pad, eine Übungsanleitung und einen Übungsball finden.

Wer übt, wird belohnt
Das Training wirkt übrigens nicht nur dann, wenn bereits Symptome auftreten. Es wirkt auch vorbeugend, noch bevor Sie eine Chemotherapie antreten. Wenn Ihr Gleichgewichtssinn vor der Therapie dem eines geübten Sportlers entspricht, stehen Sie nach einer therapiebedingten Einschränkung immer noch besser da als viele Untrainierte. Dann können Sie immer noch den Alltag problemlos bewältigen. Und das wollen wir schließlich alle.

Verletzungsprophylaxe für Sprunggelenk und Knie beim Laufen

Eines der am weitesten verbreiteten Probleme im Sport sind Umknicken am Sprunggelenk und Bandverletzungen dort und am Knie, deshalb ist die Verletzungsprophylaxe hier besonders wichtig. Ich stelle heute ein Training vor, das Spaß macht und die Wahrscheinlichkeit sich zu verletzen nachgewiesenermaßen deutlich senkt. Als extra Bonbon macht es Sie sogar schneller!

Die häufigste Sportverletzung überhaupt ist das Suppinationstrauma – das umgangssprachliche Umknicken. Wer eine solche Verletzung einmal erlebt hat weiß, dass das Risiko einer erneuten Verletzung nach einmaligem Trauma deutlich erhöht ist. Mit jeder erneuten Verletzung steigt das Risiko für Spätschäden. Wer bisher Glück hatte und ohne Verletzung davongekommen ist, aber auch wen es bereits erwischt hat, kann mit dem folgenden Training zur Verletzungprophylaxe verhindern und/oder zurück zu stabilen Gelenken finden.

Am häufigsten kommt es zu Sprunggelenkverletzungen, wenn der Sportler mit einer falschen Fußstellung zu weit auf der Außenkante des Fußes auftritt. Ist das einmal geschehen, führt kein Weg mehr am Umknicken vorbei. Der Vorgang passiert einfach zu schnell, um noch reagieren zu können.
Auch noch so feste Bänder und noch so starke Muskeln können in diesem Moment eine Verletzung nicht mehr verhindern. Die einzig wirksamen Gegenmittel waren bisher Schienen und Bandagen – doch kein Sportler trägt diese gerne dauerhaft. Die bessere Alternative ist, die Koordination zu trainieren und auf diese Weise sicherzustellen, dass man den Fuß automatisch, das heißt ohne bewusste Aufmerksamkeit, immer sauber aufsetzt. Zwei von drei Verletzungen am Sprunggelenk und die Hälfte der Verletzungen am Knie können so vermieden werden.

Um das zu erreichen, sind Übungen entscheidend, bei denen die Gelenkstellung dauernd wahrgenommen und korrigiert wird. Wenn das Nervensystem lernt, den Bewegungsapparat auf ständig wechselnde Gegebenheiten anzupassen, ist es auch in der Lage, verletzungsträchtige Situationen von vorneherein zu vermeiden. Perfekt dafür sind wackelige Positionen wie das Stehen auf einem Bein.

Wie bei jedem Training sollten Sie zunächst Ihren Ist-Zustand bestimmen, um die korrekte Trainingsintensität zu wählen. Dazu ein kleiner Test:
Versuchen Sie, 30 Sekunden auf einem Bein zu stehen. Wenn Ihnen das gelingt, versuchen Sie dabei zur Decke zu schauen. Auch kein Problem? Dann bitte das Ganze mit geschlossenen Augen. Wer schon bei der ersten Aufgabe scheitert, bewegt sich mit deutlich erhöhtem Verletzungsrisiko und sollte dringend aktiv werden.

Wichtigstes Hilfsmittel für das Training ist ein Schaumstoffkissen, in Fachkreisen „Balance Pad“ genannt, oder – für Fortgeschrittene – ein Ballkissen. Wer noch kein Material besitzt, kann zunächst auch eine Decke vom Sofa zusammenrollen und sich darauf stellen. Das Wichtigste ist, dass der Untergrund etwas instabil wird.

Das Training beginnt mit dem einfachen Einbeinstand auf ganz normalem Boden. Wer diesen schafft, darf auf den nächsten Level; die eben beschriebene wackelige Unterlage. Stehen Sie auf einem Bein und halten Sie diese Position 15 Sekunden so ruhig wie möglich. Das Ganze wiederholen Sie zehn Mal pro Bein.

Die nächste Übung nähert sich schon deutlicher der Laufbewegung an. Legen Sie Ihr Balance Pad vor sich auf den Boden und machen Sie einen Hüpfer darauf, den Sie auf einem Bein landen und dann balancierend 5 – 10 Sekunden halten. Steigern Sie die Sprungentfernung bis zu einem Meter. Stellen Sie vorher sicher, dass Ihr Sprungziel nicht wegrutschen kann und verzichten Sie für diese Übung auf das zu instabile Ballkissen, um Stürze zu vermeiden.

Wer diese Übung meistert, steigt in die Königsklasse der Verletzungsprophylaxe auf: Übungen mit abgelenkter Aufmerksamkeit. Nur damit lernt Ihr Körper, Sie beim Sport ganz automatisch zu schützen.
Beim Joggen können Sie schließlich nicht permanent auf Ihre Gelenkstellung achten.

Nehmen Sie für die passende Ablenkung einen Ball zu Hilfe. Stehen Sie auf einem Bein und prellen Sie den Ball oder werfen Sie ihn gegen die Wand und fangen ihn wieder. Seien Sie kreativ, jonglieren Sie im Einbeinstand oder lassen Sie sich andere komplexe Bewegungen einfallen. Werfen Sie sich mit einem Trainingspartner die Bälle zu. Ist der Bewegungsablauf auch unter allerlei Ablenkung erst im Kleinhirn abgespeichert, können Sie fast automatisch Ihr Gleichgewicht halten.

Nutzen Sie jede Gelegenheit, um Ihr Gleichgewicht auch während des Laufens zu trainieren. Balancieren Sie auf Steinen und Wurzeln im Wald, auf Randsteinen in der Stadt und falls im Park eine Slackline aufgebaut ist, halten Sie kurz an und balancieren Sie darauf.

Ein solches Training ist nicht nur als Verletzungsprophylaxe geeignet. Interessanterweise steigert es auch die Schnellkraft. Das heißt, die vorhandene Kraft kann deutlich schneller aufgebracht werden, obwohl sich die Maximalkraft dabei nicht erhöht. Nicht zuletzt deshalb hat Balancetraining in den Spitzensport, unter anderem bei Skispringern, Einzug gehalten. Auch wer seinen Antritt verbessern will, profitiert vom Gleichgewichtstraining.

Mit diesen wenigen einfachen Zusatzübungen erhalten Sie gleichsam ein ganzes Paket an positiven Effekten. Und das Beste daran: Das Training macht viel Spaß.